Das Wahlergebnis ist heute wie ein Tsunami durch Indien und den Rest der Welt gefegt: die Bharatiya Janata Party mit Spitzenkandidat Narenda Modi hat mit einer überwältigenden Mehrheit gewonnen und löst nun nach zehn Jahren den regierenden Nationalkongress ab. Das erste Mal seit 30 Jahren wird das Land potentiell von einer einzelnen Partei, der Bharatiya Janata Party (BJP), regiert. Modi ist der Sohn eines Einzelhändlers und war in jungen Jahren selbst Teeverkäufer. Wie hat dieser scheinbar einfache Mann mit seiner Kampagne das Land gefesselt und das Vertrauen der Inder gewonnen?
Insgesamt sind knapp 815 Millionen Inder wahlberechtigt, da reicht kein Wahlsonntag um alle Stimmen einzuholen. Über das Land verteilt wurden die Stimmen innerhalb von fünf Wochen gesammelt. Die Wahlen haben viele Menschen in der ganzen Welt beschäftigt. Wie funktioniert das, wenn genauso viele Wähler, wie in den USA und Europa zusammen, an die Wahlurnen treten? Meine zentrale Frage: was denken ganz normale Menschen über die Wahlen?
Der Wahlkampf fand besonders zwischen zwei Parteien statt: dem regierenden Indischen Nationalkongress (Congress) mit dem Zeichen der Hand und der Bharatiya Janata Partei (BJP) mit dem Symbol einer Lotusblüte. Seit 2004 wurde das Land von der Congress Partei geführt. Sie zählt zu einer der ältesten Parteien der Welt und wurde schon von Mahatma Ghandi geführt. Heute werden sie für Korruption und zu wenig wirtschaftlichen Fortschritt verantwortlich gemacht. Genau dort greift die BJP an - der Führer Narenda Modi verspricht wirtschaftliches Wachstum und ein Eindämmen von Korruption. Der von ihm geführte Staat Gujarat wird mit seiner positiven Entwicklung als Beispiel aufgeführt.
Aufgemischt wurde der Wahlkampf durch die Partei des gewöhnlichen Mannes, der Aam Aadmi Partei mit dem Besen als Symbol. Das junge Bündnis basiert auf einer Protestbewegung gegen Korruption und wird von Arvind Kejriwal geführt. Zwar sind sie gut im Protestieren und mobilisieren die Massen in Neu Delhi, jedoch ist Kejriwal in Delhi als Ministerpräsident gescheitert. 2012 wurde er von seinen vielen Anhängern als Oberhaupt der Hauptstadt gewählt, jedoch trat er nach nur 49 Tagen wegen dem Scheitern seines Anti-Korruptionsgesetzes zurück.
Am 17. April habe ich in Bangalore den Wahltag beobachtet. Ausgestattet mit meinem Pass in der Bauchtasche und vorbereitet auf Menschenmassen und Trubel bin ich mit Entschlossenheit im Blick vor die Tür getreten. Ich habe Menschen mit den verschiedensten Meinungen getroffen und konnte mir so ein Bild von den Wahlen in der größten Demokratie der Welt machen.
Um zehn trete ich aus meinem Wohnhaus in Indiranagar und mache mich auf den Weg an den Treffpunkt wo mich Helen mit dem Auto abholen wird. Meine Mitbewohnerinnen haben mir in den Tagen zuvor zur Vorsicht geraten, immerhin sind am 12.4.2014 in Chhattisgarh bei einem Bombenanschlag 12 Menschen ums Leben gekommen, darunter Polizisten und Wahlhelfer. Ich stelle mir vor, wie ich mich mit Helen zur Wahlurne vorkämpfen muss, vorbei an mehreren Kontrollen, bewacht von Soldaten und Polizisten. Wie weit werden sie mich durchlassen? Werde ich Helen bei den Massen von Menschen aus den Augen verlieren?
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Im Auto erzählt mir Helen, dass es für sie die erste Wahl ist. Sie ist Ende zwanzig, arbeitet im Social Media Sektor und ist glücklich verheiratet. Überrascht stelle ich fest, dass sie ihre Stimme an die Congress Partei geben wird. Immerhin gilt diese Partei als konservativ und korrupt. Viele machen sie für den wirtschaftlichen Rückstand in Indien verantwortlich. Warum wählt sie nicht die BJP? Helen wird ernst: „BJP kommt für mich nicht infrage. Ich bin Christin und nach dem Gujarat-Progrom würde ich meine Stimme nie an Modi geben.“ Sie erzählt mir von den Ausschreitungen zwischen Hindus und Moslems im nordwestlichen Bundesstaat Gujarat im Jahr 2002. Wie viele andere glaubt sie, dass die BJP unter der Fadenführung von Modi hinter den Ausschreitungen stand. Es gibt zahlreiche Berichte von Massenvergewaltigungen an muslimischen Frauen, Verbrennungen von Menschen auf der Straße und Zerstörungen von muslimischen Gebäuden. Insgesamt sind 790 Muslims und 254 Hindus ums Leben gekommen.
