Was ist los mit Deutschlands Sommermärchen? Zehn Jahre, nachdem die die Welt zu Gast bei Freunden war, die Republik sich voller Stolz offen und gastfreundlich präsentierte, scheint heute wenig von der Weltoffenheit der Nation übrig geblieben.
Mitglieder der Grünen Jungend Rheinland- Pfalz riefen auf Facebook dazu auf, die Deutschlandfahnen zu Hause zu lassen. Die Aufregung im sozialen Netzwerk war groß, dem Aufruf zum Fahnenboykott folgten Morddrohungen. Viel deutlicher zeigt die Statistik des Verfassungsschutzes die Kehrseite des Nationalstolzes. Es gibt so viele rechtsextremistisch motivierte Straftaten, wie selten zuvor. Darunter eine nicht unerhebliche Zahl an Körperverletzungsdelikten und Brandstiftungen. Die Leichtigkeit, Deutschlandfahnen zu schwenken wie noch zu Zeiten des Sommermärchens, ist dahin. Was ist da los?
Zugegebenermaßen ging es 2006 um das Austragen einer Fußballweltmeisterschaft, ein ganz besonderes Ereignis. Organisation, Sicherheitskonzept, Public Viewing, Autokorso. Alles lief bestens. Und nicht nur als Veranstalter konnte Deutschland zeigen, was es drauf hat. Das sportliche Großereignis bot zugleich die Möglichkeit, die Identität der Deutschen vom Erbe ihrer Geschichte zu etablieren. Vor den Bildschirmen, auf den öffentlichen Plätzen und in den Kneipen der Republik vereinte sich die Bevölkerung jenseits von Klasse und sozialen Unterschieden im Jubel- und Freudentaumel aus Schwarz-Rot-Gold. Plötzlich schien es, als könnten die Deutschen ohne nationalistische Deutschtümelei und völkische Rassenidiotie ihr Land und seine Nationalfarben feiern. Vorbei die Zeit, in der dem Stolz auf das Vaterland die Erinnerung an Vernichtungskrieg und Völkermord anhaftete.
Im Sommer 2006 war begeistertes Fahnenschwenken Ausdruck dieses neuen Gefühls. Man gefiel sich, weltoffen und zugleich selbstbewusst, eine nationale Identität zu repräsentieren. Deutschland im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer fand kaum jemand anstößig. Man konnte wieder stolz sein auf sein Land und das auch zeigen - so der Tenor in Presse, Politik und am Stammtisch. Überall waren die deutschen Nationalfarben zu sehen. Deutschsein war wieder hipp.
2016 sieht die Welt ganz anders aus. Deutschland bietet ein widersprüchliches Bild. Während tausende Bürger ehrenamtlich Geflüchteten helfen, sähen Pegida und AfD den Hass, der die Gesellschaft entzweit und zu einem Anstieg der Gewalt führt. Von der bedingungslosen Gastfreundschaft scheint wenig geblieben. Die Fahnenschwenker der Montagsdemos haben die Deutungshoheit über Schwarz-Rot-Gold zurück erobert. Einem naiven Selbstverständnis der Willkommenskultur im Sommer 2015 folgt nun die Ernüchterung über brennende Flüchtlingsheime, die Wahlerfolge der Rechtspopulisten und wieder aufkeimende Ressentiments gegenüber Minderheiten.
In 2016 sind Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Islamhass in Deutschland weiter verbreitet, als es die Verfechter des Sommermärchens zugeben möchten. Das Gespenst der „Überfremdung“ ist schon längst zum Teil des alltäglichen Diskurses geworden, in politischen Talkshows, Zeitungsartikeln und auf den Gartenpartys der Republik. Während die Parteien der Mitte bereitwillig auf den populistischen Wagen der „ernst zu nehmenden Ängste“ auf springen, wünschen sich die Politikverdrossenen einen neuen Autoritarismus herbei. Es bleibt jedoch nicht bei Worten.
Der Wunsch nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme geht einher mit der wachsenden Akzeptanz von Gewalt als legitimes Mittel zum Austragen gesellschaftlicher Konflikte. Es ist einfach, mit dem Finger auf rechtsradikale Hooligans in Lille zu zeigen. Oder die Pogrome gegen Einwanderer Anfang der neunziger Jahre, den durch die Wiedervereinigung Verwirrten in die Schuhe zu schieben. In Sommermärchenland mischt sich heute zum Duft gegrillter Bratwürste der Gestank ausbrennender Dachstühle bewohnter Flüchtlingsunterkünfte. Die Brandstifter sind oft bisher nicht durch politischen Extremismus aufgefallen, die meisten nicht vorbestraft. Die Hasserfüllten Parolen von Pegida und AfD erklingen öfter, als die Fangesänge vor den Bildschirmen. Das Fahnenschwenken ist nicht mehr ganz so unschuldig, wie zu Zeiten des Sommermärchens.
Anlass zur Sorge? Ja und nein. Deutschland steht nach der Wende nicht zum ersten Mal vor einer großen Herausforderung. Ein paar verwirrte, Parolen schreiende Fahnenschwenker bringen die Demokratie nicht grundsätzlich in Gefahr. Noch nicht. Besorgnis erregend jedoch sind die Abgründe, die sich auftun unter Schwarz-Rot-Gold: Pegidisten, AfDler, Hogesa, Protestwähler und eine politische Mitte, die zunehmend mit extrem rechten Positionen sympathisiert. Das Gefühl der Krise spitzt sich zu.
