Orakeln im Nebel

NPD In Schleswig-Holstein ist das Abschneiden der Rechtsradikalen am 20. Februar zu einer der spannendsten Fragen geworden

Zwei bis drei Prozent oder vielleicht doch mehr? Anders als mancher Landespolitiker sind die Wahlforscher vorsichtig, wenn es um die Chancen der NPD geht. Drei Prozent plus x - das ist die Befürchtung von Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner und Forsa-Leiter Manfred Güllner.

Während SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis und CDU-Herausforderer Peter-Harry Carstensen sich bemühen, die NPD zu ignorieren, begannen die Grünen, in den letzten Walkampftagen vor dem Einzug der NPD in den Landtag zu warnen. "Kein Zutritt für Rechts" ließ die Partei landesweit plakatieren. Die grüne Spitzenkandidatin und Justizministerin Anne Lütkes betont, dass Umfragen gerade bei den "Jungwählern ein Potenzial um sechs bis sieben Prozent" offenbaren. Aber nicht nur die Erstwähler könnten der NPD über die Fünf-Prozent-Hürde helfen. Günter Neugebauer ist einer der wenigen SPD-Kandidaten, der davon berichtet, dass er im Wahlkampf eine "Protesthaltung gegen die Politik im Allgemeinen" erlebt habe. Offen hätten Bürger gedroht, NPD zu wählen. "Das Ausmaß der Politikverdrossenheit erinnert mich an 1992", sagt Neugebauer. Mit 6,3 Prozent zog damals die Deutsche Volksunion (DVU) in den Landtag.

Auch der erwähnte Klaus-Peter Schöppner hält es angesichts von fünf Millionen Arbeitslosen "nicht für ausgeschlossen", dass "Frust, Unsicherheit und Lebensängste" der NPD einen Wahlerfolg bescheren könnten. Sein Kollege Manfred Güllner betont, dass neben den etwa drei Prozent festen NPD-Wählern weitere drei Prozent sich vorstellen könnten, die Rechten zu wählen. Beide Wahlforscher erinnern an die begrenzte Verlässlichkeit der Erhebungen. Denn bei Umfragen bekennen sich rechte Wähler selten zu ihrem Abstimmungsverhalten. Drei Wochen vor der Wahl in Sachsen lag die NPD bei vier - am Ende erreichte sie 9,2 Prozent.

"Hoch motiviert" sei die Partei, erklärt NPD-Landeschef und Spitzenkandidat Uwe Schäfer. Mit dem Wahlslogan "Schnauze voll - Wahltag ist Zahltag" versucht die NPD, in enger Zusammenarbeit mit den "Freien Kameradschaften" die Unsicherheiten und Ängste in der Gesellschaft aufzugreifen. Gezielt treten die Rechtsradikalen in sozial schwachen Stadtvierteln auf. Vor Betrieben, in denen Entlassungen drohen, verteilen sie Flugblätter und vor Schulen Wahlkampf-CDs. Dass ihr Abschneiden zu den spannendsten Fragen des Wahlkampfs geworden ist, könnte ihnen nützen. Vorsorglich hat die NPD bereits ihren Auftritt im Kieler Parlament angemeldet.

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