Bei einer Podiumsdiskussion des NDR in Hamburg gab`s für die SPD, die Grünen und die Linke Applaus. CDU und FDP ernteten dagegen Gelächter und Buhrufe - ein Omen für die Bundestagswahl?
Das geladene Publikum im Rolf-Liebermann-Studio im feinen Stadtteil Rotherbaum ( Motto "Was soll ich wählen?) spiegelt die Hörer des NDR-Lokalsenders "90,3" wieder - meist "Sixty-Something" und hamburgisch gediegen. Die Damen tragen trotz des warmen Sommerabends häufig Kostüm, die Herren Sakko und Krawatte. Die Stimmung ist gelöst; als eine Jazzband den Abend eröffnet, wippen viele mit.
Auftritt der Kandidaten: Burkhard Müller-Sönksen ( FDP), Dirk Fischer (CDU), Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) Christa Sager (Bündnis 90/Die Grünen) und Jan van Aken (Die Linke), als einziger (noch) nicht Mitglied des Bundestages.
Aus "aktuellem Anlass" eröffnet NDR-Moderator Wolfgang Kresse die Diskussion mit dem"Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan". Auf seine Suggestivfragen ("Ist Ihnen noch wohl bei dem Gedanken, dass ein Befehl eines Bundeswehroffiziers zu dieser Tragödie geführt hat?") antworten die Gäste routiniert; alle wollen "Transparenz", verweisen ansonsten aufs UN-Mandat; Müller-Sönksen macht sich noch Sorgen ums "Renommee" unserer Streitkräfte. Nur Jan van Aken ("Frage an die Linke: Soll man die Menschen in Afghanistan den Taliban-Mördern ausliefern?") bezieht klar Position: "Es gibt keine Verpflichtung für Deutschland, an solchen UN-Einsätzen mitzumachen." Retourkutsche von Christa Sager: "Sie sind überhaupt nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen, wo´s um UN-Einsätze geht. (...) Das ist eine nationalistische Ohne-mich-Haltung, die Sie hier einnehmen!" Beifall aus dem Publikum.
Thema abgehakt. Zügig ("wir haben nur zwei Stunden Sendezeit") geht`s weiter: Bildung, Finanzkrise, Arbeitsmarkt. Dabei machen Sönksen und Fischer, anfangs noch wohlwollend vom Publikum begrüßt, keine gute Figur. Beide bewegen sich in einer Art Endlosschleife: Fischers antwortet immer nur mit "Wachstum" und "Leistung", was ihm vor allem bei Bildung und Arbeitsmarkt ("Mit einem guten Zeugnis findet man immer einen Job") das Missfallen des Publikums einträgt. Müller-Sönksen dagegen erntet auf seine beschwörende FDP-Formel "Wir glauben an eine Psychologie des Marktes nach Ludwig Erhard.... Wenn wir erst die Steuern gesenkt haben, dann...." zunehmend Hohngelächter.
Dagegen überzeugt Scholz mit trockenem Witz und Ehrlichkeit ("Steuersenkungen funktionieren nur auf Kosten von Rentnern und Arbeitslosen. Alles andere ist Vodoo"), Christa Sager mit Kompetenz und Vorschlägen: "Wir fordern, dass das Geld aus dem Solidaritätszuschlag, das bis 2019 nicht in die neuen Bundesländer geht - denn die Summen sind festgeschrieben - in Form eines Bildungssoli konsequent für Bildungsmaßnahmen ausgegeben wird." Und für Jan van Aken wird beim Thema Hartz IV ("von 395 Euro kann keiner leben") kräftig geklatscht. Viel Beifall auch für seine Antwort zur "Politikverdrossenheit": "Das ist doch vielmehr eine Parteienverdrossenheit."
Nur einmal verliert das sonst so gesittete hanseatische Publikum die Contenance. Auf Dirk Fischers Antwort auf die Publikums-Frage nach bundesweiten Volksentscheiden ("Die Position der Union ist nein, weil wir glauben, dass viele Sachverhalte viel zu komplex sind...) hagelt es Buh- und Zwischenrufe: "Klar, der Bürger ist blöd", ruft der weisshaarige Herr neben mir wütend. "Wir sollen Euch wählen, aber sonst die Klappe halten", ein anderer. Nur langsam beruhigt sich das Publikum ..."als dass man die mit einem reinen Ja oder Nein beantworten könnte", beendet Fischer endlich seinen Satz.