Das Vertrauen der Gesellschaft in sich selbst, in pluralistische weltoffene Werte, ein friedliches Zusammenleben, in dem Konflikte demokratisch und gewaltfrei ausgetragen werden, scheint zu schwinden. Die Morddrohungen gegen Fahnenboykottierer sind ein Ausdruck der Widersprüchlichkeit, das Nationale als primäres Mittel des gesellschaftlichen Zusammenhaltes zu erheben. Denjenigen, die Schwarz-Rot-Gold jetzt gerade nicht als identitätsstiftend akzeptieren und ein kritisches Bewusstsein diesbezüglich schaffen wollen, wir mit Mord gedroht. Noch Besorgnis erregender ist der mangelnde Aufschrei gegen die ausufernde Gewalt gegen Geflüchtete und ihre Unterstützer – eine wehrhafte Demokratie, die Gewalt klar ablehnt und ihre Stärke durch Zuwendung hin zu Diversität und Pluralismus gewinnt, sieht anders aus.
Aber nun ist erst mal Zeit für Fußball, Viertelfinale. Vielleicht sogar mit Fahne.
Kommentare 75
Sag mal, glaubst du wirklich, da sind ein paar ostsächsische Hinterwäldler aus ihren Tälern gekrochen gekommen und haben den märchenhaft weltoffenen neuen deutschen Nationalstolz übernommen und in was Dunkles verkehrt?
Vor den Bildschirmen, auf den öffentlichen Plätzen und in den Kneipen der Republik vereinte sich die Bevölkerung jenseits von Klasse und sozialen Unterschieden im Jubel- und Freudentaumel aus Schwarz-Rot-Gold. - Einspruch: Ich nicht!
Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie Sie zu dieser Schlussfolgerung kommen. Mein Argument ist ganz im Gegenteil, dass der Hass und die Gewalt nun von dort kommen, wo sich der Nationalstolz zu Sommermärchenzeiten wohlgefällig einnistete - aus der Mitte der Gesellschaft. Den bösen Nationalstolz den von ihnen titulierten "ostsächsichen Hinterwäldlern" in die Schuhe zu schieben, wäre so naiv wie die Behauptung, nach der Wende hätte es in der BRD kein Problem mit sich ausbreitendem Neonazismus gegeben. Die AfD bekommt Unterstützung aus allen gesellschaftsschichten und wird es wahrscheinlich bei der nächsten Bundestagswahl ins Parlament schaffen.
Ein weiteres Argument, das sicherlich expliziter hätte formuliert werden können, ist, dass es so etwas wie einen unproblematischen Nationalstolz nicht gibt. Lesen sie genau: es SCHIEN nur so... . Was 2006 im Zuge der Veranstaltung einer Fußballweltmeisterschaft von breiten Teilen der Bevölkerung als harmlos wahr genommen und praktiziert wurde, zeigt wenige Jahre später seine hässlichs Fratze. Der satirische Unterton des Textes ist ihnen leider entgangen. Der Text ist nicht nur für den linken Rand gedacht. Es ist ein Versuch, die Deutungswandlung von Schwarz-Rot-Gold zehn Jahre nach dem Sommermärchen aus der Perspektive der Mitte heraus nachzuvollziehen.
Koslowski, wie schön, da sind wir ja mindestens schon zu zweit.
Nationalstolz / Patriotismus ist eine der größten intellektuellen und emotionalen Albernheiten, in der sich Menschen ergehen können. Stolz wegen Zugehörigkeit, das ist so ... bäh ... ich kann das gar nicht richtig ausdrücken. Auf welche Leistung ist mensch dabei denn stolz? Dass die Eltern miteinander gevögelt haben? Toll.
Auf welche Leistung ist mensch dabei denn stolz? Dass die Eltern miteinander gevögelt haben?
Nein. Mensch ist darauf stolz, dass bei der Vögelei sowas geniales wie er herausgekommen ist.
Ja. Dieser Narzissmus wird noch viel Freude bereiten.
Besorgnis erregend jedoch sind die Abgründe, die sich auftun unter Schwarz-Rot-Gold.
Schon Heinrich Heine sah es kommen, als er reimte:
Doch als die schwarz-rot-goldene Fahn,
Der altgermanische Plunder,
Aufs neue erschien, da schwand mein Wahn
Und die süßen Märchenwunder.
Ich kannte die Farben in diesem Panier
Und ihre Vorbedeutung:
Von deutscher Freiheit brachten sie mir
Die schlimmste Hiobszeitung.
PS:
Ich wäre mehr für ein schlichtes Blassgelblichgrau ohne alle Fisimatenten.
My. Deutschland ist halt auch nur ein Land. Mit allen Risiken, Nebenwirkungen, und vielleicht ein paar Chancen.
"My. Deutschland ist halt auch nur ein Land."
Nachdem ich in verschiedenen Ländern – auch außerhalb Europas – gelebt habe, muss ich feststellen, dass eine Diskussion über Patriotismus, zu vielen Fähnchen in den Nationalfarben (die insbesondere während Fußballturnieren vermehrt zu sehen sind) etc „typisch deutsch- (pseudo)intellektuelle Themen sind. Nirgendwo sonst wird sich so eifrig darüber gestritten, was in der Beziehung angemessen ist und ab wann "es" gefährlich wird. Da muss ich in Anlehnung an Obelix klar konstatieren: die spinnen doch, die Deutschen … :D
„Ich wäre mehr für ein schlichtes Blassgelblichgrau ohne alle Fisimatenten.“
Naja, etwas bunter könnte es schon werden.
