Tierschutz jetzt!

Massentierhaltung beenden Im Buch Genesis Kapitel 9 heißt es: „Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen,

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

und weiter: "auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen“ (Gen 9,2f.)

Das war nach der Sintflut und nach Gen 8,21 hatte der Herr zuvor festgelegt: „Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen; denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an. Ich will künftig nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es getan habe“.

Damit war eine Ideologie in der Welt, die den Widerspruch, dass das Leben aus dem Tod resultiert zwar nicht aufhob, aber erklärte. Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Genuss ohne Reue quasi. Allerdings sollte es noch eine Weile dauern, bis die Arbeitsteilung soweit voran geschritten war, dass die allermeisten Menschen vom Töten des Lebendigen nichts mehr mitbekamen, damit es ihnen zur Nahrung dienen konnte.

Heutzutage unterscheidet sich das Steak und der Blumenkohl nicht mehr großartig. Beides erwirbt man in Plastik verpackt im Supermarkt und das Wissen darum, dass das Steak zuvor ein Rind war, ist abstrakt. Der Tötungsakt ist externalisiert und die Bedingungen der Fleischproduktion liegen im Dunkeln.

Zugleich ist Tierschutz ein zunehmend wichtiges Thema in der Gesellschaft, weil immer mehr Menschen es dämmert, dass die Idee, nach der Mensch sich über die anderen Tiere erheben darf und Tiere Sachen mit Fell oder Federn sind, auf Dauer sowenig durchzuhalten ist, wie die, die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen.

Entfremdung und Verdinglichung sind zentrale Begriffe, wenn es um unser Verhältnis zu dem was wir herstellen, zur Natur und den Tieren geht. "Der Mensch lebt von der Natur, heißt: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozeß bleiben muß, um nicht zu sterben. Dass das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen andren Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur“ (Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte). Marx entwickelt dann im Weiteren, dass die entfremdete Arbeit dem Menschen sowohl die Natur entfremdet, und er sich selbst von sich und seiner eignen Lebenstätigkeit und damit sich als Teil der Menschheit selbst fremd wird. Das menschliche Leben wird zum Mittel des individuellen Lebens und nicht etwa umgekehrt.

Wiewohl der Mensch Teil der Natur und damit nichts anderes als ein Tier ist, findet der Mensch keine natürliche Bestimmung - außer der, die Art zu erhalten - vor. Sein eigenes Wollen muss daher ersetzen, was den Tieren durch Instinkt selbstverständlich ist. Leider aber sind ihm die Instinkte abhandengekommen und die Idee, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen hat auch nicht so recht funktionieren wollen, sonst hätte er nicht die niedrigsten Instinkte – die Gier – zur Triebfeder seiner Wirtschaftsweise gemacht und damit ein System etabliert, dass nur funktioniert, wenn es seine Wirtschaftsleistung immer weiter steigert.

Natur gilt dabei als Rohstoff, der wohlfeil zu haben, sofern er nicht in Privateigentum überführbar ist. Dabei wird verbraucht, was zum Gebrauch gedacht ist und so wird auch nicht mehr darüber nachgedacht, ob es wirklich notwendig ist Fleisch zu essen und dafür ein Tier zu Tode zu bringen, weil es längst als wohlfeiles Giveawayin der Kühltheke liegt.

Fleisch wird erst sichtbar, wenn man ihm Haltung, Transport, Tiermedizin und Schlachtung nicht mehr ansieht.

Wer sich Berichte, über die gotterbärmliche Art wie Fleisch als Massenprodukt überhaupt erst ermöglicht wird, anschaut und aushält, der wird nicht unberührt bleiben.

„Es sind Eindrücke wie diese, die den Begriff der „Menschlichkeit“ unbrauchbar machen, ihn als Synonym für mitfühlendes, barmherziges, altruistisches Verhalten diskreditieren, bemerkt Karen Duve in ihrem Buch „Anständig essen. Ein Selbstversuch“, heißt es im einen Artikel der FAZ vom 03.11.2017: „Menschen sind Schweine“ von Christian Geyer.

Gnadenlos wird das Tier dem ökonomischen Bedürfnis nach Maximalprofite durch Mengenausweitung angepasst. Verstümmelungen, Schmerzen, Stress für das Tier, damit die Masse der Menschen sich ungesund ernähren kann, sind die eine Seite, die Verrohung gegenüber dem Tierleid ist dabei die andere Seite. Dabei steht seit dem 01.08.2002 im Grundgesetz (Art. 20a): „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung“.

