Ende einer Dienstfahrt

Ostharz: As fast as possible - ein Roman in Fragmenten

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Stinksauer ist Frau Keyser heute auf den Chef, immer noch... obwohl die Fahrt nach Wittenberg inzwischen ein langes Wochenende hinter ihr liegt.

Stell Dir vor, beschwert sie sich beim Kollegen Obermeyer, rechts von der Straße taucht eine Tankstelle auf, hell erleuchtet... er biegt ab und er meint: Nein, er will nicht weiter fahren, er geht jetzt tanken, wir sollen solange unter uns ausmachen, wer das Steuer übernimmt!

Dann steigt er aus, und Kristin und ich sitzen allein im dunklen Wagen.... wir sind uns einig, auch Kristin ist empört: Wir bleiben natürlich hinten sitzen, er hat uns nach Wittenberg gefahren, soll er uns also auch wieder nach Quedlinburg zurückbringen, nach hause.... aber er geht nach dem Tanken zum Bezahlen....und kommt nicht mehr wieder!

Kristin ist dann rein, hat gefragt, wann wir weiter fahren... es hat eine Weile gedauert, solange sitze ich allein im Wagen, das nächste Dorf noch nicht in Sicht, das letzte bestimmt vier Kilometer hinter uns... mein Handy hatte ich zum Glück dabei, meinen Mann habe ich also angerufen, Du weißt, er ist Jurist, ich wollte wissen, wie ich mich verhalten soll.... Darf ein Arbeitgeber so etwas? habe ich gefragt.... schließlich kommt Kristin wütend zurück und meint empört, er isst gerade ein Würstchen, aber er bleibt dabei: er fährt nicht weiter! Und er steht zehn, zwanzig Minuten im Tankshop und macht überhaupt keine Anstalten, wieder herauszukommen!

Das Gespräch bei dem Anwalt hatte mich ja schon stark mitgenommen, aber jetzt hätte ich am liebsten geheult.... Kristin habe ich dann erklärt, dass ich viel zu aufgeregt zum Fahren bin, außerdem bin ich doch erst einmal mit dem Wagen vom Chef unterwegs gewesen.... dann ist sie wütend zu ihm hin.... Ich fahre jetzt, aber freiwillig mache ich das nicht... hat sie gesagt: Den Schlüssel brauche ich!

Sie stellt nicht einmal den Sitz ein, dabei hat sie doch viel kürzere Beine... der Chef ist auf den Beifahrersitz, und Kristin ist mit Vollgas von der Tankstelle gerauscht, die Reifen quietschten sogar, ohne sich umzudrehen ist sie auf die Landstraße geprescht.... was machst Du denn, Kristin? habe ich von hinten gerufen... aber sie hat weiter Gas gegeben, der Chef hat nur ganz still daneben gesessen.... mit über hundert Stundenkilometern ist sie am gelben Schild vorbei, in den nächsten Ort, Todesangst hatte ich und hab gebrüllt, dass sie aufhören soll: Willst Du uns alle umbringen, Kristin? Fassen Sie ihr ins Lenkrad! Ziehen Sie die Handbremse.... Sie müssen doch was tun! habe ich auch den Chef vorne angeschrien!

So habt Ihr die verlorene Zeit also wieder aufgeholt, wirft Kollege Obermeyer ein, man könnte sich einbilden, er lächle fein...

Ich werde ihn anzeigen! schnappt Frau Keyser, er hat uns erpresst, er hat unsere Würde verletzt.... und er ist seinen Fürsorgepflichten als Arbeitgeber nicht gewachsen....er hat zugelassen, dass Kristin mich gefährdet! Bei Kobold hätte sie sich das nie getraut....

Willst Du ihm kündigen? fragt der Kollege, und wieder spielt so etwas um seine Lippen.....



Hier endet der 348. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

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