Und den „deutschen Adler“ sollte man auch gleich ersetzen. Des deutschen Lieblingstier ist die Katze oder der Hund.
Adler verspeisen Katzen und Hundewelpen – insofern kein Problem eine Mehrheit für eine Ablösung zu bekommen. Vielleicht Hund und Katz vereint? Oder als Kompromiss einen bunt gefiederten Wellensittich? – auch sehr beliebt in Deutschland.;)
„..des Deutschen Lieblingstier ...“
Ich lese gerade: Hamster und Kaninchen stehen auch ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Deutschen.
Einst schwenkten sie die roten Fahnen,
marschierten sie am ersten Mai.
Wer konnte es damals je ahnen,
in einer Nacht war es vorbei.
Einst brüllten sie der Kommunisten Lieder,
im Gleichschritt und in Viererreihen.
Sie brüllen so wie damals wieder,
Fremdenhass sie aus den Kehlen schreien.
Ob Rot ob Braun gelackt die Masse,
ist sie dem Frieden ewig Feind.
Wenn ich den Pöppel dafür hasse,
wär ich mit ihnen schon vereint.
»Was ist los mit Deutschlands Sommermärchen?«
Ganz einfach: Lügen haben kurze Beine. Und wenn das ganze Volk belogen wird, und um Reibach zu machen zusätzlich auf der sentimentalen Klaviatur eines Nationalgefühls gespielt wird, dem man echte Werte, ehrliche Inhalte zu Grunde legen müsste, damit es kein Fundament aus Sand darstellt, dann darf man sich nicht wundern wenn das dabei heraus kommt, was dabei heraus gekommen ist.
Das Problem ist, dass der Schein, dass "die Deutschen ohne nationalistische Deutschtümelei und völkische Rassenidiotie ihr Land und seine Nationalfarben feiern" könnten kaum mehr war, als kalkuliertes und nüchternes Geschäftsgebaren und die neue Möglichkeit "wieder stolz sein auf sein Land" zu sein, von vorne herein kaum mehr als unerfüllte Sehnsucht, Nachholbedüfnis und als solches ein profitables Verkaufsargument.
Ich glaube auch nicht, dass die Welt 2016 ganz anders aussieht. Es ist einfach so, dass die Leere der Gefühlsklischees offensichtlich wird, die in dem Moment, als sie für bestimmte Zwecke gebraucht und gezielt angesprochen wurden, genau so echt gewirkt haben, wie bei jedem gut inszenierten Hollywood Kino. Und die alle für Realität gehalten haben. Natürlich stecken Sehnsüchte dahinter und auch Wahrheiten. Aber wenn die Wahrheit nicht über die Sensationen hinaus gehen, die das Kino ausgemacht haben, dann zerplatzen die Träume irgendwann und lassen Leere zurück. Wie das auch in Hoppers berühmtem Bild Nighthawks zum Ausdruck kommt.
Sicher waren es keine amerikanischen Träume, die geplatzt sind, es waren deutsche Träume und Sehnsüchte. Aber die Mechanik ist in meinen Augen die gleiche: Versprechungen eines Traums, den man mit wirklichen Inhalten und gelebten Werten hätte füllen müssen, wenn er sein Versprechen halten soll. Das ist nicht geschehen, das konnte auf dieser Basis gar nicht stattfinden. Weder war das so genannte Sommermärchen ein Märchen im positiven Sinn, sondern eine Lügengeschichte, noch konnte es die Werte ersetzen, nach denen sich das Volk als Ganzes immer noch sehnt. Und die so lange unerfüllt bleiben, werden, bis man sie als die eigentlichen Werte anerkennt. Was wir an Enttäuschung real erleben, ist die Realität jenseits der Scripted Reality, die damals stattgefunden hat. Eine Illusion, die zur Normalität geworden ist und die von den Medien damals wie heute begeistert aufgegriffen wird.
Geblieben sind die Sehnsüchte. Und die Herausforderung, auf diese Sehnsüchte wirklich eine angemessene Antwort zu finden ist immer noch die Gleiche. Aber es wird niemanden geben, der sich ihr ernsthaft stellen wird.
Der korrekte Link zu den neuen Narrativen für "Sommermärchen":
Ganz einfach: Lügen haben kurze Beine.
Das können Sie deshalb schreiben, weil Sie möglicherweise in einem Umfeld leben, in der das Individuum alles und die Gemeinschaft wenig zählt.
Ich selbst kenne etliche Menschen, die nicht nur auf eigene Leistungen stolz sind, sondern auch auf Leistungen der Gemeinschaft, der sie sich zugehörig fühlen.
Die Nation ist keine Gemeinschaft, die Nation ist ein ideologisches Konstrukt. Es gab Zeiten, da war diese Ideologie in einem historischen Sinne progressiv. Diese Zeiten sind lange vorbei. Die Ideologie gibt es noch. Jetzt ist sie reaktionär. - Der Staat ist auch keine Gemeinschaft, er ist eine organisatorische Struktur und natürlich ein Machtinstrument.
Ich auch nicht - habe wenigstens auf Klassenunterschiede geachtet.
:-)
Für Leute wie Sie und Ich ist die Nation keine Gemeinschaft, aber es gibt nicht wenige Menschen, die sich sehr wohl mit ihrer Nation identifizieren.
