KOTZE MAG DOCH AUCH KEINER

Kunstbanausen Von Künstlern und den Betrachtern von Kunst. - Ich habe doch so große Probleme mit dem Endzustand von Kunst. Denn das ist der, der mich am wenigsten interessiert.

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Ich finde nichts, was mich in einer Galerie interessiert, wenn da nichts passiert. Und die Bilder und Figuren, die tun ja nichts. Deshalb wurde ich erst kürzlich für einen Kunstbanausen gehalten, von einem, der sich auskannte, denn der hatte Kunst studiert und trug Lederschuhe. Der wusste Dies und mit Nachdruck dann auch noch Das über das Foto zu sagen, das da vor uns hing und ich fands so, wie man Dinge findet, wenn man die Schultern hochzieht und die Lippen zusammen und Luft hindurch presst. Dass man so einem wie mir auch keinen Vorwurf machen könnte, sagte er dann und führte als Beweis einen langen Blick auf meine Air Max an. – In der Galerie, da gibt’s keine gelben Schlieren an den Fingern und da gibt’s kein Schwindelgefühl von der Verdünnung, da gibt’s keine Bleichflecken auf dem T-Shirt vom Entwickler und keine Brandblasen von zu heißen Ausleuchtlampen. Es gibt keine Schnitte im Finger vom Schneiden durch das Papier und es gibt keine Berührungen der Ellenbogen und Hüften im Rotlicht, während das Foto nach und nach und oft dann zu schnell kommt. – Man kann den Endzustand von Kunst in der Galerie vielleicht nur mögen, wenn man nicht weiß, was alles vor ihm lag, wenn man nicht weiß, dass der Endzustand von Kunst in der Galerie gerade einmal Abfallprodukt ist von Nachmittagen, an denen die Sonne durch das Fenster auf die Leinwand scheint und man die Linie, die die Sonne auf der Leinwand zieht, mit einem Pinsel nachzuziehen versucht, um auch am Abend noch zu sehen, wo die Sonne mal war oder Abfallprodukt von Nächten, in denen sich Eiskristalle auf dem Skizzenblock bilden, mit dem man das Fenster abdichtet oder Abfallprodukt von Lieben, die einen um den Verstand gebracht hätten, wenn sie nicht auf ein Papier gekotzt worden wären. Kotze, Kotze mag doch auch keiner. Ich habe ein Problem mit dem Endzustand von Kunst.

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