„Modi ist entschieden pro-Hindu. Er hat Gujarat zwar wirtschaftlichen Fortschritt gebracht, aber er diskriminiert religiöse Minderheiten. Für Hindus birgt das kein großes Risiko, sie wünschen sich den Fortschritt, den er verspricht. Wir sind ein säkularer Staat, das will ich nicht für wirtschaftliches Wachstum aufs Spiel setzen,“ erklärt mir Helen.
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Unsere Spannung steigt, als wir das Auto parken und nun zu Fuß zum Wahllokal in einer Schule aufbrechen. Der Sandweg zur Schule ist leer, weiter hinten sehen wir eine Gruppe Männer um einen Tisch sitzen. Wir fragen noch einmal nach, ob es hier wirklich zum Wahllokal geht und werden den einsamen Weg heruntergeschickt. Der Tisch steht im Schatten, viele Männer stehen und sitzen in der Nähe und Wahlhelfer haben Listen mit Fotos und Adressen. Dort muss sich Helen melden und bekommt nach einigem Hin und Her einen Zettel mit dem sie nun zum Wahllokal muss. Der Platz vor der Schule ist verlassen, unter dem Vordach des Gebäudes fläzen zwei Polizisten im Schatten. Wo ist der Trubel, wo sind die ganzen Menschen? Helen und ich wundern uns, aber sind gleichzeitig froh, dass wir nicht lange in der Sonne stehen müssen. Auch im Wahllokal werden Listen gewälzt, Helen scheint nicht auffindbar. „Meine Stimmkarte ist neu, ich habe vorher noch nie gewählt,“ sagt sie und so sucht die Wahlhelferin auf einer anderen Liste. „Die Nummer auf Ihrem Zettel ist falsch, sie müssen ins Wahllokal nebenan,“ so die Frau.
Im richtigen Wahllokal sitzt eine bunte Gruppe Wahlhelfer, die den perfekten Schnitt der indischen Gesellschaft widerspiegeln. Ein junger Student ist ganz aufgeregt, der mittelalte Lehrer ermahnt mich, dass ich keine Fotos machen darf, eine Nonne lächelt milde über unsere Nervosität und Neugier und eine Hausfrau bringt das Tintenfass nach draußen, damit ich es fotografieren kann. Helen wählt elektronisch, hinter einem großen Stück Pappe versteckt. Es piept laut, sie kommt heraus zu mir und ich fotografiere wie die Hausfrau ihr einen blauen Strich auf den Daumen malt. Der Strich stellt sicher, dass Helen nicht noch einmal wählen kann. Die Tinte wird sie mehrere Tage nicht abwaschen können.
Auf dem Weg zurück sind Helen und ich froh und sprechen über Indiens Fortschritt. Wir genehmigen uns eine Amul-Milch. Viele Geschäfte nutzen die Wahl zu Werbezwecken: jeder Kunde mit markiertem Finger erhält Rabatt. Gemeinsam erledigen wir noch ein paar Einkäufe für das Osterwochenende und da dämmert es uns: viele Menschen werden das lange Oster-Wochenende nutzen und ins Umland von Bangalore fahren. Die Wahl wird generell von der ländlichen Bevölkerung Indiens entschieden, die Städte spielen zwar eine wichtige Rolle, aber die meisten Stimmberechtigten leben auf dem Land. Die geringe Wahlbeteiligung in Bangalore von 54% wurde landesweit kritisiert.
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Zuhause esse ich Mittag mit meiner Mitbewohnerin Lekha. Sie kommt aus Hyderabad und kann in Bangalore nicht wählen. Wahlberechtigte müssen dort wählen, wo sie gemeldet sind und diese Ummeldung ist in Indien mit großen Hürden verbunden. Wegen der lahmen Bürokratie sind viele auch nach 15 Jahren in einer anderen Stadt noch in der Heimat gemeldet. Lekha muss 570 km in ihre Heimatstadt um ihre Stimme abzugeben. Schon in den letzten Wochen hat sie mir viel über indische Politik und Geschichte erklärt, sie saugt leidenschaftlich alles auf, recherchiert und bildet sich ihre eigene Meinung. Ihr Engagement löst in mir Bewunderung aus und so sprechen wir natürlich auch beim Essen, auf dem Boden im Schneidersitz, über die Wahlen und die politische Situation. Ich erzähle ihr von meinen Eindrücken und neuen Erkenntnissen über Modis BJP. Lekha hat viele muslimische und christliche Freunde und kann die Angst gut verstehen. Sie hat noch einmal gründlich über die Aufstände gelesen und wird ernst. Sie gibt Helen Recht, es ist eine große Gefahr für das Land, wenn Minderheiten bedroht und unterdrückt würden. „Viele werden trotzdem für BJP wählen, besonders ältere Bürger. Sie haben schon so viel erlebt und sehnen sich nach Wohlstand, der seit Jahrzehnten nur für wenige errichtet wurde,“ erklärt Lekha, „sie sehen, wie sich die Politiker Jahr für Jahr die Steuergelder in die eigenen Taschen stecken und haben genug. Das Vertrauen in den Nationalkongress ist aufgebraucht. Es ist nicht mehr Mahatma Ghandis Partei.“
Aber was macht man dann? Wenn man zwischen Rückstand und Unterdrückung wählt, gibt es da keine Alternative? Doch, die Partei des einfachen Mannes „Aam Aadmi“. Die Gruppe wird geführt von Arvind Kejriwal und protestiert gegen Ungerechtigkeit und Korruption, an der besonders die einfache Bevölkerung leidet. Jedoch sind sie in Delhi gescheitert, aber Lekha denkt, dass eine Stimme für die AAP ein Zeichen setzen kann. Es ist ein bisschen wie mit den Piraten in Deutschland, sie haben wichtige Punkte und haben die Motivation etwas zu verändern, aber sie sind schlecht organisiert und politisch unerfahren. Lekha würde es begrüßen, wenn sie es ins Parlament schaffen, denn dann können sie in der Opposition lernen.
