Alte Kameraden

1959 Der Fall des Kriminaloberrates Heuser zeigt, wie NS-Verbrecher an die Spitze bundesdeutscher Sicherheitsbehörden kamen und nach 1945 ihre Karrieren fortsetzen konnten
Exklusiv für Abonnent:innen

Für die Sonderkommission des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg ist es am 23. Juli 1959 keine gewöhnliche Festnahme. Der Haftbefehl vom Amtsgericht Karlsruhe richtet sich gegen einen ranghohen Kollegen: Der Leiter des Landeskriminalamtes (LKA) Rheinland-Pfalz, Kriminaloberrat Georg Heuser, ist dringend verdächtig, als Gestapo-Chef von Minsk für den Mord an Zehntausenden Juden verantwortlich zu sein. Widerstandslos lässt sich der Kurgast Heuser im hessischen Bad Orb festnehmen. Er scheint wenig überrascht. Als Leiter des LKA weiß er vom plötzlichen Ermittlungseifer der bundesdeutschen Justiz, die sich jahrelang kaum für die Verfolgung von NS-Verbrechen interessiert hat.

Aber zu diesem Zeitpunkt hat ein Prozess vor dem Landgericht Ulm gegen