Kunduz, 4. September 2009. Eine Spurensuche

Bildergalerie Christoph Reuter und Marcel Mettelsiefen recherchierten und dokumentierten die Gesichter hinter den Opfern des Bombenangriffs von Kunduz

Jan Mohammed wollte seinen Sohn nicht gehen lassen, da er es für keine gute Idee hielt, Diesel zu stehlen aus Tanklastzügen, die vermutlich von den Taliban entführt worden waren. „Hätte ich ihn doch davon abhalten können“, sagt er mit versteinerter Miene zwei Tage nach dem Bombardement. Er hat den Feuerball in der
Ferne gesehen, die Explosion gehört. „Ich bin gerannt, gerannt“, erinnert er sich, schlägt seine Hand gegen die Stirn, immer wieder, seine Augen sind rot, und Tränen laufen über sein vom Wetter gegerbtes Gesicht. „Ich fand nichts von ihm. Ich habe ein Stück Fleisch gegriffen, mitgenommen und es meinen Sohn genannt.“
Er wippt mit dem Oberkörper vor und zurück, seine Hand schlägt wieder gegen die Stirn, und der graue Turban schwankt wie ein Boot auf hoher See. „Taouba, Taouba“, Vergebung, Reue, ein Wort aus dem Koran.
„Für ein wenig Diesel haben wir unsere Söhne verloren!“


Auszug aus: "Kunduz, 4. September 2009. Eine Spurensuche" von Marcel Mettelsiefen und Christoph Reuter.
Das Buch vom Rogner Bernhard Verlag mit 109 Abbildungen erscheint am 23. April bei Zweitausendeins. Es kostet 19,90 €.

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