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Nachmittags gehe ich meinen Yogalehrer Ram besuchen. Er ist 79 Jahre alt und hat lange bei der Times of India als Redakteur gearbeitet. Wenn ich zum Yoga komme, klappt er stets die Zeitung zu, er ist immer bestens informiert und hat eine starke Meinung. Ich weiss, dass er die BJP favorisiert. Nach all dem, was ich heute gehört habe, kann ich das nur schlecht nachvollziehen. Er ist ein weiser Mann und setzt sich viel für die Schwachen ein, wie kann er da diese radikal-hinduistische Partei unterstützen? Ram glaubt nicht, dass Modi der Drahtzieher der Massaker von Gujarat ist. Modi habe die Armee eingeschaltet um die Situation zu de-eskalieren. Er fügt hinzu, dass keine Moslems Gujarat verlassen haben und auch sie für ihn stimmen. „Er hat den bedrohten Glaubensgruppen die Macht der Stimme gegeben und sie haben ihn gewählt,“ kommentiert Ram, „Sollte er seine Macht tatsächlich versuchen zu missbrauchen, dann muss man ihn absetzen, aber er hat eine Chance verdient.“ Ram wünscht sich für ganz Indien ein komfortableres und sichereres Leben. Statt einer ignoranten Regierung ist er für verantwortungsvolle Regierungsführung und sieht die BJP in der Lage dies durchzuführen.
Und es sieht ganz so aus, dass Indien Modi eine Chance gibt: mit voraussichtlich 335 von 543 Sitzen im indischen Unterhaus für die BJP und ihre Partner bei einer Wahlbeteiligung von 66,4% aller Wahlberechtigten, wird er hoffentlich beweisen, dass er das Land vorwärts bringt, dass Geld da ankommt, wo es eigentlich hin soll, dass diese riesige Bürokratie weniger wird. Es bleibt abzuwarten, ob er seine Versprechen hält. Und die Hoffnung bleibt, dass Indien weiterhin ein Beispiel für Säkularismus bleibt. Ich wünsche Indien den Fortschritt, den es verdient und vor allem eine friedliche Zukunft.
Deutsche Links:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/indien-wahl-auszaehlung
http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahl_in_Indien_2014#Ergebnisse
http://de.wikipedia.org/wiki/Narendra_Modi
Englische Links:
http://www.dnaindia.com/india/report-lok-sabha-elections-how-does-tech-capital-bangalore-get-54-voters-when-violence-hit-state-of-jharkhand-stuns-with-62-1979439
http://indiatoday.intoday.in/story/is-coalition-era-over-india-heads-for-majority-govt-after-30-years/1/362066.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Indian_general_election,_2014
http://www.elections.in
http://en.wikipedia.org/wiki/2002_Gujarat_riots
http://www.aamaadmiparty.org/One-month-Aap-Govt-Delhi
http://indianexponent.com/the-good-bad-and-ugly-of-49-day-govt-in-delhi/
Kommentare 30
Schöner Beitrag.
Als Lateinamerikaexperte sehe ich da leider Schwarz, wenn es schon nicht mal eine Gesellschaft mit "einem" religiösem Hintergrund schafft, die Korruption und Eliten/Grossgrundbesitzern wegzufegen, und das seid 200 - 500 Jahren, wie soll das in Indien funktionieren? Das wurde ja durch den Yogalehrer der sehr "Weise" sein soll, geradezu unterstrichen.
Das ist mir ein absolutes Rätsel...
Gruss
@ANNA STREITER schrieb am 17.05.2014 - 05:51 Uhr - u.a. „Endlich wird alles anders in Indien! Oder?“
Das wäre wohl dringend geboten und zwar nicht nur für die unter dem „Massenphänomen Gruppenvergewaltigung als Sport“ (so zynisch sehen das offenbar einige der Täter) leidenden Frauen in Indien, sondern auch für homosexuelle Menschen (schwule Männer und lesbische Frauen).
Doch nach Einschätzung von indischen Fraueninitiativen, die sich gegen Vergewaltigung engagieren, dürfte sich mit der neuen Regierungspartei in dieser Beziehung kaum etwas ändern. Zu den Übeln der indischen Gesellschaft gehören auch die massenhaften Abtreibungen ausschließlich weiblicher Föten, weil Frauen „als weniger wertvoll“ gelten und sich außerdem arme Familien vor der hohen Mitgift fürchten, die sie ihren Töchtern einst würden mitgeben müssen.