Auffällig: Umwelt und Klimakatastrophe spielen an diesem Abend kaum eine Rolle - nur Christa Sager spricht das Thema ("Wir sind die Partei, die es wirklich ernst meint mit dem Atomausstieg"; "Wir wollen Arbeitsmarktpolitik und Umweltpolitik miteinander verknüpfen") an.
Nach dem offiziellen Ende des Abends diskutieren die Zuschauer noch im Saal mit den Kandidaten weiter. Auch auf der Strasse werden die Auftritte kommentiert: "Dieser Dirk Fischer, dass war doch so von gestern!" sagt ein etwa 16jähriges Mädchen hinter mir, dass offensichtlich ihre Großeltern begleitet hat; "so ein hohles Politikergerede kann ich echt nicht mehr hören."
Kommentare 17
bei mir bildet sich so langsam der eindruck, dass die politiker dem volk zu blöde sind..
mfg
mh
das publikum ist immer anders: on stage ist aber immer das gleiche, da soll und will "gerockt" werden. ausgang offen ...
Genau!,
das Volk kann sein Glück noch gar nicht fassen, von der Dummheit regiert zu sein. Das schafft Übersicht und ungemeine Schübe von Gefühlen bodenloser Überlegnheit an der Basis!, oder?
JP
@MH:
danke für Deinen treffenden Kommentar. Und:
Genau. Diesmal kriegten sie es auch gleich rückgemeldet. Du hättest das mal hören sollen - Bildung, Ankurbelung der Konjunktur, alles wollte der FDP-Tropf mit Steuersenkungen angehen.
Schön war auch der Kommentar hinterher von einer offensichtlichen Freundin der Ehefrau des CDU-Kandidaten Dirk Fischer: "Ich muss gleich mal Trudy (?; ich erinnere mich nicht genau an den Namen) anrufen und ihr erzählen, wie ihr Dirk versagt hat!"
Herzliche Grüße, Anna
@MH:
danke für Deinen treffenden Kommentar. Und:
Genau. Diesmal kriegten sie es auch gleich rückgemeldet. Du hättest das mal hören sollen - Bildung, Ankurbelung der Konjunktur, alles wollte der FDP-Tropf mit Steuersenkungen angehen.
Schön war auch der Kommentar hinterher von einer offensichtlichen Freundin der Ehefrau des CDU-Kandidaten Dirk Fischer: "Ich muss gleich mal Trudy (?; ich erinnere mich nicht genau an den Namen) anrufen und ihr erzählen, wie ihr Dirk versagt hat!"
Herzliche Grüße, Anna
(sollte hierher und nicht nach unten)
@ Rainer Kühn;
Joachim Petrick;
Vielen Dank für Eure Kommentare!
Eine Show war diese Diskussion zum Glück nicht - das kommt nicht so gut an in Hamburg (Joachim Petrick, Du weisst das wahrscheinlich.)
Für blöd verkaufen wollen die Politiker, wenn auch nicht alle, ihr "Volk" aber doch noch teilweise. Was hat den CDU-Kandidaten z.B. geritten, so eine idiotische Bemerkung zum Thema Volksentscheide von sich zu geben? FDP- und CDU-Vertreter zeigten sich an diesem Abend ohnehin sehr arrogant. Da ging ein sichtbarer Graben durch die verschiedenen Auffassungen vom "Wähler", dessen Kompetenz und Intelligenz.
@ Joachim Petrick: Überlegenheitsgefühle an der Basis, ob soviel Dummheit? Kann sein. Ist aber doch ein Bumerang, so ein Gefühl; weil wir regiert WERDEN, womöglich dann von einem Haufen Schildbürgern - oder schlimmer.
Herzlich, Anna
Hallo Anna,
mein Kommentar galt MH120480 und deshalb hoch ironisch bemüht.
Ansonsten gebe ich Dir Recht.
