Marineparade – Altbewährtes wird neu belebt

Tradition in Russland – Vor inzwischen über 100 Jahren fand die letzte Marineparade in St. Petersburg statt. Nun will Präsident Putin, Altbewährtes neu beleben – nicht zur Freude aller.

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Es ist noch gar nicht allzu lange, dass auf dem roten Platz in Moskau eine Militärparade zum 71. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland abgehalten wurde. Während der einstündigen Parade marschierten rund 10.000 Soldaten an Ehrengästen auf einer Tribüne vorbei. Panzer fuhren auf, Militärjets und Hubschrauber flogen über die Szenerie.

Es scheint so, als ob sich Putin und Teile der russischen Bevölkerung im globalisierten Zeitalter mit hektischem, komplexem Alltag, nach dem Einfachen - dem Altbekannten sehen. Traditionen werden dann gerne aufgenommen, wiederbelebt und weitergeführt. Denn das Wissen über die Herkunft schafft Identität und wird gerne als Anker genutzt. Wird Traditionelles, Altbewährtes weiterentwickelt, entsteht ein provokativer, spannender Moment.

In der letzen Woche wurden in St. Petersburg mitten am Tag gleich vier Brücken geöffnet. Grund dafür waren riesige Kriegsschiffe, die für die weiderbelebte Marineparade am Tag der russischen Kriegsflotte, der morgen am 30. Juli gefeiert wird, probten. Das sorgte für Verkehrschaos, in einer Stadt, die ohnehin schon mit Staus kämpft. Im Angesicht des großen Tages in St. Petersburg, zu dem hochrangige Gäste, etwa Russlands Präsident Vladimir Putin und der russische Premierminister Dimitri Medwedew erwartet werden, scheint das eine Lappalie zu sein.

Alexander Fedotenkov, stellvertretender Befehlshaber der russischen Marine erklärte Journalisten, dass die Parade in St. Petersburg - eine Rückkehr zu den Traditionen von Zar Peter dem Großen sei, der nach dem ersten Sieg auf See im Jahr 1714 die Entscheidung getroffen hat, eine feierliche Schiffsparade im Zentrum von St. Petersburg abzuhalten.

Der russische Atom-Raketenkreuzer"Peter der Große", ein Flagschiff der russischen Nordflotte und das atomgetriebene U-Boot „Dmitri Donskoi“, mit 173 Metern fast so lang wie zwei Fußballfelder, haben einen langen Weg, von der Hauptbasis in Seweromorsk, durch die Barentssee, das Europäische Nordmeer, die Nordsee, sowie die Ostsee auf sich genommen, um an der Parade in St. Petersburg teilzunehmen. Der russische Fernsehsender Swesda veröffentlichte auf Youtube ein Video vom Aufbruch der beiden Schiffe.

An der diesjährigen Parade nehmen neben den Giganten aus Severomorsk, auch Kriegsboote aus Wladiwostok, Astrachan und Sewastopol teil. Gleichzeitig mit den russischen Megaschiffen, traff auch ein kleine chinesische Flotte mit einigen der modernsten Kriegsschiffe Peking an der Parade ein. Die chinesischen Schiffe werden an dem jährlichen russisch-chinesischen Manöver „Joint Sea“ teilnehmen, das im vergangenen Jahr im Südchinesischen Meer stattfand.

Am Tag der Parade erhalten Bürger und Touristen Zugang zu den Kriegsschiffen. Außerdem wird Besuchern ein umfangreiches Programm angeboten, das an verschiedenen Orten der Stadt stattfindent. Auf dem Schlossplatz gibt es etwa ein Fest mit Musik, auf der Peter-und-Paul-Festung - ein Wassersport-Festival und ein Musikfestival. Abends soll es zudem ein Feuerwerk mit Blick auf den Fluss Neva geben.

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Geschrieben von

Andreas Rossbach

Als freier Journalist schreibe ich aus Russland für russische und deutsche Medien über Politik, Kultur & andere Dinge, die mich interessieren.

Andreas Rossbach

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