Hörsamkeit

Kaninchenwiese: Die Kommunikationsfrequenz von Zwergkaninchen ist nur für Kleinkinder vernehmbar

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Dieser Blog kommt aus der Zukunft. 30.09.20?? „Glücklich ist ein Volk, dass so viele Lehrer hat. Es muss nicht mehr zuhören,“ haben die Zwergkaninchen Happy und Nele an Wilhelm (Will) von Humboldt gemailt. Das macht ihn sehr stolz, hat er doch das preußische Schulwesen maßgeblich geprägt.

Die Kaninchen möchten von Will unterrichtet werden. Sie wollen gerne mitreden. Erwartungsfroh haben sie schon mal den Text für heute ausgedruckt:

DIN 18041:2004-05 - Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen

Entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben können Kaninchen sehr gut schwatzen und plaudern. Ihnen fehlt aber die Übung in der Kommunikation mit Menschen. Happy und Nele wollen neue Wege gehen. Heute möchten sie lernen, sich der menschlichen Gesellschaft mitzuteilen. Was sagt die DIN dazu?

Für den Prozess der Sprachkommunikation müssen sprachliche Mitteilungen von einem Sprecher so produziert werden können, dass sie im Raum übertragen den Hörer so erreichen, dass sie von diesem gehört, decodiert und verstanden werden; somit können Sprecher wie Hörer an diesem ggf. wechselseitigen Prozess teilnehmen. Hierfür müssen gewisse Voraussetzungen gegeben sein.

Siamesische Zwergkaninchen sind außerordentlich aufnahmefähig. Hominiden unterschätzen den Entwicklungsdruck, der die Hasenarten befähigt, nach wenigen Monaten den ersten Nachwuchs in die Welt zu setzen und aufzuziehen. So ist auch Humboldt überrascht vom Lerneifer der beiden Tierchen.

„Ob es am Sprachschalldruckpegel liegt?“ fragen sich die beiden gerade, „was denkst Du?“ erscheint die Frage auf dem Bildschirm.

„Wichtig scheint uns auch folgende Definition der sprachlichen Kommunikation: Übertragung oder Austausch von Informationen zur Verständigung zwischen Menschen über Mitteilungen mittels gesprochener Sprache auch unter Mithilfe von Mimik und Gestik.

Ob die Kaninchen es wohl schaffen, mit Menschen zu kommunizieren?

Sprachkommunikation ist daran gebunden, dass Sprecher und Hörer die gleiche Sprache sprechen und somit sich auch verstehen können.

Vergeblich suchen die Zwergkaninchen nach einem Hinweis auf die gebotenen Kommunikationsfrequenzen und die optimale Sprechgeschwindigkeit. Sie haben beobachtet, dass jüngere Menschen um ein Vielfaches schneller reden als ältere. Wilhelm von Humboldt kann der Rede eines Zehnjährigen kaum mehr folgen. Die Kommunikationsfrequenz der Kaninchen ist nur für Kleinkinder vernehmbar.

Ob die DIN auch zur Hörsamkeit in großen Räumen gilt, etwa für den Bundestag? Und wie hörsam fühlt sich ein verzweigter Kaninchenbau im sandigen Schlossgrund an? Der größte Menschenraum, den die Kaninchen sich vorstellen können ist der Souverän, wie kann man sich denn in einer Volksstimme Gehör schaffen?

Halt, halt! möchte Humboldt einwerfen, ihm purzelt alles zu schnell durcheinander, und er greift zur Tastatur, um die Kaninchen zurechtzuweisen... Im Schwarmintelligenz-Modus können wir Gedanken lesen, funken ihn die Kaninchen an. Das dürft Ihr nicht, denkt Humboldt empört. Aber es ist unsere Natur, funken die Kaninchen.

Niemand will Euch hören, denkt der große Lehrer Humboldt abwehrend, ihr seid uns nicht ebenbürtig, ihr seid so klein und wisst zu wenig! Aber wir sind schnell, denken die Kaninchen, das ist unsere Stärke. Euer Wissen liegt in der Vergangenheit, unser Ziel liegt in der Zukunft, dahin kommen wir gut mit leichtem Gepäck. Ihr seid so schwach! möchte Humboldt ausrufen. Aber wir sind todesmutig und frei, hört Humboldt noch.

„Der Mensch ist die Krone der Schöpfung!“ bricht es aus Humboldt endlich hervor, es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wie er die beiden Kaninchen jetzt anherrscht. „Warum wollt ihr das in Frage stellen? Ihr findet bei den Menschen doch alles was ihr braucht!“

Die Kaninchen möchten eine Partei gründen, PdV soll sie heissen: Partei der Vegetarier. Und sie wollen eine Koalition mit den Walen verabreden, die von Zeit zu Zeit auf die Berliner Insel stürzen. Sie haben die feste Hoffnung, dass sie die freundlichen Wale dazu gewinnen können, wie tröstende weiße Wolken am Himmel über der Insel zu schweben.

Humboldt stöhnt und schüttelt den Kopf, die Kaninchen sind ihm zu naiv. Er weiß nicht, dass sie schon Bilder im Kopf haben: Graf Zeppelin und seine walförmigen Luftschiffe.

Die Kaninchen lieben auch den Hai. Aber sie gehen vorsichtshalber nicht schwimmen, Haie sind keine Vegetarier.

Hier endet der 20. Eintrag: Dieser Blog ist fiktiv und getrieben von automatischer Niederschrift. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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