Politische Show Stars sind in Hamburg verpöhnt,seit Helmut Schmidt in Bonn Bad Godesberg auf eine Reyno Zigarette Visionen verhöhnt, siehe Vorscherau, Runde, von Dohnanyi, Perschau bis Echternachsche Spring Prozession mit Damen Hochpopo Programm unter Ausschließung der Herren Niedergesäß aus Billbrook.
tschüss
JP
@Joachim Petrick:
Die Herren Niedergesäss? Meinst Du da jemanden Bestimmtes?
Ich mag die Schnörkellosigkeit der Hamburger Politiker - leider lassen sich die Leute manchmal auch davon blenden, wie bei Ole. Der ist gar nicht so jovial und einfach, wie er immer tut. Sondern ein ausgebuffter Polit-Fuchs. Aber es gibt hier eine gewisse hanseatische Ethik ("ein Hanseat nimmt keine Orden an" usw.), das gefällt mir.
Wie findest Du eigentlich Jan von Aken, den Kandidaten der Linken hier? Der hat mir gut gefallen. Klug, mit reichlich Lebens- und Berufserfahrung, ehrlich (er versuchte gar nicht erst so zu tun, als sei er einer vom einfachen Volk) und mit beeindruckender Biografie, Biologe, Greenpeace-Tätigkeit... www.jan-van-aken.de/
Und man kann ihn anrufen (unter "Meet mich" auf seiner Startseite) und zu sich einladen, um ihm näher auf den Zahn zu fühlen. Find ich gut.
Herzliche Grüße nach - war es nicht Barmbek? Anna
mach das doch mal, dieses anmeeten. :D
mfg
mh
@MH:
Natürlich kommt er nicht für einen allein - aber ich hab schon gedacht, dass vielleicht für eine Reportage zu machen. Obwohl, jetzt vor der Bundestagswahl sind die Termine knapp - auch bei mir.
Er ist übrigens ziemlich attraktiv - um das hier mal politisch völlig unkorrekt hinzuzufügen. Wahrscheinlich einer der attraktivsten Politiker, die wir zur Zeit in Deutschland haben. Auch mal schön, wenn das ein Mann ist. Und sicher nicht unpraktisch.
Herzliche Grüße in den "Beamtenstadt" (wo immer das ist, Hannover?), Anna
Hallo Anna,
der Jan von Aken sieht nicht nur gut aus, sondern redet auch tief gestaffelt gut. Ein echter Herr Niedergesäß, ein wahrer Hanseaten Knaller.
Das geht so:
Westliche Alster tagt hoch geladen bei Jakob an der Elbe, kommt ein Typ wie Jan von Aken, Jahrgang 1961 Berliner Mauerbau, ungeladen vorbei, raunt ein westlich geladener Alsteraner Hanseat zum andern gealdenen "Setz di lieber danieder Hans, hier beginnt gleich ein steifer "Af- kan nit verstan" Tanz östlich gefetet mit Bille Qualster gegen westlich festliche Isebek polierte Alster hin zur Elbe vor Blankenes."
Das war die kleine Kulturgeschichte der Herren Niedergesäss.
Mal lebe ich auf de Ritze zwischen östlicher und westlicher Alster in Barmbek Basch, auf dass ich dann zu meiner Liebsten Fruwe ins Struensee dänisch geprägten Altonaer Cafe Ole flitze.
Der Ole von Beust läßt es, selber farblos fad sortiert und aufgelegt, gerne kunterbunt präsidial schillern, z. B. mit Typen seines An- Vor- Ab- Schlages, Barnabas Ronald Schill, samt lächelndem Fallbeil Roger Kusch dich.
tschüss
JP
Lieber Joachim Petrick;
ich mag Deinen Stil, dies vorweg. Sehr extravagant - wie Du wahrscheinlich auch. Ich muss doch bald mal einen Blick ins Café Ole werfen, um Dich dort zu entdecken...
Wie gesagt, ich mag das - ich verstehe es nur nicht immer. Und möchte doch gerne! Also, Jacob an der Elbe sagt mir natürlich was, und auch die Alsterianer - aber den Herrn van Aken? Schätzt Du den nun oder nicht? Und was sagten die "westlich geladenen Herrn" nun wirklich?
Eins interessiert mich. Möchtest Du eigentlich hier verstanden werden?