Norbert Elias hatte den Marxisten vorgeworfen, über die Klassenzugehörigkeit die Zugehörigkeit zu einer Nation zu vernachlässigen.
@ Andreas Mitzschke
Deutschland steht nach der Wende nicht zum ersten Mal vor einer großen Herausforderung.
So reden und schreiben die Nationalen. "Deutschland" stünde vor einer großen Herausforderung. Wieso Deutschland? Das ist der Kitt, der die Klassengesellschaft zusammenhalten soll: Deutschland. Eine typische Wendung derer, die am Ruder sitzen, damit jene, die an den Riemen der Galeere vegetieren, die Ketten nicht spüren: Deutschland, Deutschland ... und nach dem Essen will der Kapitän Wasserski fahren.
Eine Nation ist keine Gemeinschaft sondern nur die Illusion einer solchen.
Ich hatte schon 2006 keine Lust, mir in Hochsicherheitstrakten Fussballspiele anzusehen. In 2016 haben sich diese Trakte mangels Masse eh erledigt.
Da fahre ich lieber auf ein Dorf und schaue mir Fussballspiele der Kreisklassen an. Da kann man dann auch tatsächlich sehen, dass Migration klappen kann.
Illusiorisch ist die Vorstellung, dass die eigene Nationalität für Menschen keine Bedeutung hat.
Lethe spricht aber von einer Illusion von Gemeinschaft, was absolut stimmt. Nation ist nur ein Schein von Gemeinschaft; eignet sich allenfalls als temporär wirksame emotionale Überwältigung. Nation kann aber kein gesellschafts-/gemeinschaftsbildender Wert sein, weil es als Konstrukt am Ende leer bleibt.
„Nation ist nur ein Schein von Gemeinschaft.“
Das ist schon richtig und dennoch fühlen sich Menschen durch eine gemeinsame Sprache, Traditionen, Sitten, Bräuche bzw. einer gemeinsamen „Kultur“ verbunden. Außer vielleicht „die“ Deutschen. Denn aufgrund der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten sind Begriffe wie „Nation“ oder „Volk“ in Verruf geraten. Wer sie benutzt ist mindestens ein Reaktionär, wenn nicht ein Neonazi.
Ach wie schön ist es, mit anzusehen, dass andere Nationen, so ungezwungen mit solchen Begriffen umgehen und sich nicht im geringsten dafür schämen, eine gewisse Verbundenheit gegenüber Menschen zu empfinden, die die gleiche Sprache, gleiche Religion und gewisse kulturelle Werte mit ihnen teilen.
Und aus Bedeutung folgt notwendig Patriotismus?
Ach wie schön ist es, mit anzusehen, dass andere Nationen, so ungezwungen mit solchen Begriffen umgehen und sich nicht im geringsten dafür schämen, eine gewisse Verbundenheit gegenüber Menschen zu empfinden, die die gleiche Sprache, gleiche Religion und gewisse kulturelle Werte mit ihnen teilen.
Da hast du halt Pech. Von diesem Staat, in dem du lebst(?), gingen zwei nun mal Weltkriege aus, wurden Millionen Menschen Opfer rassistischer Verfolgung. Wir sehen ja wie das ist mit der deutschen Mentalität. Die mächtigste Frau der Erde regiert nicht nur dieses Land. Sie dominiert auch die EU. In den Schoß gefallen ist ihr das nicht. Da muss man schon etwas dafür tun. Frag mal bei den Griechen an, wie die das sehen.
Sie als kluger Schreiber wissen, dass in gesellschaftlichen Belangen nichts mit Notwendigkeit erfolgt. Deswegen gibt es auch Patrioten und "Nicht"-Patrioten.
Nationalgefühle sind genau so ein Fakt wie religiöse Gefühle - nur weil Sie selbst keine empfinden, verschwinden sie nicht aus der Welt.
Für wen bleibt es am Ende leer?
Nationen sind nicht in erster Linie ein "An sich" sondern auch ein "Für den" oder "Für die". Das gilt für Werte insgesamt. Überspitzt ausgedrückt: Eine Nation ist immer auch das, für was die Leute sie halten.
Nationalgefühle sind genau so ein Fakt wie religiöse Gefühle...
Also unbestimmbar, nicht verifizierbar. Trotzdem haben wir in D einen Gotteslästerungsparagraphen. Die Türkei hat so etwas wie einen nationalen Schutzparagraphen. Sie ist dieser Republik voraus. Dort gilt für die Rechtsprechung:
Wer die türkische Nation, den Staat der Türkischen Republik, die Große Nationalversammlung der Türkei, die Regierung der Türkischen Republik und die staatlichen Justizorgane öffentlich herabsetzt, wird mit sechs Monaten bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft.
Frag mal bei den Griechen an, wie die das sehen. oder die Spanier mal fragen, wie "die" das sehen ( hier einer, der auf die Frage auch antwortet):
"Ist es radikal, die Sparpolitik der EU infrage zu stellen? Ist es radikal, das Instrument der Zwangsräumungen zu kritisieren? Wenn die betroffene Familie zwar ihre Kredite nicht mehr zahlen kann, aber fortan auf der Straße leben muss? Für mich ist Wolfgang Schäuble ein Radikaler, als er wie ein Pate zu Yanis Varoufakis und Alexis Tsipras sagte: Hier in Brüssel ändern die griechischen Wahlen nichts. Das ist antidemokratisch. Extremistisch sind hier doch die Taliban der Märkte, die Troika, die EZB, Schäuble, alle, die dafür sorgen, dass Europa leidet und sich zurückentwickelt."
