Normalo ist ein anderer

Berlinale Zwei Dokus und ein Spielfilm erzählen vom Versuch, die eigene Identität neu zu vermessen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2019

Traiano, einen Stadtteil von Neapel, kennt in Italien jeder. Er ist zum Sinnbild dafür geworden, was passiert, wenn die Mafia immer mehr und der Staat immer weniger zu sagen hat. Für Pietro Orlando und Alessandro Antonelli, die Protagonisten aus Agostino Ferrentes Dokumentarfilm Selfie, ist Traiano vor allem eins: ihr Zuhause. 2014 wurde in diesem Zuhause ihr Freund Davide Bifolco getötet. Ein Polizist hatte den Jugendlichen bei einer Kontrolle von hinten erschossen. Ganz Neapel versank daraufhin in Unruhen. Nun ist Selfie aber weder ein Film über den Mord noch über den langen Schatten der Mafia geworden. Ferrente hat das möglicherweise Radikalste getan, was man als Filmemacher tun kann: Er hat die Kontrolle übers Filmen abgegeben.

In Selfie werden Alessan