Botschafter der Liebe - Lenny Kravitz in Köln

Live-Konzert am 25.6. Krachende Gitarren und Funkbeats gepaart mit markanter Coolness: Er gehört mit eingängigen Rock, Soul und R&B-Songs zu den erfolgreichsten Künstlern der letzten Jahre.

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Bei Plattenaufnahmen spielt er die meisten Instrumente selbst ein. Neben vielzähligen eigenen Hits erlangten auch Songs Bekanntheit, die er für andere Stars, wie Vanessa Paradis und Madonna schrieb und produzierte. Mit beiden Sängerinnen soll er etwas gehabt haben. Zuletzt probierte der US-Amerikaner sich auch als Schauspieler in ungewöhnlichen Gastrollen gefeierter Filme wie Precious (2009) und The Hunger Games (2012/2013). Seine Tourneen machen immer wieder Schlagzeilen, etwa als dem Künstler vor Konzertpublikum in Stockholm 2015 versehentlich die Hose platzte und er kurz sein bestes Stück präsentierte. Nun tourt der 1,70-Meter große Sänger und Gitarrist nach drei Jahren erneut durch Europa. Er promotet dabei das Album Raise Vibration (dt.: "Erhöhe deine Schwingungen"), das Anfang September erscheinen wird. Sehnsüchtig erwarteten am vergangenen Montagabend die Zuschauer in der Kölner Lanxess-Arena den Künstler.

Eine exquisite Band-Besetzung

Mit wippender Afromähne, braunfarbener Schlaghose, beschriftetem Hemd, Batik-Halstuch und Fliegersonnenbrille eröffnet der heute 54-Jährige den Abend gegen 21 Uhr mit seinem Rock-Hit „Fly away“. Der Singer-Songwriter steht dabei erhöht zwischen zwei überdimensionierten Stierhörnern. Selbstgewiss lädt er die Zuschauer zum Mitsingen des „Yeah,yeah“-Refrains ein. Das Bühnenbild ist ohne Videoelemente recht schlicht gehalten. Es konzentriert sich neben farbigen Lichteffekten ganz auf die vielköpfige Band. Zu den exquisiten Musikern, die auch bei vergangenen Tourneen Kravitz begleiteten, zählen Bassistin Gail Ann Dorsey, Gitarrist Craig Ross, Keyboarder George Laks, Schlagzeuger Franklin Vanderbilt, Michael Sherman am Baritonsaxophon, Harold Todd am Saxophon und Ludovic Louis an der Trompete. Immer wieder überraschen einzelne Bandmitglieder mit instrumentalen Solos. Ein Reiz der Show ist es, das während der Live-Performance viel variiert und auch mal gekonnt improvisiert wird. So endet etwa Kravitz bekanntes Guess-Who-Cover „American Woman" mit gedehnten Reggae-Takten.

Neues Album im September

Kravitz moderiert seinen neuen Song „It’s enough“ an, eine Singleauskopplung aus dem im Herbst erscheinenden Album. Es handelt sich bei „It’s enough“ um einen modern anmutenden Protestsong mit ungewöhnlich kämpferischen Lyrics und einer gefällig wummernden Basslinie. Kravitz kritisiert in seinem Song eine Unehrlichkeit mächtiger Politiker, Umweltverschmutzung, Rassismus und Krieg:

„45 caliber in my face/ Shot him in the head because of his race/ Now that he's dead we will plead his case/ While the executioner is out on grace/ I just thought somehow/ That things would get better/ It's enough/ It's enough/ It's enough/ And the system you cannot trust/ It's enough/ It's enough/ When the whole wide world just goes round […]”

Mit „Low” stellt Kravitz danach eine weitere, routiniert-rhythmisch dahinperlende Singleauskopplung aus seinem, diesen Herbst erscheinenden elften Studioalbum vor.

Langjährige Fans

Kravitz dankt den Fans für ihre Treue und fasst sich dabei ans Herz: "Thank you for allowing us to spread love through our music here." Der mehrfache Grammy-Preisträger grüßt dabei mit Handschlag einen Fan im Publikum, der ein Banner mit der Zahl "60." hochhält. So viele Konzertbesuche habe der Mann schon auf sich genommen, um ihn und seine Band live auf der Bühne zu erleben, erklärt Kravitz ungläubig. Er dankt dem älteren Mann überschwänglich und bittet ihn auf die Bühne. Dort umarmt er den bewegten Fan. Vor der versammelten Band und dem Publikum hält dieser nun einen kurzen, begeisterten Vortrag auf Englisch, in dem er Kravitz als einen Botschafter der Liebe preist.

Mit dem Publikum auf Tuchfühlung

Nach dem kurzen Intermezzo geht es nun weiter. Kravitz wirft er sich lässig in Pose. Die Knie und seine halblangen Dreadlocks wippen im Takt des Beats. Er lässt die Hüften kreisen und legt den Kopf in den Nacken. Seine Stimme klingt warm, relaxt und sexy. Im Konzertverlauf folgen auf Rocksongs wie „Dig in” und „Bring it on” sanftere Balladen wie „I belong to you“ und „Believe“. Bei „Always on the run“ und „Where are we runnin’“ bewegt der schlanke Künstler von einem Bühnenende zum anderen. Er zieht seine Brille ab und flirtet grinsend mit seinem Publikum. Auf den rockig-gefälligen Schmusesong „Again“ folgen als Zugabe noch als weitere Höhepunkte Hits wie „Let love rule“, bei dem Kravitz, begleitet von mehreren sichtlich nervösen Sicherheitsbeamten, ins Publikum tritt, die Halle durchquert und einzelnen Konzertbesuchern die Hand schüttelt. Beim finalen „Are you gonna go my way“ gehen schlussendlich mehr oder weniger alle Konzertbesucher mit und die Frage ist demzufolge nur noch rhetorisch zu verstehen.

Nächste Konzerttermine von Lenny Kravitz im deutschsprachigen Raum:

27.6. | Zürich, Hallenstadion

21.7. | Stuttgart Jazzopen Festival

Mehr Fotos vom Konzert hier und hier.

Ausschnitte der Tourneebesprechung erschienen zuerst auf Kultura Extra.

Weitere Infos siehe auch: http://www.lennykravitz.com/

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ansgar Skoda

Redakteur& Kulturkritiker u.a. bei der "TAZ" & "Kultura Extra" http://about.me/ansgar.skoda Webentwickler und Journalist

Ansgar Skoda

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