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Hamburg In Altona gibt es eine rotgrün-Koalition. Die hatte aber keine Kandidatin für das Amt des, in der stolzen Stadt Altona auch gerne Bezirksbürgermeister gerufen Amtsleiters

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Die Sozialdemokratin Liane Melzer, zurzeit und seit Oktober 2008 für sieben Jahre gewählte Senatorin für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule, Sport und Kultur in Rostock soll nach Altona zurückkehren, wo sie von 2001 bis 2008 sieben Jahre als Dezernentin für Jugend, Soziales und Gesundheit tätig war.

Gerufen hat sie der, am 22.04. d.J. neugewählte Kreisvorsitzende der SPD Altona, Mathias Petersen. Die SPD ist mit den Grünen in der Bezirksversammlung in einer geregelten Zusammenarbeit. Beide Parteien hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Regelung geeinigt, „die Stelle des Bezirksamtsleiters öffentlich auszuschreiben. Die geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten soll(t)en sich den Fraktionen der Bezirksversammlung und den Altonaer Bürgerinnen und Bürgern vorstellen...(woraufhin die) Vertragspartner der Bezirksversammlung einen einvernehmlichen Wahlvorschlag machen werden“.

Die SPD hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass es für sie nur Thomas Adrian, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Altonaer Bezirksversammlung, als Kandidaten geben könne und auch, dass sie erwarten, dass die Grünen Adrian wählen. Ebenso deutlich haben die Grünen klar gemacht, dass sie Adrian nicht wollten. Die Grünen verpackten das nicht eben elegant in dem Dogma, dass sie keinesfalls einen Mandatsträger der Bezirksversammlung wählen würden. Allen Beteiligten war klar, dass es sich dabei um eine „lex adrian“ handelt, vielleicht mit Ausnahme einiger Grüner, die wirklich glaubten, es sei eine Position, die sich aus ansonsten ja nicht gerade üppig vorhandenen Grundsätzen der Partei ableiten würde.

Was die Grünen in Gänze überhaupt nicht bemerkten, war die Falle, in die sie sich selbst hinein manövriert hatten. Statt nämlich auf einer Auswahl auf der Basis öffentlicher Ausschreibung und Fähigkeit zu bestehen und dabei deutlich zu machen, dass man den Grad sozialdemokratischer Durchdringung Hamburgischer Amtsstuben für eher bedenklich hält, konzentrierte man sich auf Adrian und personalisierte damit das Verfahren in völlig überflüssiger Weise.

Das dies künftiger Zusammenarbeit nicht gerade zuträglich gewesen sein dürfte, ist offenbar. Für die SPD war jedenfalls seit einiger Zeit schon klar, dass sie mit Adrian keine erfolgreiche Wahl hinbekommen würde. Am Ende hätte es womöglich noch ein lautes Scheitern von rotgrün vor der Bundestagswahl gegeben auch wenn die Spitze des Bezirkes erst einmal sozialdemokrtisch geblieben wäre. Bis zur Wahl eines neuen Bezirksamtsleiters nämlich hat Kersten Albers, alter sozialdemokratischer Adel und stellv. Amtsleiter den Posten übernommen.

So musste nur noch Adrian überzeugt werden. Dies geschah, indem man den letzten Altonaer SPD-Kreisparteitag auf Adrian einschwor. Damit war es an Adrian seine Kandidatur in Würde zurück zu ziehen und den Weg für andere Kandidaten freizumachen. Da Adrian ein rational denkender Mensch ist, tat er, was für ihn und die Partei gut ist.

Der Rest ist schnell erzählt. Die Grünen, nun plötzlich konfrontiert mit der ehemaligen Altonaer Dezernentin, konnten ihr Glück kaum fassen und flugs freundeten sie sich mit dem Gedanken an, einen riesen großen Erfolg erstritten zu haben, weil es ihnen gelang Adrian zu verhindern.

Der SPD kann es recht sein. Liane Melzer ist zwar keine Kandidatin, die sich die SPD als Frontfrau gewünscht hat aber sie ist seit mehr als 40 Jahren Parteimitglied. Da das bei der bisherigen Karriere eine tragende Rolle gespielt hat, wird es das auch weiter tun und so kann nun die SPD-Altona, aus der ja auch der erste Bürgermeister politisch kommt, Vollzug melden: Alle sieben Bezirksamtsleiter in Hamburg sind jetzt in SPD - Hand!

Das sich Liane Melzer gar nicht beworben hat. Nebbich. Und so werden die Grünen stolz vor die Altonaer treten und erklären, wir haben den Altonaer SPD-Filz unterbunden und den Wechsel aus der Bezirksversammlung in’s Amt des „Bezirksbürgermeisters“ verhindert.

Das sind so Erfolge. Die SPD wird’s jedenfalls gefreut haben. Nur Thomas Adrian und vor allen Dingen viele Delegierte des Parteitages vom April nicht. Die fühlen sich vorgeführt. Das ist dann auch letztendlich materiell das, was den grünen Erfolg ausmacht. Wie man glaubt, hierauf erfolgreiche Arbeit in der Kooperation mit der SPD aufbauen zu können, wird wohl das Geheimnis der Grünen bleiben. Aber die haben in der Vergangenheit schon ganz andere Sachen in den Sand gesetzt und sind bislang immer mit einem blauen Auge davon gekommen.

Als sie noch mit der CDU koalierten, wollte diese einen grünen Bezirksamtsleiter mitwählen. Wer glaubt das wäre an der CDU gescheitert, kennt die Grünen in Altona, und vor allen Dingen ihre Fraktion nicht.

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