Christlicher Wolff sucht neues Rudel

Desperate Despoten: Aus dem Leben der Großen Tiere.... heute erwischt ein ungestümer Anrufer den bärigen Despoten

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Beim Berliner Despot Wow I. klingelt das Telefon: "Hier spricht der Präsident, mein Lieber, bist Du es selbst oder spricht Deine Mailbox?"

Der Despot ist vorsichtig..... wenn die Bundesfuzzis anrufen, gibt es immer Ärger. "Nein, hier spricht meine Mailbox!" sagt er so technisch wie möglich. Den Präsidenten konnte er noch nie riechen, der trug immer so ein leichtes Odeur nach Schaf...

Aber Präsident Wolff redet einfach weiter: "Hör mal, dieses Schlösschen im Tiergarten wird uns langsam zu klein, ein Präsidentensitz sollte auch nicht Schloss Rosablick heißen, da nimmt mich keiner ernst! Außerdem riecht es so komisch aus dem Keller, als wären da Leichen vergraben..." "Vielleicht musste ma lüften?" merkt die Mailbox spitz an. "Vor dem Haus stehen Tag und Nacht Bürger und jubeln meiner Frau und mir zu, sie lieben uns so sehr, dass sie sogar die Schuhe ausziehen um uns zu huldigen...!" Da wird der Despot insgeheim etwas neidisch: "Wo ist das Problem?" fragt er.

"Wir wollen umziehen! Ist Dein Stadtschloss endlich fertig?"

Despot Wow I. stöhnt leise auf. Das riecht nach Ärger, er hat es geahnt.

"Zieht Ihr nicht wieder in Euer heimeliges Eigenheim in Westdeutschland?" fragt er vorsichtig. Ein echter Despot teilt sein Schloss mit niemandem, egal wie groß es ist.

Wolff lacht ein Wolfslachen: "Ein Präsident stürzt nicht, ein Präsident wird zu Höherem berufen!" "Aber Du hast doch schon den höchsten Job, den Deine Partei zu vergeben hat?" wundert sich der Despot, "willst Du jetzt Papst werden?" "Partei ist Mist," ätzt der Christliche Präsident, "Kultur ist besser, da braucht man kein Wahlvolk! Die Kanzlerin wird mich zum König über Preußen und Niedersachsen ernennen! Das geht auf dem kleinen Dienstweg!"

Es kommt schlimmer als gedacht, graut dem wackeren Berliner Despoten. Die Leute aus der Provinz kennen keine Grenzen, ärgert er sich, früher hatten wir befestigte Wehranlagen gegen diese Zumutungen! Seine Stimme klingt jetzt besorgt: "Was wird die Presse dazu sagen?"

"Wir haben mächtige Freunde!" brummt der Wolff, "die kaufen auch Zeitungen! Wie in Italien!"

In diesem historischen Moment muss der Berliner Despot Wow I. erkennen, dass er sich bislang geirrt hat: der Wolff ist kein Schaf. Die gespielte Besorgnis wechselt zu gespielter Freundlichkeit: "Natürlich ist es eine große Ehre, dass Ihro Majestät sich in Berlin niederlassen wollen, der Bund ist ja auch der größte Sponsor für das Stadtschloss!"

"Jawoll, das Schloss gehört uns, dafür zahlen wir über fünfhundert Millionen!"trompetet der Präsident durchs Telefon, dass sich die Gabeln biegen (ein historisches Stück, wie man an dieser Stelle anmerken sollte!), "und Berlins Beitrag ist kleiner als zehn Prozent!" Der Despot wundert sich, dass der Präsident so gut kopfrechnen kann und denkt jetzt mit einem unruhigen Gefühl in der Magengrube an seinen Deal mit den Abgesandten vom Gral der Hedonisten: Er hatte ihnen das goldene Buch der Stadt versprochen mit einem Angebot: "...darin steht jeder einzelne Quadratmeter Grund dieser Stadt verzeichnet! Nehmt den Boden als Sicherheit für ein Darlehen! Dann habt ihr nicht nur die Seele, sondern das Leben eines jeden Einwohners und seiner Nachkommen, bis die Schuld abgelöst ist!" Ob sich die Berliner für ein Schloss versklaven lassen, dass ihnen gar nicht gehört?

"Der Bund hat aber noch nicht gezahlt!" ruft der Despot in das leise vor Schmerz schluchzende Telefon, "deswegen ist der Bau noch nicht fertig! Alle Firmen wollen nur auf Vorkasse arbeiten, wegen der Teuerung und dem drohenden Staatsbankrott, aber auch weil mir niemand mehr glaubt, dass ich meinen Anteil zahlen kann! Mein Kämmerer Hartnuss hat eine Haushaltssperre erklärt, die gilt auch für mein Taschengeld!" Endlich ist die Spaßbremse mal nützlich, denkt der Despot Wow I. jetzt insgeheim, weil er sich in den letzten Monaten sehr oft über Senator Hartnuss geärgert hatte. Und genau in diesem Augenblick reift eine neue Idee beim Berliner Despoten: "Wenn Du mir in den nächsten zwei Wochen fünfhundert Millionen überweist, dann kannst Du bald einziehen! Deine Tricks zur Finanzierung von Häusern werden schon in der ganzen Republik gerühmt! Du bist der hier richtige Mann am richtigen Ort! " Vor Aufregung vergisst der Despot sogar die Anrede "Majestät", aber eine gezielte Herabsetzung des Gegners ist das erste Mittel der Wahl beim Despotieren.

Es ist für einen Moment still in der Leitung, dann knackt es. "Bist Du noch dran, Christlicher Wolff?" fragt der Despot irritiert, aber da kommt schon die Rückfrage des Präsidenten: "Meinst Du, ich soll Matschmeyer noch mal fragen?" "Warum nicht? Was einmal geklappt hat, funktioniert immer wieder!" "Aber dann muss das Ding Matschmeyer-Schloss heißen," meint der Präsident, "... und es kriegt nicht so eine italienische Kuppel, sondern ein gemütliches deutsches Krüppelwalmdach mit braunen Dachziegeln, sagt meine Frau!"

Wow I. ist sofort einverstanden: "Das Humboldtforum war sowieso nur eine Marketing-Idee für die Bildungsbürger.... erstens sind die Brüder lange tot, zweitens geben sie keinen einzigen Pfennig dazu!"

Wenn das Geld da ist, muss er den Präsident irgendwie loswerden.


Hier endet der 240. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.


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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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