Offene Mitte Berlin

Offener Brief Seit Jahren werden Bebauungsstudien für die prominente Freifläche zwischen Fernsehturm und Spree diskutiert. Siegt die Vernunft oder droht weitere Verschlösserung?

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Die Kuppel des noch unfertigen Berliner Stadtschlosses
Die Kuppel des noch unfertigen Berliner Stadtschlosses

Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images

Unter dem Slogan „Alte Mitte – Neue Liebe?“ hat die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in diesem Jahr einen mehrstufigen Bürgerdialog auf den Weg gebracht, heute folgt eine weitere Veranstaltung, das dritte Fachkolloquium. Wird der Bürgerwille durch das Verfahren zutreffend erfasst? Siegt die Vernunft oder droht weitere Verschlösserung? Eine Gruppe von Teilnehmern hat sich vorab geäußert.

Offener Brief an die Auftraggeber und Ausrichter der Stadtdebatte „Alte Mitte - Neue Liebe?“

Wir begrüßen das Dialog-Verfahren „Alte Mitte – neue Liebe?“ zur Zukunft des Freiraums zwischen Fernsehturm und Spree. Die Senatsverwaltung und die Entscheidungsträger der Politik zeigen mit diesem Verfahren, dass sie die Weichenstellung für die Zukunft dieses markanten Gebiets in der Mitte Berlins unter Einbeziehung einer breiten, engagierten Stadt-Öffentlichkeit vornehmen.

Wir haben uns als Teilnehmer des Verfahrens mit Bedeutung und Funktion des Ortes befasst und viele interessante Ideen zur Nutzung und Gestaltung des Areals diskutiert. Die Veranstaltungen ermöglichten uns, einen Überblick über die Positionen und Motive der Beteiligten zu gewinnen. Im Laufe des Verfahrens haben wir uns zu einer Gruppe von Bürger*innen zusammengefunden, die das grundsätzliche Interesse an dem Erhalt und an der qualitativen Aufwertung des Freiraums teilen.

In allen Modulen der ersten Phase der Stadtdebatte zeigte sich eine deutliche Tendenz für den Erhalt des öffentlichen Freiraums. Dies bestätigte sich auch im Halbzeitforum am 5. September. Die Mehrheit der Teilnehmer hat sich per TED-Abstimmung für eine Freihaltung des Gebietes und den Erhalt der Grünflächen ausgesprochen. Zur Wahl gestellt waren 15 Thesen, die sich aus der ersten Dialogphase ergeben hatten. Mehrheitliche Unterstützung fanden jene 11 Thesen, die den Erhalt der öffentlichen Widmung und eine Qualifizierung der freiflächenorientierten Nutzungsvielfalt einforderten wie etwa:

These 1: Ort für alle

These 5: Die Mitte als öffentlicher, nicht kommerzieller Raum

These 8: Spree erleben/ Wasser in der Stadt


Irritiert hat uns allerdings der auf dem Halbzeitforum zu erkennende Versuch, die Abstimmungsergebnisse zu relativieren. Wir appellieren deshalb an die Auftraggeber und Ausrichter, das bisherige Verfahren ernst zu nehmen und das klare Meinungsbild aus der ersten Phase der Stadtdebatte als Vorlage für die weitere Arbeit zu nutzen. Dies wäre ein Ausdruck von Respekt und Vertrauen gegenüber den engagierten Bürger*innen und würde dazu beitragen, die Motivation und das Engagement in der Stadtdebatte zu erhalten.

Wir erwarten, dass die Vertiefung des Dialogs wie versprochen im weiteren Verfahren auf Basis der mehrheitlich befürworteten 11 Thesen erfolgen wird. Diese sind zueinander anschlussfähig. Auch wenn sie unterschiedliche Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge beinhalten, können sie einander ergänzen. Es ist eine interessante Herausforderung, die dahinter stehenden Ideen miteinander in Einklang zu bringen. Damit können Grundlagen der Gestaltung entwickelt werden, die eine breite Zustimmung in der Stadtgesellschaft finden und als Entscheidungsvorgabe für das Abgeordnetenhaus dienen.

Wir wenden uns schließlich gegen Bestrebungen, das Dialog-Verfahren durch die Schaffung neuer Gremien oder Foren zu konterkarieren. Die an alle Bürger*innen ergangene Einladung zu demokratischer Mitgestaltung sollte nicht widerrufen werden.

Berlin, den 27. September 2015

Andreas Böttger, BA Kulturwissenschaften

Axel Zutz, Dipl.-Ing. Landschaftsplanung, Garten- und Planungshistoriker

Bernd Krüger, Dipl.-Ing., Gartenhistoriker

Carola Bluhm, Soziologin MdA

Ernst Wolf Abée, Architekt SRL

Hanna Rohst, B.sc. of architecture

Markus Wollina, Soziologe und Historiker

Martin Reents, Raumplaner SRL

Matthias Grünzig, Journalist

Reinhard Linde, Diplom-Historiker

Steffen Pfrogner, Stadtplaner Architekt

Theresa Keilhacker, Architektin

Stadtdebatte Berliner Mitte 2015

Drittes Fachkolloquium

Ort: Berliner Verlag, Karl-Liebknecht-Straße 29, 10178 Berlin
Zeit: 28. 09.2015, 17 - 21:00 Uhr

Link zur Stadtdebatte:

http://stadtdebatte.berlin.de/

Link zur Veranstaltung:

http://stadtdebatte.berlin.de/#href=%2Fdrittes-fachkolloquium&container=%23main-content

Link zur TED-Abstimmung

http://stadtdebatte.berlin.de/sites/default/files/mediathek/halbzeitforum_-_ted-ergebnisse.pdf

Blick in die Presse

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/debatte-zur-historischen-mitte-berliner-finden-mitte--oede-und-beaengstigend-,10809148,30470570.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/historische-mitte-in-berlin-architekten-bezeichnen-buergerdialog-als-farce/11903358.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/steinwueste-oder-statuen-in-berlin-mitte-ueberall-kopfsteinpflaster-so-sieht-der-neue-schlossplatz-aus/11905868.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/streit-um-die-alte-mitte-in-berlin-alte-mitte-in-berlin-sinnlose-verschwendung-oeffentlicher-mittel/12068702.html

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berlins-historische-mitte-buergerdiskussion-um-den-neptunbrunnen,10809148,31720488.html

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/stadtdebatte-in-berlin-berliner-wollen-keine-historische-mitte,10809148,31731292.html

Blick zu den Startlöchern

http://planungsgruppe-stadtkern.de/aktuelles/

http://stadtdebatte.berlin.de/sites/default/files/mediathek/Berlin_auf_der_Suche_nach_dem_verlorenen_Zentrum_Bodenschatz.pdf

Nachtrag zum Nachtrag vom 03.05.2013:

Hinter uns liegen die Chronolysen (in vier Akten)... die Timeline im Blog archinaut: ist inzwischen justiert. Dieser Blog berichtet aus Deiner Welt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Öffne Deine Augen.

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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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