Demokrates Schloss

Humboldtforum: Meldungen aus der Parallelzeit

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11.09.2009 ist das Datum der e-mail des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, die gerade im archinaut: empfangen wird. Die Zwergkaninchen hantieren mit dem Dechiffriergerät und sind schon ganz aufgeregt:

Humboldt-Forum

Die Vergabekammer des Bundes hat heute, am 11.9. 2009 ihren Beschluss zum Nachprüfverfahren wegen der Vergabe von Architekturleistungen zur Realisierung des prämierten Entwurfes "Humboldtforum" bekannt gemacht, in dem der Vertrag des BBR mit Franco Stella für nichtig erklärt und die Wiederholung des Vergabeverfahrens ab Zeitpunkt der Preisgerichtsentscheidung gefordert wird.

Das wird die Humboldt-Brüder aber freuen, denken sich die Kaninchen, jetzt sollten wir nur noch den Chronoplast redefragmentieren......

Dazu erklärt der Sprecher des Bundsbauministers, Rainer Lingenthal:

Die Entscheidung der Vergabekammer ist eine behördliche Entscheidung, die noch nicht endgültig ist. Die Verfahrensstreitigkeiten mit einem Berliner Architekten werden daher den Bau des Humboldtforums auch nicht verzögern. Das BMVBS wird sofort die gerichtliche Überprüfung durch das Oberlandesgericht Düsseldorf in die Wege leiten. Es geht davon aus, dass dieses Gericht die seit langem bewährte und nie in Frage gestellte Vergabepraxis des Bundes bestätigen wird.

In der Zwischenzeit wird zusammen mit dem Architekten Franco Stella daran weitergearbeitet, die Planung des Humboldt Forums voranzutreiben, damit pünktlich mit dem Bau begonnen werden kann.

Die Enttäuschung des im Schlosswettbewerb unterlegenen Berliner Architekten ist zwar nachzuempfinden, dennoch setzt die Bundesregierung selbstverständlich das einstimmige Votum der Jury um.

Der arme Dissident, denken die Kaninchen, sogar sein Name ist geächtet. Sie sind sehr mitfühlend, wenn sie einen Unterlegenen treffen. Oder steht da untergebenen? Schnell hoppeln sie im Text etwas weiter:

Die zentrale Frage für das Bundesbauministerium ist weniger eine juristische, sondern die einer demokratischen Baukultur. Es muss sichergestellt werden, dass der Entwurf realisiert wird, der bei einem Wettbewerb den ersten Preis erhält und den der Bauherr auch realisieren will. Dies gilt gerade für einen Wettbewerb wie den um das Humboldt-Forum, wo sich die Jury auf einen klaren Sieger und ersten Preisträger einstimmig verständigt hat, und dezidiert keinen zweiten Preis vergeben, sondern andere prämierte Entwürfe mit klarem Abstand auf dritte Plätze verwiesen hat. Damit hat die Jury einstimmig zum Ausdruck gebracht, dass sie einzig und allein dem ersten Preisträger die Realisierung des Humboldt-Forums anvertrauen will. Dies Votum sollten auch die unterlegenen Konkurrenten achten.

Konkurrent ist eigentlich ein hässliches Wort, denken die beiden Kaninchen. Klarer Sieger, einstimmig, einzig und allein dem ersten Preisträger anvertrauen, das Ministeriums spricht so überzeugend, dass jedes Zwergkaninchen in hypnotische Demut verfällt (außerdem schwärmen sie für Italien).

Beim letzten Absatz kehrt ihre Wachsamkeit zurück:

Anders als die Vergabekammer ist das Bundesbauministerium der festen Überzeugung, dass der Vertrag mit Franco Stella die Realisierung des Humboldt-Forums sicherstellt. Die Einbeziehung namhafter und großer deutscher Architektenbüros durch Stella sieht das Bundesbauministerium als zulässige Subunternehmerbeauftragung an. Die aus Sicht aller Partner sehr guten Fortschritte bei der Planung beweisen bereits heute, dass der Bau nach allen architektonischen, rechtlichen und finanziellen Standards errichtet werden wird.



Vielleicht trauen sie dem Sieger doch nicht? Sie errichten ein Standardschloss.

Das historische Wissen der Kaninchen ist lückenhaft, ihre Weltsicht aber bedingungslos matriarchalisch. Endlich wissen sie, wer das Humboldtforum bauen will:

die Königin der Deutschen Demokratischen Republik!

Ob sie da nicht etwas durcheinander gebracht haben?


Hier endet der 15. Eintrag: Dieser Blog ist fiktiv und getrieben von automatischer Niederschrift. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO: Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleiben Sie dran.

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Geschrieben von

archinaut

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