Die Klimakonferenz der Kohlekonzerne

Paris Die Klimakonferenz in Paris soll das Klima retten und das Zeitalter von Kohle und Öl beenden. Umso überraschender, dass Kohlekonzerne die Konferenz sponsern

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Kompromissbereit? Friedliche Proteste am Rande der Klimakonferenz in Paris
Kompromissbereit? Friedliche Proteste am Rande der Klimakonferenz in Paris

Foto: LEON NEAL/AFP/Getty Images

Diplomaten aus 196 Ländern und 150 Staatschefs sind nach Paris gekommen. Der vielleicht wichtigste Klimagipfel aller Zeiten hat diesen Montag in Paris begonnen und hat das Ziel das Zeitalter von Öl und Kohle zu beenden.

Umso überraschender ist, dass die bedeutendste Klimakonferenz seit Kyoto von der Kohle-Industrie finanziert wird. Allein vier von dutzenden Sponsoren sind verantwortlich für 200 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß. Ein Auto muss 12 Millionen Mal den Globus umrunden, um diese Menge auszustoßen.

Die NGO Corpoorate Acountability hat diesen Montag die Studie “Fueling the Fire - The corporate sponsors bankrolling COP21“ herausgegeben: Sie zeigt, dass die vier Europäischen Energierisen Engie, EDF, Suez Environment and BNP Paribas zusammen nicht weniger als 46 Kohlkraftwerke besitzen. Sie investieren in Teersandprojekte in Kanada und Fracking in Großbritannien.

Über 700.000 Menschen demonstrierten am Wochenende auf der ganzen Welt für einen fairen und ambitionierten Klimadeal.

Ist die Öl- und Kohlelobby mächtiger als die Zivilgesellschaft? Bereits 2011 veröffentlichte Greenpeace die Studie „Who is holding us back?“ auf der UN-Klimakonferenz in Durban. Die Umweltschutzorganisation legte dar, wie die Cheflobbyisten fossiler Energiekonzerne einen ambitionierten Klimadeal unterwandern.

Klar ist: Die Menschen wollen etwas anderes als die Kohle- und Öllbbyisten dieser Welt. Erst letzte Woche zeigte eine weltweite Umfrage ds Pew Research Center, dass weltweit die überwältige Mehrheit der Menschen.Energiekonzerne systematisch Gesetze und Beschlüsse für Klimaschutz untergraben. Greenpeace veröffentlichte zudem eine Liste der zwölf Lobbyisten, die den meisten Schaden anrichten: Das Durban Dirty Duzen. Der Bericht wurde innerhalb der Verhandlungen verboten nachdem sich einer der aufgezählten Lobbyisten darüber beschwert hatte.

Corporate Accountability hat deshalb eine Petition gestartet, Öl- und Kohle-Lobbyisten aus den Klima-Verhandlungen auszuschließen. Die Zeichen stehen gut, dass es tatsächlich ein Klimaabkommen gibt. Für Länder wie die Fiji-Inseln oder Tuvalu kommt dieses Abkommen aber vielleicht dennoch zu spät. Bereits heute müssen Menschen dort ihre Heimat verlassen wegen des steigenden Meeresspiegels. Die Öl- und Kohle-Lobby hat hart daran gearbeitet, die Klimaverhandlungen zu verzögern.

Viele vergleichen deren Einfluss mit der Zigarettenindustrie auf Gesetzgebung im Gesundheitsbereich. Ihr Einfluss ist besorgniserregend. Der erste Tag in Paris machte aber auch Hoffnung, dass ihre Zeit endgültig vorbei ist.

Zum ersten Mal haben auf einer Konferenz die Präsidenten der USA, Chinas, Brasiliens und Indiens sehr konstruktive Äußerungen zum Klimaschutz gemacht. Obama sprach sich dafür aus das Zeitalter CO2-intensiver Industriezweige zu beenden. Xi Jinping, der Präsident Chinas betonte, dass ein Klimaabkommen eine Win-Win-Situation für alle schaffen könnte. Angela Merkel forderte ein ehrgeiziges, belastbares und faires Klimaabkommen. Man mag kritisieren, dass das nur schöne Worte sind, die keinem etwas nützen. Die Beobachter und die Zivilgesellschaft auf der Klimakonferenz sind jedoch vorsichtig optimistisch.

Es scheint so, als sei nach 21 Jahren Verhandlung trotz Einfluss der Öl- und Kohlelobby ein Abkommen in Paris wahrscheinlich. Corporate Responsability will sie dennoch ausschließen – auf Nummer sicher zu gehen, ist nicht verkehrt.

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