Herzliche Grüße, Anna
Liebe Anna,
nachdem ich unter Deinen Begeisterungsstürmen ob meines Stils soviel verbalen Unfug verdichtet zu Schabernack Schapperlack angerichtet, versuche ich mich nun nach dem Motto“Ich mag Müll“ an die Aufräum- Arbeiten zu machen.
Erster Versuch:
„das Volk kann sein Glück noch gar nicht fassen, von der Dummheit regiert zu sein. Das schafft Übersicht und ungemeine Schübe von Gefühlen bodenloser Überlegnheit an der Basis!, oder?“,
damit will ich gerade im Hinblick auf Christa Sager, Olaf Scholz im Gedenken einer Veranstaltung im Kultwerk/Altona mit beiden verblümt sagen:
„Das verweisen bei Anfragen an Politker/inen auf andere Wesen der dritten Art von „Experten- Räten“ ist von gestern, wie die 16 jährige zu Dir sagte.
Das verweisen auf das angeblich neutrale Expertenwesen durch Politker/innen soll Nestwärme, ja Stallgeruch verbreiten nach dem Motto „wir Politiker/innen und die Basis sind eine Gemenschaft der liebenswert bunten öden Blöden angesichts der gedirkten Komplexität der Fischer Lage.“Olaf!, mir graut vor Deinem Sachverstand, den Du nicht zum Besten gibt’s!
Noch ein Bier bitte für den Politiker beim Fasten Ertasten der Tasten des Klaviers hier. Prost!“ Mahlzeit war vorhin.
Auch die Herren bei Jakob an der Elbe haben sich in meiner Geschichte übrigens auf hohem hanseatischem Po „niedergesäßt“ als wären sie die Herren Schulz Schmied „Niedergesäß“ im Dorfe Rom zu Güstrow hin in Mecklenburg, die angesichts der komplexen Anfechtungen durch den Anblick einer ungeladen schnuppernden Person in vornehme Stummheit und Geesten- Armut ins Flache verfallen, um dann irgendwann ihren Schirm mit den Worten Abschied zu nehmen:
“Gut, geschwiegen, haben wir doch alles besprochen.
Nächstes Mal vielleicht ungestörter, etwas lauterer, ohne diesen ungeladenen Gast.
Tschüs!“
Mit einem s .
Zur Person, Jan von Aken, kann ich ungeschützt einräumen, mir schwant, um nicht zu sagen, mich dünkt, es lohnt sich, diesen Hanseaten näher kennen zu lernen.
Wie gesagt, ich lebe mitten auf der Ritze „östlcher Iwahn Bille Iwannowitsch Newkraine Krim Ural der Alster, westlicher Diwan der Alster flotte Lotte Bek bis hin über Ottensen, Dänemark, Engeland..
Dabei schwanke ich perplex von „Aff kann nit verstan!“, warum denn die anderen, bis „Oka VodooOdin Wotan, Gott im Himmel läßt Hirn aus allen Wolken fallen!, hoffentlich stehe ich nicht schon wieder, wie im Leben, eben so daneben. Triffst nen anderen, ist es auch nicht schlimm, ja es ist okay
“ich bin okay! Der, die, das ist okay! Du sowieso!, oder etwa nicht?
Cafe Ole!..
Freitags- Leser/innen Treffen im Cafe Ole?
Unheimlich offen geheimes Zeichen gültiger Offenbarung:
“Neuste Freitags- Printausgabe unterm Arm oder Fiffi namens Vi Valdi zwischen den Zähnen.
Hol di stief!
tschüss
JP
Lieber Joachim Petrick;
Begeisterungsstürme...? Ooch, das tun (hanseatische) Journalistinnen nicht so leicht, wissen Sie doch. Aber Ihr/ Dein Text hat mich heute morgen richtig zum Lachen gebracht - was im Freitag, seit Verschwinden der "Twitteratur", eher selten geschieht.
Die Attitüden der Herren im Jakob kenne ich nur zu gut - (ich lebte einst an der Elbchaussee, Butterseite, in der Familienvilla, bis ich aus dem goldenen Käfig ausbrach - Sie können sich sicher vorstellen, was das bedeutet). Wer nicht zu dieser Society gehört - und da geht es immer um Geld - wird nie dazugehören. Nie! Er kann tun, was er will.