Leider konnte ich den ARD-Beitrag über eine indische Frauen-Initiative (inzwischen zahlenmäßig stark angewachsen), die sich mit Knüppeln bewaffnet, auf den Weg durch die Dörfer macht, um vergewaltigten und misshandelten Frauen (der Unterschicht) beizustehen, in der ARD-Mediathek nicht mehr wieder finden.
Daher leider nur diese beiden, eher allgemein gehaltenen, Beiträge zum Thema:
http://www.frauenseelsorge.de/download/2014.02.04%20Begleitreader_Shortcut_to_Justice_Neufassung_21_01_2014.pdf
http://www.ardmediathek.de/wdr-5/dok-5-das-feature?documentId=19606474
-----------
Weiteres Thema
In Indien wurde im vergangenen Jahr Homosexualität durch Gesetz wieder zum Straftatbestand erklärt
siehe hier:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=20617
Dass jedoch mit dem nachfolgenden Video-Clip für Akzeptanz oder zumindest Toleranz geworben wird, halte ich für ein wenig realitätsfern, da hier eine „Märchenwelt“ im Bollywood-Stil gezeigt wird, in der die Menschen ausschließlich der superreichen Oberschicht angehören. Angehörige dieser „Kaste“ mussten sich noch nie wirklich um Ausgrenzung und Verfolgung kümmern, weil sie sich im Zweifelsfall immer freikaufen konnten.
Zitat:„(…) Dieses Video dürfte in Indien für Wirbel sorgen. Im Auftrag der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navanethem Pillay, wurde der Bollywood-Klassiker "Uthe Sab Ke Kadam" aus dem Jahr 1979 für ein kurzes Musikvideo umgeschrieben und neu gemixt. Seit Mittwoch wirbt der ungewöhnliche Clip nun für gleiche Reche für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender.(…)“
Quelle:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=21486
Der Clip ist sicher gut gemeint, aber in seiner kitschig-bonbonfarbenen Scheinwelt wohl eher nicht geeignet seinen Zweck zu erfüllen. Doch urteilen Sie bitte selbst:
Oh sorry, ich habe nicht auf die Formatierung geachtet, hoffentlich ist der Sinn des Textes noch einigermaßen ersichtlich geblieben.
Nein, kopier deinen Text aus dem Textverarbeitungsprogramm noch mal in den einfachsten Texteditor und kopiere ihn noch mal in ein neues Kommentarfenster bitte.
Danke
tlacuache schrieb am 17.05.2014 | 10:32
„@Saul Rednow Nein, kopier deinen Text aus dem Textverarbeitungsprogramm noch mal in den einfachsten Texteditor und kopiere ihn noch mal in ein neues Kommentarfenster bitte. Danke.“
In Ordnung.
2. Versuch:
@ANNA STREITER schrieb am 17.05.2014 - 05:51 Uhr - u.a. „Endlich wird alles anders in Indien! Oder?“
Das wäre wohl dringend geboten und zwar nicht nur für die unter dem „Massenphänomen Gruppenvergewaltigung als Sport“ (so zynisch sehen das offenbar einige der Täter) leidenden Frauen in Indien, sondern auch für homosexuelle Menschen (schwule Männer und lesbische Frauen).
Doch nach Einschätzung von indischen Fraueninitiativen, die sich gegen Vergewaltigung engagieren, dürfte sich mit der neuen Regierungspartei in dieser Beziehung kaum etwas ändern. Zu den Übeln der indischen Gesellschaft gehören auch die massenhaften Abtreibungen ausschließlich weiblicher Föten, weil Frauen „als weniger wertvoll“ gelten und sich außerdem arme Familien vor der hohen Mitgift fürchten, die sie ihren Töchtern einst würden mitgeben müssen.
Leider konnte ich den ARD-Beitrag über eine indische Frauen-Initiative (inzwischen zahlenmäßig stark angewachsen), die sich mit Knüppeln bewaffnet, auf den Weg durch die Dörfer macht, um vergewaltigten und misshandelten Frauen (der Unterschicht) beizustehen, in der ARD-Mediathek nicht mehr wieder finden.
Daher leider nur diese beiden, eher allgemein gehaltenen, Beiträge zum Thema:
http://www.frauenseelsorge.de/download/2014.02.04%20Begleitreader_Shortcut_to_Justice_Neufassung_21_01_2014.pdf
http://www.ardmediathek.de/wdr-5/dok-5-das-feature?documentId=19606474
-----------
Weiteres Thema
In Indien wurde im vergangenen Jahr Homosexualität durch Gesetz wieder zum Straftatbestand erklärt
siehe hier:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=20617
Dass jedoch mit dem nachfolgenden Video-Clip für Akzeptanz oder zumindest Toleranz geworben wird, halte ich für ein wenig realitätsfern, da hier eine „Märchenwelt“ im Bollywood-Stil gezeigt wird, in der die Menschen ausschließlich der superreichen Oberschicht angehören. Angehörige dieser „Kaste“ mussten sich noch nie wirklich um Ausgrenzung und Verfolgung kümmern, weil sie sich im Zweifelsfall immer freikaufen konnten.
Zitat: „(…) Dieses Video dürfte in Indien für Wirbel sorgen. Im Auftrag der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navanethem Pillay, wurde der Bollywood-Klassiker "Uthe Sab Ke Kadam" aus dem Jahr 1979 für ein kurzes Musikvideo umgeschrieben und neu gemixt. Seit Mittwoch wirbt der ungewöhnliche Clip nun für gleiche Reche für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender.(…)“
Quelle:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=21486
Der Clip ist sicher gut gemeint, aber in seiner kitschig-bonbonfarbenen Scheinwelt wohl eher nicht geeignet seinen Zweck zu erfüllen. Doch urteilen Sie bitte selbst:
- Das Video ist hier nicht noch einmal eingebettet, weil es oben, in meinem ersten Kommentar, gut zu sehen ist -
Nachtrag:
„Indiens neuer Premierminister Modi - Mann mit zu vielen Eigenschaften“schreibt die Süddeutsche Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/politik/indiens-neuer-premierminister-modi-mann-mit-zu-vielen-eigenschaften-1.1966216
@ANNE STREITER
Bitte mein erneut misslungenes Doppelposting einklappen, Danke!
ok, ich sehe das Problem:
die viel zu langen Links haben dir das Format zerschossen.
jetzt kopierst du noch mal den Text in den 0815 Editor und fuegst den Text in ein neues Kommentarfenster, OHNE LINKS, danach gehen wir einen Schritt weiter um deine Links einzubauen...
Der link auf die Frauenseelsorge sprengt das Format. Dem müssen Sie einen Namen geben, diesen markieren und verlinken.
Richtig, aber man muss es erklaeren
2. Schritt:
jetzt schreibst du mal z.B. "Sueddeutsche", markierst ihn mit dem Anker (2. von Rechts im Kommentarfenstermenue, sieht ein bisschen aus wie "0-0"), dann geht ein neues Fenster auf, da kopierst du dann den kompletten Link von der sueddeutschen rein, dann haut es hin.
Gruss
tlacuache schrieb am 17.05.2014 | 10:32
„@Saul Rednow Nein, kopier deinen Text aus dem Textverarbeitungsprogramm noch mal in den einfachsten Texteditor und kopiere ihn noch mal in ein neues Kommentarfenster bitte. Danke.“
In Ordnung.
Neuer Versuch:
@ANNA STREITER schrieb am 17.05.2014 - 05:51 Uhr - u.a. „Endlich wird alles anders in Indien! Oder?“
Das wäre wohl dringend geboten und zwar nicht nur für die unter dem „Massenphänomen Gruppenvergewaltigung als Sport“ (so zynisch sehen das offenbar einige der Täter) leidenden Frauen in Indien, sondern auch für homosexuelle Menschen (schwule Männer und lesbische Frauen).
Doch nach Einschätzung von indischen Fraueninitiativen, die sich gegen Vergewaltigung engagieren, dürfte sich mit der neuen Regierungspartei in dieser Beziehung kaum etwas ändern. Zu den Übeln der indischen Gesellschaft gehören auch die massenhaften Abtreibungen ausschließlich weiblicher Föten, weil Frauen „als weniger wertvoll“ gelten und sich außerdem arme Familien vor der hohen Mitgift fürchten, die sie ihren Töchtern einst würden mitgeben müssen.
Leider konnte ich den ARD-Beitrag über eine indische Frauen-Initiative (inzwischen zahlenmäßig stark angewachsen), die sich mit Knüppeln bewaffnet, auf den Weg durch die Dörfer macht, um vergewaltigten und misshandelten Frauen (der Unterschicht) beizustehen, in der ARD-Mediathek nicht mehr wieder finden.
Daher leider nur diese beiden, eher allgemein gehaltenen, Beiträge zum Thema:
http://www.frauenseelsorge.de/download/2014.02.04%20Begleitreader_Shortcut_to_Justice_Neufassung_21_01_2014.pdf
http://www.ardmediathek.de/wdr-5/dok-5-das-feature?documentId=19606474
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Weiteres Thema
In Indien wurde im vergangenen Jahr Homosexualität durch Gesetz wieder zum Straftatbestand erklärt
siehe hier:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=20617
Dass jedoch mit dem nachfolgenden Video-Clip für Akzeptanz oder zumindest Toleranz geworben wird, halte ich für ein wenig realitätsfern, da hier eine „Märchenwelt“ im Bollywood-Stil gezeigt wird, in der die Menschen ausschließlich der superreichen Oberschicht angehören. Angehörige dieser „Kaste“ mussten sich noch nie wirklich um Ausgrenzung und Verfolgung kümmern, weil sie sich im Zweifelsfall immer freikaufen konnten.
