Reden ist Gold

Dialog Der Austausch zwischen Deutschland und Russland funktioniert auf der Ebene der Zivilgesellschaft. Die Politik sollte sich daran ein Beispiel nehmen

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Gibt es da irgendwelche Kommunikationsprobleme?
Gibt es da irgendwelche Kommunikationsprobleme?

Foto: Guido Bergmann / Bundesregierung - Pool via Getty Images

Das deutsch-russisches Verhältnis durchlebt schwere Zeiten. Die Bürde der großen Politik wiegt schwer. Man kann schon von zwei parallelen Universen der Wahrheit reden – einem westlichen und einem östlichen. Das Gefühl des Auseinanderdriftens beider Länder bestimmt die öffentliche Wahrnehmung. Dabei gibt es zivilgesellschaftliche Bande und Plattformen zwischen beiden Staaten, die im Schatten der großen Konflikte fortbestehen. Sie sind ein kleiner Baustein, aber ein wichtiger, im Aufbau der friedlichen Beziehungen zwischen West und Ost. Es ist Zeit, dass auch die Politik wieder mehr miteinander als übereinander redet.

Innerhalb der Zivilgesellschaft wird die Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen öfter zum Thema der Podiumsdiskussionen. So wurde darüber beispielsweise in der Berliner Veranstaltungsreihe „Kombinationsdirektoren erzählen“ im Salon von Katrin Rohnstock gesprochen.

Während der Podiumsdiskussion wird deutlich, dass es heutzutage zwei parallele Universen gibt, mit geschlossenem Weltbild und Anspruch auf die objektive Wahrheit. In Deutschland glaubt man, dass Russland noch nicht reif sei für eine westliche Demokratie, zu welcher es sich entwickeln müsse. In Russland setzten die Herrschaftseliten auf Deutschland als den wichtigen strategischen Partner im Westen, der zusammen mit Frankreich die Ideen eines Kontinentaleuropas vertreten würde, sagt der eingeladene Russland-Experte Alexander Rahr. Seiner Meinung nach sollte das Kontinentaleuropamodell, wenn es nach Russland gegangen wäre, das transatlantische Bündnis ersetzen.

Das Problem ist, dass es in Deutschland – wie überall in Europa – am Ansehen Russlands fehlt; und in Russland befindet sich das Image Deutschlands im Absturz, dank des russischen Fernsehens. Falls die Politiker nichts unternehmen, um diesen Abwärtstrend zu begegnen, droht eine Phase der Gegnerschaft auf beiden Seiten zu entstehen, behauptet der Politologe Rahr.

Im westlichen Bündnis gibt es Differenzen über den richtigen Umgang mit Russland und diese Spaltung wird zum Problem. Ein Teil der EU-Länder fordert wie vorher eine Bestrafung Russlands für die Krim-Annexion und die Handlungen in der Ostukraine, ein anderer Teil scheint zur Annäherung bereit zu sein.

Eindeutig ist dabei, dass Deutschland und andere EU-Länder dringend interne Debatten auf hoher politischer Ebene benötigen, um eine weitere Vertiefung der Konflikte mit Russland zu vermeiden. Aber momentan laufen diese Debatten nur in der Zivilgesellschaft. Die Politik erkennt nicht die Notwendigkeit eines echten Dialogs auf Regierungsniveau. „Wir haben momentan ein monologisches Dialog, der in einer Richtung läuft,“ erläutert das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen Forums, Martin Hoffmann. Was genau damit gemeint ist, bleibt während der Podiumsdiskussion etwas unklar. Dafür spricht Hoffmann über einen dritten Raum, der zu öffnen sei, um die Verhandlungen zu führen. „Eine neue Ostpolitik kann sein“, so lautet sein Fazit.

Die zivilgesellschaftlichen Organisationen arbeiten schon dran. Für diese das Deutsch-Russische Forum ist klar, dass die Lösung des Problems in der gemeinsamen Arbeit liegt, also in den gemeinsamen Gedenk- und Sportveranstaltungen, in Städtepartnerschaften und Vertrauensbildung. Die Politik sollte sich daran ein Vorbild nehmen und endlich wieder miteinander ins Gespräch kommen.

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