"Ich bekomme in der Universität keine Luft und fürchte dort Woche für Woche an Erstickung zu sterben, ja, genau genommen, ist meine geistige Erstickung längst eingetreten. Ich habe keinen Kontakt zu anderen Studierenden, ich rede nicht mit ihnen, weil man in der Universität nicht miteinander redet, man redet zwar, aber nicht miteinander, glauben Sie mir, die Studierenden reden einfach nicht miteinander, und das bedrückt mich, immer wieder musste ich, auf meinem Stuhl in der Elite-Universität sitzend, mit entsetzlicher Atemnot kämpfen, und es ist dieses Nichtreden der schwerwiegende Grund für die Katastrophe, die sich am vergangenen Freitag, ereignete, als ich den Professor zu Boden riss. Auch ich weiß nicht, was in
mich gefahren war und wie es überhaupt soweit kommen konnte."
So beginnt die Erzählung "Ich bekomme keine Luft" von Antonia Baum, in die sich der Bildungsstreik, der zuletzt immerhin kurzzeitig das Unbehagen einer Studentengeneration artikulierte, eher zufällig verirrt. Zur besseren Lesbarkeit des Textes haben wir ihn in unsere pdf-Reihe aufgenommen, in der künftig in unregelmäßigen Abständen besondere Texte zum Selbstausdrucken vorliegen sollen. Bereits verfügbar: Heinz Kerstens historische Filmkritik des "Letzten Tango in Paris".
Antonia Baum lebt in Berlin, wo sie Literaturwissenschaft studiert und für verschiedene Zeitungen schreibt
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