(Monedero in der Zeit: "Für mich ist Schäuble ein Radikaler")
Was ich über "Nation" sage, meine ich absolut und global - ich bin weit von einer antideutschen Haltung entfernt. Dass Menschen sich verbunden fühlen via Sprache, Traditionen etc. - klar, das ist eine Binsenweisheit. Der Begriff der "Nation" ist jedoch nicht allgemein klar. Was wird nicht darüber gestritten, worin er eigentlich besteht. Ich messe ihm ein hohes Potential zur Exklusivität zuungunsten von Inklusivität zu - und bin überzeugt, dass sich das überall zeigen lässt - und lehne ihn deshalb ab.
Das "Sommermärchen" gab es doch nie. Es war eine Erfindung der Medien.
Wenn erwachsene Menschen sich ihre Gesichter schwarz-rot-gold bemalen oder Autos mehrfach beflaggt sind, dann stimmt etwas aufgrund dieser Übertreibungen nicht.
Die Olympiade 1936 war ja auch ein "Sommermärchen."
Der Lieblingssportler der Berliner Bevölkerung war Jesse Owens, vierfacher Olympiasieger. In einem Olympiabuch, das kurz darauf erschien, wurde Owens wie folgt karikiert: Er saß als alter Mann, mit einem Stock in der Hand, durch zick-zack-Linien zitternd dargestellt, auf einer Bank, während ein weißes Ehepaar vorbeiging, ihn anschaute und sagte:"Ach, ist doch nur ein Neger."
Ihr Blog hat mit gut gefallen, Herr Mitzschke.
Der Aufruf der Grünen Jugend rief eben nicht nur freundliche Hinweise auf, es gebe auch Deutschlandfahnen, die völlig ohne üble Begleiterscheinung und zu Recht, hoch am Mast flattern, wie zum Beispiel eine in Hambach, oder Menschen, die die Nationalhymne in allerbester Absicht, zu den passenden Anlässen singen.
Vor der Paulskirche müsste eigentlich immer eine Fahne aus bestem Tuche, in Schwarz- Rot- Gold, wehen, und nichts ist dagegen zu sagen, wenn sie in und an Behörden, Parlamenten und Regierungssitzen, den Weg zum öffentlichen Eingang weist. Wie eben auch der übernommene Bundesadler, ein bisschen symbolisch ist.
Vor jedes deutsche Länderparlament gehört eine Bundesfahne, denn die Länder sind praktisch die Mitbegründerinnen und Mitträger der Republik.
Nein, <<Die Aufregung im sozialen Netzwerk war groß, dem Aufruf zum Fahnenboykott folgten Morddrohungen.>> und, die Kriminalität mit rechtsextremem Hintergrund, - wir wissen, wie schwer sich Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften damit tun, dies überhaupt bei eindeutigen Straftaten auch anzuerkennen und entsprechend zu ermitteln-, steigt an.
Alle Länder führen eine Flagge und die meisten kennen eine Hymne, zumindest ein Stück Musikbegleitung für die sportlichen und sonstigen, vielleicht manches Mal wichtigeren Anlässe, was noch keinen Bürger zum Nationalisten macht.
Bei den mittlerweile täglichen Übergriffen werden aber zu allermeist keine Bundesfahnen hinterlassen und auch keine Hymnen abgespielt, denn die Bundesfahne ist heute vielen, die sich eilfertig vor allem Rechts radikalisieren lassen, Ausdruck des verhassten "Systems".
Leider haben diese "Systemdenker" mittlerweile auch weniger Skrupel. So treten sie gerne, weil in der Tierquälerei eben auch viel Selbsthass steckt, jene, die sie als Hunde bezeichnen, damit die endlich einmal bellen. Sie werten das als Zeichen der Beachtung und halten ihre handfeste Sprache und ihr Tun für beachtlich.
Als Rheinland- Pfälzer weiß ich aber auch, dass zum Beispiel antisemitische Übergriffe seit Kriegsende 1945 niemals aufhörten. Es vergeht kein Monat, ohne eine Attacke gegen die doch spärlichen verbliebenen Zeichen. Schwarz- Rot-Gold fallen die Schmierereien nicht aus. Eher braun und krakelig, eher falsch geschrieben und böse zackig. Wenn es geht, versuchen die Leute die das machen, immer auch irgend etwas zu zerstören. Mit dem Wort kommt man dann auch der Motivation näher.
Der Geist, der das bewirkt, er ist auch für andere Straftaten gegen andere Menschengruppen gut.
<<Aber nun ist erst mal Zeit für Fußball, Viertelfinale. Vielleicht sogar mit Fahne.>> Nun, dann viel Freude dabei, ganz ohne Reue, ob mit oder ohne Schwarz- Rot - Gold.
Beste Grüße
Christoph Leusch
"Eine Nation ist immer auch das, für was die Leute sie halten."
Das stimmt und ist keinesfalls überspitzt ausgedrückt. Mit anderen Worten sage ich oben auch nichts anderes. Als fait social erkenne ich "Nation" und "Nationalgefühl" durchaus an.
"Für wen bleibt es [das Konstrukt "Nation"] am Ende leer?"
