Letzte Woche

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

***Hans-Joachim Lenz und die Maskulisten * Google-Knol-Collections * Transphobie * Zyklische Zahl * Tübinger Einleitung in die Philosophie * Sarrazin und die Bundesbank***

Ich fühlte mich schon etwas geschmeichelt, als Hans-Joachim Lenz mich letzte Woche bat, für ihn seine Distanzierung von der Nierensteiner Erklärung in Wikipedia zu veröffentlichen. Vorausgegangen war in Wikipedia im Artikel Männerbewegung eine nervenzerschleißende Diskussion mit Maskulisten, die die Geschichte der Männerbewegung umschreiben möchten und hierfür auch die Wikipedia entdeckten. Maskulisten sind Antifeministen und Hans-Joachim Lenz veröffentlichte mit einigen zusammen in einem Buch zum Thema Männerbefreiung über "Männer als Opfer". Prompt wurde er vereinnahmt. Als sich nun ein Teil dieser BuchautorInnen in Nierenstein traf und eine maskulistische Erklärung verfasste, war es an der Zeit für Herrn Lenz, sich nun offiziell hiervon zu distanzieren und klar zu stellen, dass er für Geschlechterdemokratie eintritt. Allein das neutrale Posten dieser Stellungnahme brachte mir jedoch einige Unbill ein. Was mal wieder zeigt, was für ein brutales Pflaster Wikipedia inzwischen geworden ist. Stellungnahme in Wikipedia

Da lobe ich mir doch Google-Knol. Ich kann schreiben, was ich will und keiner meckert rum. Naja, ein oder zwei Feinde scheine ich auch dort zu haben, die in einer aufwendigen Nacht-und-Nebel-Aktion jeden meiner weit über 200 Artikel mit der schlechtesten Stern-Bewertung versahen. Ich bin nun kein Top-Pick-Author mehr... Naja, macht nichts. Knol brachte mich zudem mit einem neuen Feature ins Schwitzen. Ab sofort gibt es Google-Knol-Collections, d.h. man kann seine Artikel in Sammlungen zusammenstellen. Das bringt zwar kein Pagerank auf die verlinkten Artikel, aber auch bei den Sammlungen ist Werbung geschaltet. Die Hälfte meiner Artikel habe ich schon in solche Listen zusammengebracht... und scheine damit gegenüber anderen AutorInnen vorgeprescht zu sein. Knol-Lektion

Gestern war der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie. Und Frankreich gab bekannt, Transsexualität nicht mehr als Geisteskrankheit zu werten. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch sowohl die WHO als auch Deutschland sind da noch nicht so weit. Grund genug einen Artikel zur Transphobie zu verfassen. Transphobie

Ich weiß nicht, was mich geritten hat, in fremden Gewässern zu fischen, jedenfalls überkam mich eine unbändige Lust, einen Artikel über die Zyklische Zahl 142857 zu verfassen. Ich bin mir sicher, dass in den Zyklischen Zahlen das Geheimnis der Primzahlen verborgen liegt und in diesen eine Aufklärung über das Ganze hier. Falls es noch nicht bekannt sein sollte, lasse ich mich gerne für den Nobelpreis nominieren dafür, dass ich herausgefunden habe, dass sich Zyklische Zahlen nicht nur dadurch auszeichnen, dass sie mit einer natürlichen Zahl multiplizert die Ziffernfolgen beibehalten, sondern - und jetzt kommts - dass sich in den Nachkommabereichen von 1/7, 1/17, 1/19 usw. jede Ziffer und jede beliebige Reihe von Ziffern in konstanter Reihenfolge verdoppelt. Also bei 0,142857142857 verdoppelt sich die 1, die 14, die 142, die 1428, der Abstand der Ziffern addiert mit den Plätzen, die die Ziffern einnehmen ist hier konstant 8, bei der nächsten Zahl 1/17 konstant 10, bei der folgenden 1/19 konstant 17. Aber wahrscheinlich ist das trivial oder bekannt. Ein Siebtel

Bleibe ich also lieber bei meinen Leisten. Ernst Bloch lobte Schuster über alles. Sie seien die wahren Philosophen, die tiefer in die Materie eindrüngen als alle anderen Menschen. Als Philosoph des Aufrechten Gangs kann man Bloch seine Orthopäden-Affinität durchaus verzeihen. Jedenfalls freute ich mich sehr, dass ich in einem Antiquariat die "Tübinger Einleitung in die Philosophie" entdeckte. Eines der besten Bücher Blochs. Ich nahm mir vor, einen Artikel zur Front und zum "Dunkel des gelebten Augenblicks" zu schreiben. Vielleicht erhellt sich der gelebte Augenblick, wenn wir die Zyklischen Zahlen entschlüsseln? Wahrscheinlich nicht. Gereicht hat meine Re-Lektüre bis jetzt jedoch nur zur Ergänzung im Artikel Liste utopischer Romane.

Schließlich musste ich ja noch eine Veranstaltung vorbereiten zur Frage, ob wir denn wohl vielleicht in einer Klassengesellschaft leben. Herr Sarrazin (SPD, Vorstand der Bundesbank) lieferte für die Beantwortung dieser Frage eine Steilvorlage. Ich konnte meine Sammlung Klassismus von deutschen Politikern um einen Spruch erweitern und widmete voller Dank für die Homogenisierung meines Weltbildes Herrn Sarrazin den Beitrag Leben wir in einer Klassengesellschaft?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Andreas Kemper

Ich arbeite als Soziologe kritisch zu Klassismus, Organisiertem Antifeminismus und die AfD

Andreas Kemper

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden