Lyriknacht

BERLINER ABENDE »Jürjen, Jürjen«, schreit ein Mann auf einer dieser künstlichen Straßen, die von der Alten Potsdamer abgehen. Jürgen steht drei Ecken weiter an einem ...
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»Jürjen, Jürjen«, schreit ein Mann auf einer dieser künstlichen Straßen, die von der Alten Potsdamer abgehen. Jürgen steht drei Ecken weiter an einem LKW, steckt den Finger in den Mund und versucht zu kotzen. Er sieht aus wie ein Bauarbeiter, der hier am Potsdamer Platz vergessen wurde. Der ewige Wiedergänger im Zimmermannsanzug. In jeder anderen Ecke der Stadt hätte schon eine Stimme aus dem Fenster geschrieen: »Ruhe oder weeßte nich, wie spät es is.« Hier wohnt aber niemand. Der Potsdamer Platz - oder das, was man heute dafür hält - gehört den Touristen, nicht den Berlinern. Um Mitternacht ist er an anderen Tagen schon dreivierteltot, denn er lebt ausschließlich von Konsumenten. Wenn die beiden Betrunken