Veggie Day oder Recht auf Schnitzel?

Tierschutz Die heftigen Reaktionen beweisen es. Es gibt ein klares Bewusstsein darüber, dass Fleisch ein Luxus zulasten anderer ist

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Veggie Day oder Recht auf Schnitzel?

Foto: Justin Sullivan/ AFP/ Getty Images

Der CO2-Abdruck eines Kilos Fleisch ist ungefähr 10 mal größer als der von einem Kilo Gemüse. Der Aufwand an Energie beträgt für Fleisch ca. neun mal mehr als für die gleiche Menge Energie (kcal) in Gemüse.

Von Transporten reden wir an dieser Stelle nicht. So wurden im ersten Halbjahr 2013, 272.000 Tonnen Schweinefleisch aus der EU nach China exportiert. Anders als Blumenkohl muss ein Schwein, Rind, Schaf usw. getötet werden. Dass wir damit im Falle der Schweine eines der intelligentesten Säugetiere töten, weit schlauer als der klügste Hund, verdrängen wir dabei lieber.

Die Freiheit des Bürgers auf unbegrenzten Fleischkonsum, ist die Freiheit der selbsterklärten Schöpfungskrone, alle Lebensverhältnisse zu ökonomisieren und sich und seine Bedürfnisse absolut zu setzen. Allein das sanfte Anstoßen des Themas führt zu schroffer Abwehr, weil zur Freiheit dazugehören soll, nicht mit den Folgen eigenen Tuns belästigt zu werden.

Wenn die Grünen in ihrem Wahlprogramm fordern: Deshalb fordern wir mehr Verbraucheraufklärung zu den gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Fleischkonsums. Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein „Veggie Day“ sollen zum Standard werden. Wir wollen ein Label für vegetarische und vegane Produkte“, so ist das offenbar viel zu liberal.

Natürlich nicht für die FDP, deren Freiheitsbegriff sich im Wesentlichen auf die Aufrechterhaltung von Privilegien für Starke beschränkt. Wenn die FDP Freiheit sagt, so meint sie die auf Rücksichtslosigkeit gegenüber Schwachen.

Ein dummer FDP-Bundestagsabgeordneter und ausgerechnet noch Lars Lindemann, hat die Grünen wegen ihrer Haltung zum sog. Veggie-Day sogar – vollständig von jedem Inhalt befreit – durch Bildsprache in die Nähe von Nazis gerückt. Lindemann, der auch noch Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands und zugleich Mitglied des Gesundheitsausschusses ist, arbeit gleich für zwei Anwaltskanzleien und wird für Tätigkeiten im Bereich der Verwaltung des St. Joseph-Krankenhauses bezahlt. Für die Jungen Liberalen in Berlin ein klarer Fall von Interessensüberschneidung und Lobbyismus. Dieser Mann, der praktisch schon von Berufs wegen gegen eine allzu gesunde Lebensweise sein muss, greift die Grünen an, weil er offenbar der Meinung ist, das Recht auf Schnitzel sei ein Grundrecht. Das glauben mit ihm viele, wie die Reaktionen der vergangenen Tage zeigen.

Selbst bei den Grünen ist man mehr als vorsichtig: „Im übrigen freue man sich nach einem Veggie Day besonders auf den Sonntagsbraten“, verriet Renate Künast der Bild.

Also alles nicht so gemeint. Nach dem Motto, nichts wird so heiß gegessen, wie es von der Partei gebraten wurde, macht Künast auf Defensive und trotzdem schreibt Bild: „Grüne wollen uns das Fleisch verbieten“.

Beim Mitgliederentscheid hat sich die grüne Basis für neun Regierungsprioritäten entschieden. Eines dieser Projekte heißt: „Die Massentierhaltung beenden - ein neues Tierschutzgesetz für artgerechte Haltung“. Da die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der UNO davon ausgeht, dass sich die Fleischproduktion bis 2050 verdoppeln, also auf 463 Millionen Tonnen p.a. steigen wird, darf man davon ausgehen, dass der Wunsch der grünen Basis quer zu dieser Aussicht liegt.

„(E)in „Veggie Day“ sollen zum Standard werden“. Klare Ansage. Das hat nichts mit Freiwilligkeit zu tun, sondern ist der Zwang, bei Rückgriff auf das Kantinenangebot am Veggie Day kein Fleisch konsumieren zu können. Und dafür gibt es mehr, als einen guten Grund. Darüber kann und muss man jetzt mit den Leuten reden, wenn es die Grünen mit dem angekündigten Tierschutzgesetz für artgerechte Haltung wirklich ernst meinen. Bei einem verbesserten Tierschutz, wird es künftig mehr als nur einen Veggie Day in der Woche geben. Genau das müsste auch die Mitteilung an die Wähler sein. Mit einem Veggie Day fängt es an und mit einem Fleischtag hört es auf.

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