Zitat: „(…) Dieses Video dürfte in Indien für Wirbel sorgen. Im Auftrag der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navanethem Pillay, wurde der Bollywood-Klassiker "Uthe Sab Ke Kadam" aus dem Jahr 1979 für ein kurzes Musikvideo umgeschrieben und neu gemixt. Seit Mittwoch wirbt der ungewöhnliche Clip nun für gleiche Reche für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender.(…)“
Quelle:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=21486
Der Clip ist sicher gut gemeint, aber in seiner kitschig-bonbonfarbenen Scheinwelt wohl eher nicht geeignet seinen Zweck zu erfüllen. Doch urteilen Sie bitte selbst:
Vielleicht ebenfalls von Interesse:
http://www.sueddeutsche.de/politik/wahl-von-narendra-modi-vision-von-einem-starken-indien-1.1967203
http://www.sueddeutsche.de/politik/indiens-neuer-premierminister-modi-mann-mit-zu-vielen-eigenschaften-1.1966216
Sorry, es muss heissen:
"Du markierst ihn, und wenn er markiert ist", klickst du auf den Anker, dann oeffnet sich ein neues Fenster...
Schmeiss erst mal die Links raus, ALLE,
zum Beispiel diesen:
http://www.frauenseelsorge.de/download/2014.02.04%20Begleitreader_Shortcut_to_Justice_Neufassung_21_01_2014.pdf
Wie du sehen kannst, kann man den Link ab "_Neufassu..." nicht mehr lesen, das ist genau das Problem bei deinem Text, der kloppt Dir den Umbruch des Textes kaputt...
Einmal sehen ist besser als hundertmal hören:
hier eine bebilderte »Gebrauchsanleitung.
und wie verlinkt man akkurat auf einen bestimmten Kommentar?
Du hast schon Recht, aber ich scheue mich immer noch, via Partition C, D oder E Screenshots von meiner Festplatte in`s WEB zu kloppen, insbesondere, wenn es sich um "Hier können Sie Gratis 100 MB - Bilder hochladen" handelt, was WOLLEN DIE von mir?
Wenn Sie nicht abkassieren können?...
Klare Paranoia...
;-)
Rechtsklick auf Datum/Uhrzeit (im Grauton neben dem Namen des Kommentierers) und genauso einfügen wie ein externer Link (Feld: "Adresse").
https://www.freitag.de/autoren/annastreiter/endlich-wird-alles-anders-in-indien-oder#1400319643834446
Verlinke ich auf Ihren Kommentar, sieht das dann so aus.
Aus der Perspektive einiger Mittelschicht-Frauen und eines Yoga-Lehrers in Bangalore sieht die Indische Realitaet moeglicherweise so aus, wie Sie sie beschreiben. Ihr Bericht basiert auf "Erzaehlungen" fuer Westlern, von allem wenn man Geld von denen bekommt.
Ich habe gut 10 jahre in Suedindien gelebt und habe ganz andere Erfahrungen gemacht.
ein paar Anmerkungen.
Modi ist ein krimineller Hindu-Fundamentalist mit rhetorischer Begabung.
Die Mittelschichten beteiligen sich kaum an Wahlen (darum waren die Wahllokale in Bangalore so leer).
Die Stimmen der Waehler vor allem in den laendlichen Regionen werden von middle-man, party-men und money lender gekauft. Der Preis pro Stimme ist ca. 50-100 Rs.(in Naturalien). Jetzt vielleicht etwas mehr, wegen der Inflation. Die Leute kriegen meist erst nach der Wahl die versprochenen Sachen, oft auch nicht. Party-men hoeher in der Hierarchie, verkaufen die Stimmen dann an middle-men usw zu gesalzenen Priesen. Das ist ein gut eingespieltes System. "Gewaehlt" im westlichen Sinne wird nur fuer Fotografen. In einem Land, in dem fuer jede Dienstleistung Bestechung notwendig ist, ist diese Art der Wahl Selbstverstaendlich. Indien ist das groesste Korruptionssystem der Welt. Verglichen mit Indien ist China ein demokratischer Rechtsstaat.
Frauen.
Misbrauch von Frauen und Kindern ist in Indien "normal". Dabei geht es nicht nur um Vergewaltigung. Schwerwiegender ist, das viele junge Frauen, (beispielsweise wenn die Mitgift nicht vollstaendig bezahlt wurde), sich entweder umbringen muessen, oder als Prostituierte arbeiten. Lediglich in der oberen Mittelschicht der grossen "westlichen" Staedte (Bangalore, Hyderabad, Bombay, Delhi, Chennai) gibt es Widerstand gegen die "indischen Verhaeltnisse".
Menschenrechtsverletzungen in Indien sind endemisch. Menschen werden als Ressource gesehen und "verbraucht". Deutlich sichtbar ist das in der Bauindustrie, aber auch in anderen Industrien. Zudem werden jedes Jahr tausende von Kinder von ihren Eltern verkauft, die dann als Arbeitskraefte verwendet werden. Manche Kinder werden auch ermordet, um ihre Organe an Transplatationskliniken zu verkaufen. (Dabei werden die gesetzlichen Bestimmungen durch Korruption umgangen.)
Ich will kein weiteres Indien-bashing betreiben. Man muss aber schon etwas an der Oberflaeche kratzen, wenn man sehen will, was in Indien los ist.