Ich sage es mal so: Von einem Nationalgefühl, denn davon reden wir ja, kann sich am Ende keiner was kaufen. Ein gewisser Nationalrausch wie bei einer Fussball-EM oder -WM ist ein psychosoziales Phänomen, das wohl spätestens ein paar Tage nach Abpfiff des Spektakels wieder vergeht. Ich unterstelle, dass die Wenigsten, die während solcher 4 Wochen Fahnen schwenken, sich in Nationalfarben schminken und Autokorsos fahren, im Grunde wirkliche 'Nationale' sind.
Wenn, in entsprechenden Situationen, Menschen gefragt würden, warum sie Nationalgefühle hegen - fast alle werden solche, in welcher Ausprägung auch immer, haben -, würde wohl viel zusammen Gestottertes, viel Verschiedenes, viel Achselzucken aber freilich auch viel Stereotypes (z. B. deutsch = arbeitsam, pünktlich etc.) herauskommen. Manche würden vielleicht auch schöne Landschaft oder guten Wein und so etwas herauskehren. Damit wäre die Diffusität des Begriffes von "Nation" beschrieben. Im Alltag jedoch und besonders, wenn es gesellschaftlich etwa hart auf hart kommt und Menschen einander helfen müss(t)en, Solidarität brauchen usw., zeigen sich wahre Werte. Wenn es dann jedoch zu einer Besinnung auf die, eine, "Nation" kommt, so wird daraus ganz fix gesellschaftliche Exklusivität. Trotz der Diffusität des Begriffes sehe ich in "Nation" und "Nationaliät" ein hohes Potential zur Ausgrenzung und Asozialität. Aus Gründen der Begriffsdiffusität halte ich "Nation" für eine ungeeignete und anachronistische Wortwahl und aus letztgenanntem Grund lehne ich sie sogar vehement ab.
..."die (welche auch immer) Nation ist ein ideologisches Konstrukt"...
*****
An den Autor:
Koennte diese "Spaltung" 2006 - 2016 evtl. mit der Schere zwischen Arm und Reich zu tun haben? Die sich damals zwar anbahnte, aber nun mit dem Karacho eines ICE mit 299 K/mh die Stunde in die Gesellschaft kracht?
Resümee.
Moderne aufgeklärte (aber nicht weniger blutige) Nationalisten tun einfach so als wären sie keine. Werden aber kiebig und zickig, wenn ihre eigenen irren Abstraktionen von den rechten Liebhabern einer Nation geteilt werden.
"damit jene, die an den Riemen der Galeere vegetieren, die Ketten nicht spüren: Deutschland, Deutschland ... und nach dem Essen will der Kapitän Wasserski fahren."
…und dann müssen die in Ketten ganz schön pullen, um die Galeere auf ausreichend Tempo für das Wassersportvergnügen zu bringen.
Naja, das deutsche Strafgesetzbuch (StGB) kennt aber auch zum Beispiel, ab den §§ 84 ff StGB, die "Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates", und dort gibt es unter anderem den § 90a ("Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole"):
(1) Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3)
1.
die Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder oder ihre verfassungsmäßige Ordnung beschimpft oder böswillig verächtlich macht oder
2.
die Farben, die Flagge, das Wappen oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder verunglimpft,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer eine öffentlich gezeigte Flagge der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder oder ein von einer Behörde öffentlich angebrachtes Hoheitszeichen der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder entfernt, zerstört, beschädigt, unbrauchbar oder unkenntlich macht oder beschimpfenden Unfug daran verübt. Der Versuch ist strafbar.
(3) Die Strafe ist Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe, wenn der Täter sich durch die Tat absichtlich für Bestrebungen gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundsätze einsetzt.
Das lässt sich mit der türkischen Regelung durchaus vergleichen und passt hier gut zu Beitrag und Kommentaren, insbesondere was die Flagge angeht.
Das ist richtig, sie verschwinden nicht, die patriotischen Gefühle. Und solange sie es gibt, müssen Patrioten, analog wie Gläubige, damit leben, dass es Perspektiven gibt, von denen diese Empfindungen nur als dumm und albern aufgefasst werden können. Genauso, wie ich oder andere wie ich damit leben müssen, von diesen Gefühlen belästigt zu werden.
Das lässt sich mit der türkischen Regelung durchaus vergleichen und passt hier gut zu Beitrag und Kommentaren, insbesondere was die Flagge angeht.
Das stimmt. Beim Lesen der §§ ist mir wieder eingefallen, dass ich mal als Jugendlicher wegen 2 (2) verhört wurde.
aber es gibt nicht wenige Menschen, die sich sehr wohl mit ihrer Nation identifizieren.
Na, sicher - und ich hatte mal die Illusion, dass ich ein Hippie wäre.
Die Nation ist die Illusion des Besitzes einer geistigen und realen Scholle.
Wer oder was ist „Deutschland“?
Und was könnte die Quelle eines deutschen Nationalstolzes sei? Die deutsche Wurst? Das deutsche Bier? VW? BASF? Die deutschen Wähler? Angela Merkel? Die Unfähigkeit italienischer Fußballprofis ein 7,32 m breites Tor zu treffen?
Mir ist es sehr unangenehm, wenn deutsche Soldaten wieder an der russischen Grenze aufmarschieren. Vielleicht so etwas wie Nationalgefühl.
"Die billigste Art des Stolzes ist hingegen der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte." - Arthur Schopenhauer -
Schöner und wichtiger Artikel Herr Mitzschke!
Vielleicht waren Sie ja tatsächlich einer - es gibt Schlimmeres.
Volker Pispers brachte es auf den Punkt:
Kein Geld und kein Verstand - bleibt einem immer noch das Vaterland.
