Geld aus China

Finanzkrise Angela Merkel besucht China, um die marode europäische Finanzstruktur zu retten. Dies ist eine klare Absage an die Menschenrechte zugunsten des Kapitals.

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Es hat schon etwas tragikomisches, wenn ein totalitäres Regime den demokratischen Staatenbund Europa retten soll. Aber es zeugt auch von hoher Kreativität im Merkelschen System. China ist allerdings nicht als Samariter, oder guter Mensch von Sezuan bekannt, sondern für eine menschenverachtende und restriktive Politik. Wenn wir nun in Peking um Hilfe ersuchen, können wir davon ausgehen, dass der Preis hoch sein wird.

Was ist uns wichtiger, ein stabiles Wirtschaftssystem oder der schwer erkämpfte Erwerb unserer Menschenrechte? Vermutlich haben wir vergessen, was es heißt politisch verfolgt zu werden. Unsere aktuelle Welt, abseits der Schlagzeilen aus Nahost und einiger anderen Kriegsschauplätze, ist friedlich und auf diese Harmonie können wir stolz sein. Politiker wie Bürger gleichermaßen, den Frieden ist beileibe keine Verständlichkeit. Die Wahrung der Menschenrechte, in der Verfassung verankerte Rechte für Bürgerinnen und Bürger sind die wesentlichen Säulen unseres Friedens.

Andererseits müssen die Aufgaben rund um die Schulden- und Finanzkrise in Europa angegangen werden, damit das kleine europäische Pflänzchen nicht im Keim erstickt. Es hat den Anschein, dass die Kanzlerin sich bemüht und nach Antworten sucht. Ebenso selbstverständlich ist der Blick nach China, wo sich –wohl Ironie der Geschichte- das Kapital in konzentrierter Form versammelt hat. Aber dürfen wir unsere Wertegesellschaft nun zu Gunsten einiger Säcke Geld verkaufen?

Europa wird die Finanzkrise überstehen, denn der europäische Gedanke hat mittlerweile die Menschen zwischen Lissabon und Warschau erreicht und vereint. Wie und ob das Finanzsystem in der jetzigen Form am Leben erhalten wird ist indes ungewiss. Aber die Angst vor Erneuerungen ist häufig unbegründet, denn wir wissen mittlerweile, dass jede Krise auch große Chancen birgt.

Ein starkes Europa braucht Einheit, Optimismus und innere Stärke. Eine Absage an China, sofern sich die Position des menschenverachtenden Regimes nicht ändern, wäre eine Statement von großer Tragweite, denn es hieße, dass unser Europa am Gedanken eines friedlichen Miteinander festhält, komme was wolle.

Das Kapital hat uns mit vielen Dingen verwöhnt, aber auch Schrecken verbreitet. Am chinesischen Geld klebt viel Schweiß und Blut und wir müssen uns fragen, ob wir unser Wertesystem in den Yangtse gießen. Ausnahmsweise täte uns vielleicht etwas Arroganz gut, indem wir dankend ablehnen.

Solch eine Reaktion hätte eine Langzeitwirkung. China hat bereits viel erreicht und was den Herren in der Partei noch fehlt, ist breite Anerkennung. Letzteres ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wenn wir diese Anerkennung nun verwehren, könnte dies auf lange Sicht die Politik in China verändern.

Ein demokratisches China ist als Investor, Partner und Freund jederzeit willkommen. Zwar kommt das Fressen vor der Moral, aber was nützt uns eine gedeckte Tafel, wenn der Frieden, die Sicherheit und die Menschenrechte nicht mit am Tisch sitzen. Ein Nein nach China, wäre ein Ja zu mehr Europa und Stabilität.

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Geschrieben von

Antonymus

Life is what happens to you while you are busy making other plans - John Lennon

Antonymus

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