Hintergrund ist eine Konferenz der Universität unter dem harmlosen Titel: Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?, die das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam am Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“ an der Goethe-Universität am Mittwoch, 8. Mai 2019 veranstalten wird. Die Teilnehmerinnen
- Prof. Dr. Susanne Schröter, Direktorin des FFGI am EXNO, Universität Frankfurt,
- Alice Schwarzer, Gründerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma
- Dr. Dina El-Omari, Universität Münster
- Dr. Abdel-Hakim Ourghi, Pädagogische Hochschule Freiburg I
- Khola Maryam Hübsch, Journalistin, Autorin und Mitglied der Ahmadiyya Muslim Jamaat
- Dr. Necla Kelek : Soziologin, Autorin und Vorstandsfrau TERRE DES FEMMES
- Ingrid König, Leiterin der Frankfurter Berthold-Otto-Schule
wollen ein wenig - wenngleich recht einseitig - Wissenschaft betreiben und haben sich deswegen den Unmut von Student*innen zugezogen die unter @schroeter_raus - Uni gegen AMR fordern, „dass diese Anti-Muslimisch rassistische Veranstaltung der Hetze gegen das muslimische Kopftuch abgesagt wird! Teilt unter dem hashtag #schroeter_raus wieso ihr findet, dass sowas keinen Platz an der Uni hat! Kein Platz für Anti-Muslimischen Rassismus!“
Sie finden, dass ihr Wunsch nach Zensur und Berufsverbot der Uni gut zu Gesicht ständen und mithin Ausdruck „für Offenheit und Akzeptanz“ seien und deswegen für die Teilnehmerinnen der geplanten Konferenz am 8. Mai kein Platz sei.
Hätten sie, statt Feldzüge für „Offenheit und Akzeptanz“ zu planen, in der Schule etwas besser aufgepasst oder auch nur ein wenig studiert, so hätten Sie ihr Anliegen auch noch als Verpflichtung aus dem dem Datum der Veranstaltung ableiten können. So reicht ihnen, dass Professorin Schroeter für „polarisierende“ Aussagen bekannt und Alice Schwarzer „hochproblematische Aussagen“ trifft, um unter dem Hashtag #schroeter_raus, eine um die Professorin bereinigte Universität zu fordern, „an derAlle bedenkenlos studieren können!“
Es wäre sicherlich völlig verfehlt, wollte man die Angriffe an der Goethe Universität in Frankfurt, mit denen des Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) vergleichen, der ab Mitte der 20er Jahre des 20. Jh. in Flugblättern und Zeitschriften gegen jüdische und kommunistische Kommilitonen und gegen politisch unliebsame Dozenten und Professoren agitierte und Vorlesungsboykotte und Krawalle initiierte.
Der Vergleich wäre unangemessen. Schon weil der Nazistudentenbund sich nicht mit den „Studierenden..." verwechselt hätte, wie es hier die Vorkämpfer*innen von „Offenheit und Toleranz“ tun und natürlich auch, weil die irrsinnige Annahme, Universitäten seien dafür da, der Verweigerung des Studiums die akademischen Weihen zu verleihen und Hochschullehrer*innen mit polarisierenden Positionen gehörten vor die Tür geschickt, noch keineN Nazi macht. Die Tarnung als antirechts und antirassistisch würde jedoch der Partei, die den Sozialismus mit dem Nationalen vermählt und ins Absurde transformierte wahrscheinlich gefallen haben.
Gleichwohl sollte man diesen Student*innen, die keine Studierenden sein möchten (jedenfalls nicht, wenn es zur Artikulation polarisierender Positionen und Ansichten, die als unangemessen empfunden werden könnten, kommen kann), nicht den Gefallen tun und sie als politische Akteure behandeln. Das sind sie momentan noch nicht. Sie sind aber gute Beispiele dafür, dass man dem Steuerzahler die bedingungslose Studiengebührenbefreiung nicht weiterhin zumuten sollte.Wer noch nicht einmal bereit ist, seiner oder ihrer Meinung nach falsche Meinungen auszuhalten, der ist an einer Universität eindeutig am falschen Platz.