Aus der Perspektive einiger Mittelschicht-Frauen und eines Yoga-Lehrers in Bangalore sieht die Indische Realitaet moeglicherweise so aus, wie Sie sie beschreiben. Ihr Bericht basiert auf "Erzaehlungen" fuer Westlern, von allem wenn man Geld von denen bekommt.
Ich habe gut 10 jahre in Suedindien gelebt und habe ganz andere Erfahrungen gemacht.
ein paar Anmerkungen.
Modi ist ein krimineller Hindu-Fundamentalist mit rhetorischer Begabung.
Die Mittelschichten beteiligen sich kaum an Wahlen (darum waren die Wahllokale in Bangalore so leer).
Die Stimmen der Waehler vor allem in den laendlichen Regionen werden von middle-man, party-men und money lender gekauft. Der Preis pro Stimme ist ca. 50-100 Rs.(in Naturalien). Jetzt vielleicht etwas mehr, wegen der Inflation. Die Leute kriegen meist erst nach der Wahl die versprochenen Sachen, oft auch nicht. Party-men hoeher in der Hierarchie, verkaufen die Stimmen dann an middle-men usw zu gesalzenen Priesen. Das ist ein gut eingespieltes System. "Gewaehlt" im westlichen Sinne wird nur fuer Fotografen. In einem Land, in dem fuer jede Dienstleistung Bestechung notwendig ist, ist diese Art der Wahl Selbstverstaendlich. Indien ist das groesste Korruptionssystem der Welt. Verglichen mit Indien ist China ein demokratischer Rechtsstaat.
Frauen.
Misbrauch von Frauen und Kindern ist in Indien "normal". Dabei geht es nicht nur um Vergewaltigung. Schwerwiegender ist, das viele junge Frauen, (beispielsweise wenn die Mitgift nicht vollstaendig bezahlt wurde), sich entweder umbringen muessen, oder als Prostituierte arbeiten. Lediglich in der oberen Mittelschicht der grossen "westlichen" Staedte (Bangalore, Hyderabad, Bombay, Delhi, Chennai) gibt es Widerstand gegen die "indischen Verhaeltnisse".
Menschenrechtsverletzungen in Indien sind endemisch. Menschen werden als Ressource gesehen und "verbraucht". Deutlich sichtbar ist das in der Bauindustrie, aber auch in anderen Industrien. Zudem werden jedes Jahr tausende von Kinder von ihren Eltern verkauft, die dann als Arbeitskraefte verwendet werden. Manche Kinder werden auch ermordet, um ihre Organe an Transplatationskliniken zu verkaufen. (Dabei werden die gesetzlichen Bestimmungen durch Korruption umgangen.)
Ich will kein weiteres Indien-bashing betreiben. Man muss aber schon etwas an der Oberflaeche kratzen, wenn man sehen will, was in Indien los ist.
Lieber Aussie42
Vielen Dank für deine Einblicke.
Ich würde mich nie einen Experten in Fragen Indien nennen, denn dieses Land hat so viele kulturelle Schichten, dass es schwierig ist, einen Überblick zu übermitteln ohne dabei zu polarisieren. Deshalb berichte ich von echten Gesprächen.
Und wie ist es in Deutschland? Haben wir darüber mal nachgedacht? Wie werden hier Stimmen gehascht und die Massen manipuliert? In Indien geht das manchmal sogar nur mit einer Mahlzeit. Aber ich halte mich zurück mit Generalisierungen über ein Land und seine Leute, die ich besuche. Ich beobachte, stelle Fragen und baue mir so mein Bild. Und zwar nicht nur mit Menschen aus der Mittelklasse, sondern auch mit "einfachen" Leuten in Geschäften und Gewerben und auf der Straße.
Es scheint einfach von weit weg im warmen Stübchen über Gewalt gegen Frauen zu wettern, Korruption anzuprangern und Menschenrechte einzufordern. Ich sehe ein Land, das seine Probleme selbst erkennt und handelt, auch wenn hier die Mühlen langsamer mahlen. Die Inder haben offentsichtlich die Nase voll vom Status Quo - das zeigt dieses überwätigende Wahlergebnis - sie haben sich für Veränderung entschieden nach dem Motto "Governance over government".
Hier ist nach nur kurzem googlen ein Artikel über muslimische Stimmen für BJP.
http://economictimes.indiatimes.com/news/politics-and-nation/bjp-and-narendra-modi-have-won-muslim-votes-too-clerics/articleshow/35251639.cms
Rahul Gandhi hat sich zum Gespött der Nation gemacht, indem er bei jeder Gelegenheit "Let's empower women!" ausrief. Das war seine Art unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Das zeigt, dass Indien durchaus darauf fokussiert, die existierenden Rückstände zu beseitigen, aber dass da natürlich (nicht wie bei Rahul Ghandhi) tatsächlich Konzepte dahinter stecken müssen.
Liebe/r TLACUACHE
Danke fürs Kompliment.
Ich sehe da nicht ganz so schwarz. Ich glaube daran, dass Menschen Verantwortung für ihren Staat übernehmen können und auch eine nachhaltigere Zukunft bauen.