Seit 15 Jahren ist der Tierschutz als Staatsziel definiert und geändert hat sich nichts. Jedenfalls nicht zum Besseren. Selbst wenn wir alle Vegetarier oder Veganer geworden wären, das Elend der Tiere in den Stallungen ginge weiter. Deutschland exportiert Unmengen von Fleisch. „Die Fleischexporteure der Europäischen Union haben 2016 so viel tote und lebende Tiere an Drittlandskunden verkauft wie niemals zuvor. Daten der EU-Kommission zufolge belief sich der Gesamtabsatz einschließlich Nebenerzeugnissen und lebender Tiere von Schweine-, Rind-, Geflügel- und Schaffleisch auf 6,54 Mio t Schlachtgewicht. Schon 2015 war ein Rekordjahr aber nun wurden noch einmal 18,4 Prozent - das sind über eine Millionen Tonnen - mehr exportiert. Schweinefleisch liegt mit einem Ausfuhrplus von einem knappen Viertel oder rund 772 000 t auf 4,14 Mio t weit vorn. Allein nach China stiegen die Lieferungen im Vorjahresvergleich um 718 000 t, damit erhöhte sich der Absatz auf 1,86 Mio t., das sind zwei Drittel mehr als im Jahr zuvor. Die deutschen Fleischexporteure dürften mit dem Drittlandsabsatz von Schweinefleisch mehr als zufrieden sein. Die betreffende Ausfuhrmenge einschließlich Nebenerzeugnissen stieg laut Daten der EU-Kommission gegenüber 2015 um 226 375 t oder 27,3 Prozent und überwand damit erstmalig mit 1.050.000.000 kg die Millionenmarke in Tonnen (1000 kg).

Während das Fleisch zu einem großen Teil exportiert wird, bleibt die Gülle in jedem Falle hier. Gemeinsam produzieren die 700 Millionen Rinder, Schweine und andere Nutztiere in Deutschland pro Jahr annähernd 200 Milliarden Liter Gülle oder Mist. Das geht auch ins Grundwasser und verursacht dort ein zunehmendes Nitratproblem, die lt. einer Untersuchung von Naturkapital Deutschland – TEEB aus dem Jahr 2012 damals schon zeigten, „dass die jährlichen Kosten der Überdüngung in Deutschland zwischen 8 und 25 Mrd. € betragen können“ (UBA-Studie: Quantifizierung der landwirtschaftlich verursachten Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung, April 2017).

Der Mangel an Empathie gegenüber dem Leid der Tiere zahlt sich also in keiner Hinsicht aus. Deswegen ist es an der Zeit, indem wir an die Tiere denken, uns selbst etwas Gutes zu tun und mit dem Irrsinn der artwidrigen Massentierhaft Schluss zu machen.

Dazu aber ist es notwendig, dass der Mensch sich nicht länger einredet, er könne der Natur als etwas ihm rein Äußerlichen gegenübertreten. Marx Diktum von der Natur als erweitertem Leib des Menschen kann dabei hilfreich sein, wenn denn unser Austauschverhältnis mit der Natur nicht unter die Prämissen gestellt ist, die wir haben, wenn es unseren unmittelbaren Leib betrifft. Es geht also um die bewusste Annahme von Verantwortung für uns als Individuum, als Teil der Art und für die Natur.

Bis es soweit ist, helfen auch kleine Schritte in die richtige Richtung, also hin zur Unterbindung der Massentierhaltung. Das bietet sich an, weil das Bewusstsein für gesunde Ernährung zunimmt und es eigentlich niemanden gibt, der die Bedingungen in Großställen, Transportfahrzeugen und Schlachtfabriken offensiv vertritt. Dieser Wirtschaftszweig lebt von seiner faktischen Unsichtbarkeit und der stillschweigenden Vereinbarung, dass wir auch gar nicht wissen möchten, was vor dem verpackten Schnitzel in der Kühltheke so alles passiert ist.

Mit ein bisschen Druck lässt sich hier also viel erreichen. Im 10-Punkte-Plan für grünes Regieren heißt es: „Mit uns wird Deutschland auf eine nachhaltige Landwirtschaft umsteigen – ohne Ackergifte und Gentechnik. Die industrielle Massentierhaltung schaffen wir über die nächsten 20 Jahre ab. Wir setzen Tierschutzstandards per Gesetz durch, die an den Bedürfnissen der Tiere orientiert sind, die Qualzucht und quälerische Massentierhaltung beenden“.

20 Jahre sind sicherlich zu lang, aber die Ziele sind richtig und anders als beim „Veggieday“ soll hier ja auch niemandem vorgeschrieben werden, was er oder sie essen soll. Nur die Qualität für das, was er/sie gerne essen möchte soll steigen und er/sie kann dann auch noch ein besseres Gewissen haben, wenn er/sie Fleisch isst, weil er/sie weiss, dass es keine quälerische Tierhaltung mehr gibt.

Ich werde dann trotzdem nicht wieder mit dem Fleischessen anfangen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden