Die VW-Verschwörung

Rassismus VW hat sich mit einer Instagram-Video-Story verhoben und nicht mit der Leidenschaft gerechnet, politisch korrekte Verschwörungsmythen zu produzieren, bzw. zu verbreiten..

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Viel tausendfach wurde das Video mittlerweile – das VW selbst schon zurückgezogen hat – verbreitet.

Am liebsten wird mittlerweile der screenshot auf dem die Buchstaben "ER NE G" zu sehen sind gezeigt und dazu die Story erzählt, dass ein schwarzer Mann, von einer weißen Hand in einen Laden gestoßen wird, der „Petit Colon“ heißen würde, was übersetzt Kleiner Kolonialist bedeute. Dann kommen die o.g. Buchstaben, was ganz klar „Neger“ heißen soll und zum Abschluss macht die Rassistenhand das „White Power“-Zeichen.

Das ist die eine mögliche Interpretation. Wenn man sich für einen Moment vergegenwärtigt, was VW ist und was VW möchte, dann lässt sich das Video auch so sehen: Ein Mensch der sich orientierungslos vom quietschgelben Golf wegbewegt, wird von einer übergroßen Hand gesteuert und schließlich in das Cafe PETIT COLON geschnipst. Der Schriftzug „DER NEUE GOLF“ leuchtet auf und die Hand symbolisiert ein „ok“ oder „alles i.O.“ Das Cafe, in das er da gesteuert wird, „ist eines der bekanntesten Cafés in der Stadt Buenos Aires . Es befindet sich in der Libertad 505, Ecke Lavalle , vor der Plaza Lavalle und erhielt diesen Namen aufgrund seiner Nähe zum traditionellen und berühmten Colón-Theater. Es wurde in den 1970er Jahren an einem Ort eröffnet, an dem es zuvor ein Autohaus gab“ (Wikipedia).

Natürlich wissen wir nicht, was sich die Macher tatsächlich beim Abfassen des Videos gedacht haben, wir wissen aber was VW erwartet hat. Einen Spot, der auf Instagram-affine-Menschen zielt und der dem Image von VW nützt und dem Verkauf des Golfs befördert. Deswegen musste VW auch so schnell zurückrudern, denn die Deutungshoheit lag nicht mehr in ihrer Macht. Übernommen hatten die, die einen Spot voller geheimer und offener rassistischer Botschaften sahen und darob so schwer empört waren, dass sie ihre Betroffenheit mit der Welt teilen mussten.

Während auf der anderen Seite des zu Empörung neigenden Milieus geglaubt wird, dass das Merkel-Regime, die WHO bzw. Bill Gates mit Impfpflicht, Chips und Trallera die Weltherrschaft abzusichern bemüht sind, soll auf der Seite derjenigen, die für solche Ideen nur Verachtung übrig haben, aber selbst durchaus Verschwörungen gegen unabweisbare Anstandsregel für möglich halten und deswegen stets auf der Hut sind, den tatsächlichen Verschwörern mit leidenschaftlicher Empörung der Weg versperrt werden. No Pasarán für das Verschwörungswerk (VW)!

Als wenn es auf der Welt nicht genügend Rassismus gäbe, sucht man sich ausgerechnet einen schlechten Werbespot von VW aus, um diesen der Werbung hierfür zu bezichtigen. Für wie blöd man das auch immer halten mag, es ist erfolgreich. VW hat sich bereits entschuldigt und es ist zu vermuten, dass hier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.

Lieber entschuldigt man sich für seinen Rassismus, statt die Kritiker zu fragen, ob sie noch alle Latten am Zaun haben. Dadurch wird der Leidenschaft für Verschwörungstheorien eine weitere Tür eröffnet. Man kennt das im Kleinen schon von Nachstellungen gegenüber Schaustellern, die Karussells betreiben und darunter Autos mit dem Kennzeichen HH-88. Daraus wurde dann Werbung für Nazis weil HH auch Heil Hitler bedeuten würde, was durch den Nummerncode 88 als bewiesen gelten könne. Eine Person vom Verein Osterstraße e.V. als Veranstalter des Weihnachtsmarktes auf dem Fanny-Mendelssohn-Platz, wo dieses Karussel seine Runden drehte teilt der Öffentlichkeit damals – Ende 2016 - mit: "Wir finden es gut, dass es aufmerksame Menschen gibt, die so etwas entdecken". Also Schausteller des Rechtsradikalismus bezichtigen, weil ihr Wahn die Deutungsmöglichkeiten „HH“ mit Hamburg zu übersetzen und „88„ als Glückssymbol oder schlicht als Zahl, nicht zulässt.

VW werden solche Überlegungen nichts nützen. VW hat Probleme genug. Sie werden sich dem Tugendfuror beugen und sich in den Staub werfen und soviel drin wälzen, dass die Empörungssucht und die Lust nach Entdeckung politisch unkorrekter Botschaften sich neue Opfer suchen wird.

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