Lieber den Freitag unterm Arm, einen Waldi habe ich leider noch nicht. Wo ich doch dauernd am Cafe Ole vorbei komme...
Helmut Schmidt wichtigster Hamburger! Was sagen Sie/ sagst Du denn dazu?!
Einen sonnigen Tag in Ottensen und umzu!
Anna
Liebe Anna,
der Vi Valdi als Waldi ist erfunden, alles andere stimmt im Elbchaussee Villen Gedöns Umfang experimentell haargrau.
Was sage ich Sie auf amburgisch Du zu Helmut Schmidt "wichtigster Hamburger!"?
Da sage ich nur, Schmidtschnauze hat sich schon 1962 "Loki Smokie" bei dem TIDE GAU auf eine öffentliche Zigarette an allen historischen hamburger Grössen seit der Hammerbur 812 vorbei über Cola Darboven Bohnen im poitischen NATO- Wind steif nach vorne dalbowert.
Tatsächlich lebe ich, wie Du gleich aufgemerkt, äußerst Extra Vagant, ist es mir doch gelungen, mich von weiten Teilen der unerwarteten Nachgeburt meiner Jugend zu befreien, den letzten Rest schaffe ich extravagant auch noch dahin, wo diesen keiner mehr so nennt.
"Ob ich verstanden werden will?“
Ob solcher gezielten Frage, gedenke ich erst einmal still meiner Deutschlehrerin, die mir bei der Bearbeitung der Schiller Lektion "Wilhelm Tell" offenbarte, sie verstünde zwar nich alles gleich, was ich überhaupt meine, aber ich sei ein unveräußerlicher Bestandteil der Bereicherung der literarischen Debatte im Unterricht.
Zwei Jahre weiter hat diese Deutsch- Lehrerin mich ,cora Publikum, acapelle, Fuss aufstampfend, ansatzlos aus allen Wolken fallend, angefahren:
"Sie unerträglicher Halbstarker im Ami Khaki Look! Jetzt reicht es mit Ihrer ewig unbelehrbaren Bereicherung der Debatte.
Wenn hier einer die Höhe der Latte der Debatte bestimmt, bin ich das. Ist das klar? Wie soll ich Ihnen das nur klar machen? Sie sind für mich ein unverbesserlicher Fall!".
Der Auftritt meiner damalig gymnasial näselnden Deutsch- Lehrerin war und ist bis heute für mich Stil prägend.
Warst Du in der Edel- Ausstellung von Hans Bunge in Wedel“immer hin immerhin“?
Dir auch ein:
"Einen sonnigen Tag in Ottensen und, was auch immerhin, immerzu, immerdrauf, umzu!"
tschüss
JP
Lieber Jachim Petrick;
das wird ja immer besser (!); Hans Bunge kenne ich natürlich, auch persönlich, denn er war der Kunstlehrer meiner Tochter. Er hat mich auch eingeladen und ich wäre gern gegangen, aber es waren 1 1/2 Stunden Fußweg, leider fährt kein Bus in die Nähe, und das - hin und zurück - hat mich doch geschreckt. Warst Du da?
Was Deine Lehrerin angeht - solche Lehrer verderben so viel, es ist ein Jammer. Aus Hilflosigkeit und aus Angst, der Situation - bzw. der Intelligenz eines Schülers nicht gewachsen zu sein.
Aber ich erlebe, dass Lehrer sich auch anders verhalten (können). Klar, die Kontrolle wollen sie immer noch behalten. Aber in HH braucht es allmählich auch noch ein paar andere Eigenschaften - Humor, Ehrlickkeit, Weltoffenheit - um pädagogisch erfolgreich zu arbeiten. Weisst Du, dass Hamburger (und Bremer) in Bayern an den Unis nur sehr ungern genommen werden?
Helmut? Der hat auch eine andere, zarte Seele. Wer so gern Klavier und Bach spielt wie er... muss er einfach...
An Deine Vergangenheit meine ich mich zu erinnern, dass Du hier einmal etwas darüber geschrieben hast - dass Du Dich sozusagen mit Sprache aus ihr hinaus gerettet hast. Was ich sehr gut nachvollziehen konnte, und was mich damals berührt hat.
