Wenn es um die Wurst geht

Gerhard Schröder Wenn Schröder "noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben", dass eine der knapp 30 Werkskantinen die Currywurst vom Speiseplan streicht.

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Klar, "(v)egetarische Ernährung ist gut, ich selbst mache das phasenweise auch. Aber grundsätzlich keine Currywurst? Nein!" Denn: "Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben" (G. Schröder, 10.08.2021, Linkedin).
Herbert Diess sieht das gleiche Thema so: "Das Essen in unseren VW-Kantinen. Es wird immer besser und gesünder! ...
Im Mai 2020 wurde ein Kreativ-Team ins Leben gerufen. Auftrag: Mehr Qualität! Bis heute wurden seitdem über 400 neue Rezepturen erarbeitet und verkostet. Weniger Fleisch, mehr Gemüse, bessere Zutaten – ein immenser Fortschritt, viel zeitgemäßer. Gutes Essen ist wichtig, es ist entscheidend für die Gesundheit, die Stimmung und damit auch für die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" (Herbert Diess, 10.08.2021, Linkedin).
Das alles weiß Schröder auch, der sich nach eigenem Bekunden phasenweise auch fleischfrei ernährt. Darum geht es ihm aber nicht, sondern um den populistischen Punkt, die Fleischesserei zu einem Menschenrecht aufzuplustern.
I.
JedeR weiß, dass Fleisch bei seiner Produktion mehr Energie verbraucht, als es selbst hergibt. Weswegen die Fleischesserei auch nicht wirklich klimafreundlich ist. So betragen beispielsweise die durchschnittlichen Emissionen für ein Kilo Rindfleisch über 20,7 kg Kohlendioxid-Äquivalent, Schwein und Geflügel kommen auf 8 kg beziehungsweise 4,2kg kg Kohlendioxid-Äquivalent pro Kilo. Gemüse hingegen liegt bei nur etwa 900 Gramm, Kartoffeln bei 620 und Weizen bei 1.7 kg Kohlendioxid - Äquivalent (Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Sind Fleischesser Klimasünder?).
II.
Ist der starke Verzehr von Fleisch der Gesundheit nicht gerade zuträglich. Groß angelegte Studien aus den USA und Europa, in denen jeweils mehr als 500.000 Teilnehmer über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet wurden, zeigen, dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Schaf und Lamm) die Entstehung von Krebs, insbesondere Darmkrebs, aber auch von kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes begünstigt. Ein Fleischverzehr von weniger als 150 Gramm rotem Fleisch pro Woche geht mit einem deutlich geringeren Erkrankungsrisiko einher. Trotzdem liegt der Verzehr pro Bundesbürger:in immer noch bei 60 kg p.a.(pronova BKK, Ist Fleisch gesund oder schädlich für den Menschen?).
III.
Die gigantische Nachfrage nach Fleisch bedingt Haltungsformen, die der/die Verbraucher:innen lieber verdrängen, weil sie für die Tiere Qual und die Konsument:innen zusätzliche Belastungen bringen, weil große Mengen Medikamente eingesetzt werden müssen. Tiere leiden für das "Menschenrecht" auf Fleisch.

Aus alledem folgt, dass es ein Ausdruck von selbstbewußt zur Schau getragener Dummheit ist, wenn man die Currywurst und ihre Sättigungsbeilagen zum Kraftriegel der deutschen Arbeiter:innen verklärt, weil in einer von sehr vielen VW-Kantinen künftig auf Fleisch komplett verzichtet wird. Im Gegenteil, es ist im Interesse der Beschäftigten, wenn man sich wie VW es tut, intensiv mit Fragen der Ernährung beschäftigt. Gut, dass das Figuren wie Gerhard Schröder im Aufsichtsrat nicht mehr blockieren können.

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