Die Arroganz soll euch im Halse stecken bleiben! Ja, wir sind ja so kosmopolitisch. Wir kennen uns in Paris aus und haben natürlich zwei Auslandssemester absolviert. Die Brennpunktschule in unserer Stadt kennen wir nur vom hörensagen und gelassenes Verhältnis zu der eigenen Nation: igittigitt. Ein Punkt mehr, das Verhältnis zu den Schwachen und wenig Integrierten zu verlieren. Diese Unfähgkeit und Überheblichkeit ermöglicht erst den Erfolg der Rechtspopulisten.
Kurzer Bericht aus der westdeutschen Provinz: Vom "Party-Patriotismus" ist nicht mehr viel übrig weil heutzutage zu viele ungeladene Gäste auf der Party sind. Meine Blumenhändlerin schräg gegenüber ist Deko-Expertin und hat in diesem Jahr alles schwarz-rot-goldene Gedöns weggelassen ("geht nich, will keiner mehr"). Man sieht fast keine Autos im Ornat, nicht mal bei den paar Leuten, die eine Flagge im Garten oder Straßenfenster hissen.
Noch vor wenigen Jahren konnte man jungen Mitbürgern überhaupt nicht klar machen, was an dem "Kult" so beschissen sein soll. Dank Pegida weiß es jetzt jeder und zeigt heute erst recht Flagge oder eben auch nicht. Die Beflaggung von 2006 bis 2014 bedeutete in der Regel einen Scheißdreck.
"Die deutsche Flagge bleibt ein Renner."
Vgl. Zeit.de am 2. Juni 2016:
"Schwarz-Rot-Gold (ist) in vielen Teilen der Welt positiv besetzt. Gute Produkte, Fleiß, Zuverlässigkeit."
Die Rüstungsexporte haben sich 2015 unter sozialdemokratischer Regierungsbeteiligung fast verdoppelt. Ebenso, die deutschen Rüstungsexporte an den deutschen Rüstungs- und BDI-Wirtschaftsfreund: KATAR - und IS-Unterstützer!
"All das geht auch in die [deutsche] Flagge ein."
Aufwachen, brave treu-deutsche Flaggenmichels! (?)
Verstehe.
Vielleicht sollte man Jurastudierende in diesen Tagen mal mit der Frage quälen, ob das Verkleiden eines Autoaußenspiegels mit einem sogenannten "Spiegel-Kondom" in Schwarz-Rot-Gold nicht auch unter § 90a StGB subsumiert werden kann ;-)
Sie begehen einen grossen Irrtum, wenn Sie glauben, AfD und Pegida würden den Hass, sähen den wir alle beobachten. Das tunsie nicht, müssen sie auch gar nicht. Der Hass ist da und diese Figuren kanalisieren und instrumentalisieren ihn nur noch und geben ihm ein Objekt. Viel wichtiger aber ist es, dass der Hass mit AfD oder Pegida nicht verschwinden wird. Die Ursachen liegen, egal ob bei ISIS oder AfD oder sonstwas , in der Psyche einer recht breiten Masse, die es nicht geschafft hat eine Identität, ein Rückgrat, zu bilden. Es ist ein Irrtum zu glauben, der Normalzustand einer Gesellschaft sei Gesundheit. Dieser Zustand der Gesundheit muss aktiv erhalten werden - dazu braucht es Sinn, Gestaltung, Verstehen. Es braucht eine sinnvolle Aufgabe für Jeden, z.B. eine würdige Arbeit und wenigstens die Illusion von Gerechtigkeit. Gibt es das nicht, werden aus den Wimpeln schnell wieder Fahnen uns Standarten.
Muss doch eine schöne Zeit gewesen sei. Was war denn schöner, die Illusion oder die Zeit danach?
Nur mit Fahnen kann man Kriege oder Wirtschaftskriege führen. Dazu gehört die Illusion man gehört zu der Gruppe unter der Fahne. Ob das so ist oder ob die, die Krieg wollen überhaupt unter der selben Fahne stehen ist eine andere Frage.
Es sind tatsächlich dieser Tage deutlich weniger Fähnchenwinker und solch Hyundai- und Opeldekor als damals. Kann man noch hoffen? :-)
Die Zeit war schön, die folgenden Zeiten waren und sind es auch. Der Unterschied lag und liegt nur im Realismusgrad der Selbsteinschätzung.
Hoffen? Nein. Ein weniger an Nationallametta gründet sich ja nicht auf mögliche Einsichten ehemaliger Konsumenten von Nationaldevotionalien über den Nationalismus, sondern ausschließlich auf die Ansagen regierender Nationalisten und der Bildzeitung an ihr ungezogenes Volk, dass die Schlandfahnen schwenkende Konkurrenz von der Strasse als schmuddelig und bähbäh zu gelten hat.
über nation, heimat und so´n konstruiertes zeug hier: "Ihr könnt nicht glauben, ihr wärt das Volk" und wer noch lesedurchhaltevermögen hat, der schaue sich um bei abundzu freitagsautor schandel, der fussballphilosophisch das foul inner- und außerhalb des bolzfeldes beschreibt:
Kleine Philosophie des Fouls
Man zeigt auch seitens des DFB den Stolz auf deutsche Geschichte und Heimatfront:
https://scontent.ftxl1-1.fna.fbcdn.net/v/t1.0-0/p235x350/13439007_853861101413569_2136703554245814403_n.png?oh=339e9f43c1404b9b0b4c3f6093f4bddc&oe=57E9C3C8
Was für ein Zufall, gell?