Dir einen schönen Sonntag im autofreien Hamburg
Anna
Liebe Anna,
zu der Austellung von Hans Bunge "immer hin immerhin" bin ich mit meiner Frau ab S- Bhf. Wedel mit dem Fahrrad ca. 20 Minuten durch eine wunderschöne Marschlandschaft gefahren, die bei genauerem HInsehen, trotz und wg, prächtiger Schafsherden auf saftig grünen Wiesen, jedoch beachtliche Zeichen von Agraindustrie- Landnahme peisgab.
Als Hanseat hat es mich angetickt, im Hirn gezwickt, dass Hans Bunge wiederholt, hier und da sprach:
"Der Prinz hat gesagt, die Prinzessin hat mich erinnert, Hans denk auch daran, deine Bilder zum Kaufen anzupreisen“."
Prinz und Prinzessin soundso sind Eigentümer des Gehöfts "Fährhaus am Deich, samt Restaurant", auf dem Hans Bunge seine Ausstellung im Schafsstall installierte.
Gut, dass Du daran erinnerst:
"Helmut? Der hat auch eine andere, zarte Seele. Wer so gern Klavier und Bach spielt wie er... muss er einfach..."
Helmut Schmidt achte ich als Person wie als Vetreter meiner Väter- Generation hoch, gerade auch, indem ich ihn kritisiere.
Helmut Schmidt hat mir schon persönlich mit Zustimmung auf meine kritischen Kommentare zu seinen Gesprächen in der Zeit "auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt"geantwortet.
Es ging dabei z. B. um seine flapsig hinnehmende Einstellung gegenüber strafrechtlich asymmetrischen Absichten des Richters "gnadenlos" Ronald Barnabas Schill.
Da dachte, alle Achtung!, der Mann hat einen differenzierenden Charakter.
Andererseits habe ich den Eindruck, dass Helmut Schmidt rabauzig seine Schmidtschnauze, wie die Maus eine Tiger Attrappe vor sich herschleppt, um weniger Ziel von Missbrauch seiner an sich "zarten Seele" zu sein?
So kam Helmut Schmidt ja Ende 1961 als Innen- Senator nach Hamburg, vorher Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag, und war beileibe wohl nicht für die fortwährenden Unterlassungen des Hamburger Senats im Raum Wilhelmsburg verantwortlich zu machen, wo Hafenbetriebe durch Deichbauten gesichert, die Siedlungsräume der skandalös fortbestehenden Behelfsheime nach dem Zweiten Weltkrieg aber ohne entsprechende Deiche ungeschützt der Sturmflut am 15. Februar 1962 ausgesetzt, an 38o Menschenopfer kostete.
Helmut Schmidt hat dann als „kommandierender“ Innensenator durch sein mediales Spektakel wie eine gerufener Geleitzug inszeniert, dass mancher Hubschrauber Crew, belegt, auf den Senckel ging, den Hamburger Senat, voran den Regierenden Bürgermeister Paul Nevermann vor weitergehenden Fragen nach Verantwortlichkeiten der Deichbau Unterlassungen Hamburgs in Wilhelmsburg bis Heute zu schützen..
Auch ich erlebe, dass Lehrer sich in Hamburg durchaus anders verhalten, z. B. meine Schwester in der Gesamtschule Mümmelsmannberg, die dort als Lehrerin „Theater- Projekte“ anschiebt, betreut, mit den Schülern/innen ganz unterschiedlich sozialer Hintergründe inszeniert.
Deine folgende Idee finde ich debattenanregend:
„An Deine Vergangenheit meine ich mich zu erinnern, dass Du hier einmal etwas darüber geschrieben hast - dass Du Dich sozusagen mit Sprache aus ihr hinaus gerettet hast“.
Meinst Du wirklich, dass man/frau sich aus Vegangenheit retten will, retten kann?
Ist Vergangenheit nicht die Reise, auf der sich jeder befindet, zu neuen Pfaden, Wegen findet, wie ich, da geb ich Dir Recht, zur Sprache gefunden und zwar nicht nur, indem ich schreibe, sondern Zunge zeige.
Ich wünsche Dir einen guten Wochenbeginn.
tschüss
JP