Daher ist dem Deutschen Hochschulverband uneingeschränkt zuzustimmen, der anläßlich des 69. DHV-Tags am 9. April d.J. in einer Resolution festhielt: "Wer die Welt der Universitäten betritt, muss akzeptieren, mit Vorstellungen konfrontiert zu werden, die den eigenen zuwiderlaufen. Zur Verkündung vermeintlich absoluter Wahrheiten taugen Universitäten nicht. Widersprechende Meinungen müssen respektiert und ausgehalten werden".
Kommentare 4
Ob das überhaupt "Islam" ist, dürfte schon fraglich sein. Das ist wahrscheinlich in erster und letzter Linie die Idee, dass man sich nicht infrage stellen lassen braucht und dass Bräsigkeit ein Menschenrecht ist.
@aram Ockert:
Gibt es denn auf diese ehrabschneidenden Proteste gegen Susanne Schröter Reaktionen der Uni (-Administration) und/oder der anderen Veranstaltungsteilnehmer?
Man sollte die Sache auch nicht größer machen als sie tatsächlich ist. Es mag einige Student*innen geben, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemühen, die Konferenz am 8. Mai zu verhindern und die es gerne sehen würden, wenn Schroeter die Uni verlassen müsste. Aber viel mehr als das hier: http://picdeer.com/schroeter_raus kriegen sie momentan nicht hin.
Hätten diese Kämpfer*innen für „Offenheit und Akzeptanz“ irgend eine Idee, die sie glauben machen würde, die besseren Argumente zu besitzen, sie würden die Einseitigkeit des Podium angreifen und schlicht ihre Beteiligung einfordern. Darum geht es ihnen aber sichtbar nicht, sondern um die Durchsetzung von Widerspruchs- und Bedenkenfreiheit auf ihrem Weg zu einem akademischen Abschluss.
Da sie Bräsigkeit für ein essentielles Menschenrecht halten, macht sie das maßlos und sie hauen jetzt mal ordentlich auf die Tonne, indem sie #schroeter_raus taggen und sich dabei mutig und cool vorkommen. Die Unileitung wird sich dazu wohl erst äußern, wenn sie dem Ganzen Relevanz zumisst, die es tatsächlich momentan noch nicht hat.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht eine Pressemitteilung des Deutschen Hochschulverbandes vom 10. April dieses Jahres erwähnenswert. In ihr heißt es u.a.:
"Der Deutsche Hochschulverband (DHV) warnt vor Einschränkungen der Meinungsfreiheit an Universitäten. „Die Toleranz gegenüber anderen Meinungen sinkt. Das hat auch Auswirkungen auf die Debattenkultur an Universitäten“, stellte DHV-Präsident Professor Dr. Bernhard Kempen anlässlich des 69. DHV-Tags in Berlin fest. Die insbesondere im anglo-amerikanischen Hochschulraum zu beobachtende Entwicklung, niemandem eine Ansicht zuzumuten, die als unangemessen empfunden werden könnte, verbreite sich auch in Deutschland. Im Streben nach Rücksichtnahme auf weniger privilegiert scheinende gesellschaftliche Gruppierungen forderten einige Akteure das strikte Einhalten von „Political Correctness“. Parallel dazu wachse mit dem Erstarken politischer Ränder das Erregungspotenzial. „Die Suche nach Wahrheit und Erkenntnis lebt vom leidenschaftlichen, heftigen und kontroversen Ringen um Thesen, Fakten, Argumente und Beweise. An Universitäten muss daher jede Studentin und jeder Student sowie jede Wissenschaftlerin und jeder Wissenschaftler seine Forschungsergebnisse, Thesen und Ansichten ohne Angst zur Diskussion stellen können“, betonte Kempen. „Widersprechende Meinungen müssen respektiert und ausgehalten werden. Differenzen zu Andersdenkenden sind im argumentativen Streit auszutragen – nicht mit Boykott, Bashing, Mobbing oder gar Gewalt.“
Ich gehe einmal davon aus, dass das auch der momentane Konsens an der Goethe Universität in FFM ist.
Danke.