Eribon, naja, er kratzt zugegebener Maßen an ein paar unbequemen Wahrheiten. Hier seht auch was über sein letztes Buch:
https://syndikalismus.wordpress.com/2016/06/30/die-rache-der-arbeiter/
Hammer!
Was ist das, eine "Schlandfahne"? Und warum schreiben Sie, "Schlandfahne"? Es würde mich interessieren?
Grüße
Christoph Leusch
eine gute buchbesprechung oder? das buch habe ich die tage erhalten, aber für griechenlandreise zum lesen reserviert. hier der grund für meine buchbestellung: Die Rache der Arbeiter
Das ist doch nur eine Teilwahrheit. Der derzeitige Hauptkampf gegen den Menschen, seine Natur und seine Umwelt, wird doch völlig ohne Fahnen geführt. Allenfalls noch mit Logos der vielen Ltds,GmbHs, AGs. Es reichen Briefkästen und die polierten Firmenschilder in Silber- oder Goldfarbe, sowie völlig unverdächtige personale Namensgebungen einiger großer juristischer Kanzleien, die global operieren. Da wehen keine Fahnen und es singt auch niemand eine Hymne. Da liebt man die Unsichtbarkeit, über alle Maßen.
Derzeit gibt es allerdings eine schwarze Fahne mit Koranspruch, die für eine Sonderform der organisierten Verbrecherbande geschwenkt wird, die dazu sogar eine eigene Propagandaabteilung in fast jeder Sprache der Welt und geeignete Webmedien unterhält.
Kleiner Witz zum Ende: Unter dieser Flagge versammelt sich ein Teil der vernachlässigten und aus Schaden leider nicht klug gewordenen Jugend der Welt, so, wie die Alten sich zunehmend für den Nati0nalismus ihrer Jugend entscheiden.
Grüße
Christoph Leusch
Das dürfte schon weit im Bereich Skandal ein, was sich der DFB da erlaubt hat.
Und kaum einen interessiert´s!
Da macht sich auch die Entscheidung bezahlt, daß man Bild-Links hier nicht mehr direkt einbauen kann wg. massiver Abmahnung, nur noch per Textlink. Nudging im Vollzug.
ist zwar nicht an mich adressiert (entschuldigung!), aber zu schlandfahne etc. eine amüsanter schlandbegriffepotpourri...viel vergnügen
Schland, oh, Schland
Da gab es 2005 / 2006 schon die Bertelsmann-Kampagne "Du bist Deutschland", die entsprechend auch ihre Vorgängerkampagne durch die Nazis hatte.
OMG...Is das echt oder n Pshop?
Tatsächlich witzig, dieser Fußball- Schlandismus. Gehört dann eigentlich auch dieser Diskus- Kunstathlet der sein Adlertrikot TV- wirksam zerreißt dazu? Was machen wir mit Bold dem Blitz und seinem Jamaikismus? Die armen TeilnehmerInnen beim Wimbledon- Turnier müssen gar in Weiß, der Farbe der Kapitulation und der dadurch wiederhergestellten Unschuld auftreten.
Ich bin ja eher von der Meinung getrieben, dass Schwarz- Rot- Gold, da wo es angebracht wäre, zu selten steht und weht, da wo es nichts bedeutet eben eher globale und nicht einzigartige Folklore ist und da, wo es neben oder mit schwarzen und braunen, manchmal sogar roten Plakat- und Krickelschriften auftritt, eher missbraucht wird.
Beste Grüße
Christoph Leusch
aber meine röhrenjeans entsorge ich trotzdem nicht...gruß
Ein guter Beitrag! Ein bisschen Patriotismus schadet nicht und kann das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Andere Länder sind da wesentlich lockerer. Da schwenkt man Fähnchen oder hisst die Nationalflagge im Vorgarten, ohne dass jemand auf die Idee käme, dort könnte ein Nationalist wohnen. Warum sollen wir unsere Fahne den Rechten überlassen? Nehmen wir ihnen doch einfach eines ihrer Symbole!
Ich bin nicht stolz darauf, ein Deutscher zu sein, denn dafür kann ich nichts. Aber ich bin glücklich darüber, denn es hätte durchaus schlechter kommen können. Und wenn nun eine Vertretung meines Landes etwas gewinnt oder wenigsten gut spielt, warum soll ich mich darüber nicht freuen dürfen?
Es ist ein Problem der Linken und zunehmend auch der Grünen, dass sie in dieser Hinsicht so verkrampft und engstirnig sind. Schon 2014, unmittelbar nach dem Finale, beeilten sich Vertreter der Linken festzustellen, dass nicht "wir" Weltmeister geworden sind, sondern 11 Fußballspieler, die auf einem Rasen in Rio herum liefen. Es wundert mich nicht, dass solche Spaßbremsen an Zustimmung verlieren.
Das ist offensichtlich kein Fake, sondern ein Foto einer NS-Kundgebung auf dem Ludwigsplatz „um 1935“ in Ludwigshafen.
Quelle: Ludwigshafen – Ein Jahrhundert in Bildern – Hrsg: Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein (ISBN 3-924667-29-2) Auf Seite 105 befindet sich das Foto.
Ok, danke für die Quellenangabe! Hatte nur ne Diskussion, obs ein Fake ist oder nicht.
Genau das muß Eingang finden in Lehrpläne an Schulen-na weit gefehlt und ganz großen Dank für Ihren Beitrag.