Man muss sich in Südamerika, wie auch in asiatischen Ländern wie Indien fragen, wer von einer schwachen Bevökerung und Regierung profitiert. Nicht alles geht meiner Ansicht nach nur von den Regierungen und der Bevölkerung aus. Die größten Schmiergelder kommen von außen.
Liebe Frau Streiter,
..."Deshalb berichte ich von echten Gesprächen"...
Schön das sie "echte Gespräche" geführt haben, es koennte aber sein, dass Aussie mal so ein paar Jahre da gelebt hat. Ich weiss wovon ich rede, ich kenne andere Kulturen gelebt erst 15 Jahre, davon war ich seit 10 Jahren nicht mehr in Deutschland, Aussie wahrscheinlich 25, 30 oder noch mehr im Ausland.
Ich habe das Land in dem ich mich aufhalte nicht durch "Gespraeche " kennengelernt, "sondern durch da leben", in sofern sollten Sie ein bisschen mehr mit "Zuhoeren" beschaeftigt sein. Wenn sie sich durch die Beitraege von Aussie wurschteln, werden sie schnell merken, dass da ein bisschen mehr dahinter ist.
P.S.
Ich war nie in Indien, nur in Thailand und Indonesien, aber 1979 - 1980
Gruss
Nehm ich dir ABSOLUT so ab wie du es geschrieben ist. Das spiegelt sich nämlich mit meinen Erfahrungen wieder.
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Anhang:tlacuache 17.05.2014 | 22:04
hmm, Indien als größte Demokratie zu bezeichnen ... das ist gewagt
Das Kastenwesen in Indien ist doch sowas von undemokratisch, reaktionär, ausbeuterisch usw.. Die Inder sollten das Kastenwesen in einer demokr. Wahl oder spontanen Revolte zum Teufel jagen.
..."Die größten Schmiergelder kommen von außen"...
Noch mal dazu kurz Frau Streiter:
Die grossen Schmiergelder sind nicht das Problem, die haben wir auch in Deutschland, das Problem ist wenn du wegen jeder kleinen Pille - Palle - Kacke noch extra was blechen sollst, es gibt keinen Rechtsstaat, keine Regeln, will ich einen Hamburger-Strassenstand aufmachen weiss ich im Ende nie, was ich noch abdruecken muss, an das Gewerbeaufsichtsamt, an das Gesundheitsamt, an das Finanzamt, an das Strassenamt, an das Bürgersteigamt, an den Bezirksbuergermeister, an den Gouvaneur, an die Muellabfuhr etc. etc. etc. etc., es gibt absolut keine Planungssicherheit, und so etwas lähmt ein Land, nicht die dicken Fische die verteilt werden...
Ich werde nie vergessen wie in Guatemala einer die Hotdog-Strassen-Verkaufskonzession bekommen hat. Nachdem man ihn 6 Monate durch die Bürokratiehölle laufen liess, erwies es sich als guter Zufall, das seine Schwester eine von 15 Geliebten eines lokalen Dealers war, der schrieb darauf hin ein Empfehlungsschreiben, nach einem Tag hatte er alle Genehmigungen...
Und sei dir sicher, so läuft es in Indien auch...
P.S.
Aussie, das Transplantorganpiratenproblem ist religionsuebergreifend, auch bei 95% römisch kath....
Gruss
TLACUACHE
Da haste Recht!
Ich finde die Kommentare zeigen ein reges Interesse für Indien und seine Politik. Das finde ich super. Ich persönlich, auch wenn ich nun schon zum zweiten Mal für längere Zeit in diesem Land lebe, bin sehr vorsichtig mit meinem Urteil. Deshalb, wie du schon erwähnt hast, höre ich gerne zu. Die Ergebnisse davon kann man hier lesen.
Prinzipiell ganz gut.
Aber wenn man mit Leuten spricht, hierzulande etwa, dann bemerkt man, daß verschiedene Menschen verschiedene Ansichten über ihr Land haben. Und einiges an Schönfärberei ist auch gerne dabei.
Hallo Frau Streiter,
Tlacuache und Luggi haben Ihren blog bereits kommentiert und auch meine Einwaende. Nur noch diese letzte Anmerkung.
Als AuslaenderIn hat man im Grunde nur Kontakt mit "Mittelschicht"-Indern. Das sind ja 200 Millionen Menschen. (Dazu zaehlen auch Leute, die Westlern als "bettelarm" erscheinen.) Die andere Milliarde Inder sieht man normalerweise gar nicht, weil die nicht in Staedten leben.
Mit den Kasten ist das so eine Sache. Im Augenblick halten die Kasten das Land noch zusammen: JedeR weiss, was er/sie zu machen hat und erreichen kann. Wird dieses System in Frage gestellt, wirde das Land "implodieren".
Was dann passiert kann man sich kaum vorstellen. Auf jeden Fall gaebe es Millionen von Toten. Der Hass wuerde sich zunaechst gegen die indischen Muslime richten (Wie schon in den jahren der Unabhaengigkeit.), dann gegen andere Minderheiten, dann gegen die Stammesbevoelkerung usw.