Pompa übt Fluchhafen

Desperate Despoten: Heute mit einer fröhlichen Landpartie in den märkischen Flugsand

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Frohgemut treibt der Berliner Despot Wow I. seine Sänftenträger durch die südlichen Niederungen der Hauptstadt gen Schönerflieg.... heute ist die Riesen-Party angesagt, auf die er seit zwanzig Jahren gewartet hat! Der neue Fluchhafen öffnet die Schleusen seiner Check-Inns, Lounges, Lobbies, Duty-Frees, Hangars und Foyers, versprochen ist eine Riesensause, stilecht gesponsert von den globalen Lobbyisten, die besonders gut im Lobbytop der Fluchhäfen gedeihen.

Unserem beliebten wie beleibten Despoten wird auf seinem samtenen Schleudersitz ganz warm ums Herz, und zärtlich kitzelt er die schwitzenden Sänftenträger mit seiner ledernen Peitsche, sanft aufmunternd, um sie an seiner frühlingsleichten Despotenfreude teilhaben zu lassen... ja, heute wird er eine schmissige Eröffnungsrede halten, damit er wenigstens an diesem wundervollen Tag den stressigen Ärger um sein permanent unterfinanziertes Schlossbauvorhaben in der Hauptstadt vergessen kann!

Endlich werden die Touristen einfliegen und Geld aller Sorten in die Arm-aber-Sexy-Stadt spülen..... (Wow I. stellt sich dabei so was wie eine Tsunami-Flutwelle vor, wenn auch aus leichten, bunten Papierscheinen.... ein unvergesslicher Tag für die goldene Chronik des Hauses PreußischWow!, das unser Despot mit seiner huldvollen Herzensfreundin Marie-Antoinette gründen will...)

Als er in die letzte Zielgerade einbiegt, wundert er sich zwar kurz, dass ihm viele festlich gekleidete Menschen mit enttäuschten Mienen entgegenkommen. „Vielleicht haben sie kein Ticket mehr bekommen?“ denkt Wow I. und freut sich insgeheim, dass die weitläufigen wiesengrünen Fluchhafenfelder offensichtlich schon bis zum Überfließen von unübersehbaren Menschenmengen bevölkert werden.... so viel Party war nie!

Der Despot zückt sein perlmuttgeschmiedetes Drei-Ton-Handy und wählt die Nummer von Drillmeister Pompa, seinem obersten Bausekretär: „Wo finde ich Ihre Wendigkeit, Meister?“ brüllt der saftig schaukelnde Despot in das Mobilphone, wo ist der Balkon, von dem ich meine glanzvolle Rede halten kann?“ Das Schweigen am anderen Ende irritiert ihn, er wiederholt seine Frage mit doppelter Lautstärke... keine Antwort, nur ein verwirrendes, völlig deplaziertes Meeresrauschen.... dann ein Lallen, ganz fern:“... sssssgipp kaain Blkonnn, Chefff,“ merkwürdig, denkt der Despot, das Handy ist ausgetickt.... wo aber ist der Fluchhafen?

Die Sänftenträger durchqueren vollreife Rieselfelder und versinken weiter südwärts bis zu den Knien im märkischen Flugsand, die Geschwindigkeit der Fortbewegung sinkt gegen Null... im Stillen verflucht er jetzt den Tag, da der Inselstatus verloren ging, diese südliche Steppen haben irgendwas Asiatisches, was Fremdes, Europa endet am alten Stadtstrand von Westberlin, denkt er noch... der Despot intensiviert umgehend das zärtliche Peitschenkitzeln... wo aber ist der Fluchhafen? Wo ist Schönerflieg?

Da drüben steht Pompas Jaguar-Rikscha, irgendwo in der Nähe muss er sein.... Eigenartig, denkt Wow, diese Livrierten überall, die große Glastüren in die sandige Gegend halten, total krasser Art-Event... oder ein gesponserter Marketing-Gig? „Wir kommen näher, wackere Sänftenschaukler!“ feuert er die schwitzenden Jungs an.... ein paar versprengte Partygäste springen zur Seite....

.... drüben drängelt sich eine Menschentraube, ja, unser Despot traut seinen Augen kam: schwer schwankend führt Bausekretär Pompa eine Gruppe von Besuchern über die windige Wüstenei und erläutert... ja, was eigentlich: „Ssssie seen da drümmm dennnoin Tauwerr förr de Fluchloootzen...“ Pompa deutet in das verhangene Nirwana dicht über dem märkischen Horizont, Richtung Taiga, wo wenig zu sehen ist bis auf ein paar Livrierte mit Glastüren, offensichtlich ist Pompas Party bereits sehr, sehr weit fortgeschritten...

Die Begegnung eines waschechten Despoten preußischer Abstammung mit einem über die Maßen betrunkenen Bausekretär führt nach Freisler von Knigge zur sofortigen standrechtlichen Enthauptung mit der essiggetränkten Nilpferdpeitsche... aber unser welterfahrener Despot vermutet, dass nur Pompa ihm das Geheimnis des Fluchhafens erklären kann, und so verhüllt er die Seiten der Sänfte, damit er dem unwürdigen Treiben nicht zusehen muss. Nur durch einen schmalen Spalt des Goldbrokats blinzelt er noch, um keine Sekunde des schrecklichen Schauspiels zu verpassen....

„Verlasssn wia jetss Rrrrolllbaahn Beee!“ ruft der Bausekretär mit der ganzen Wucht seiner drei Promille: „...kommn Se mitt mia in die Suuuperfly-Launsch! Dasss earsse Gtrennnk geeeht auffes Hausss!“ Die Gruppe schiebt sich zu einem der livrierten Glastürhalter, und bevor Wow noch versteht, was geschieht, dreht der Livrierte die schwere Glastür, damit die heitere Gruppe dicht an der Tür passieren kann... was bedeutet das? Das ganze Feld ist frei bis auf einige mobile Bartresen unter Strohschirmen und die Glastüren mit ihren livrierten Bedienern! Mit dem rechten Auge durch den Goldbrokat blinzend folgt Wow I. der Gruppe von Tür zu Tür über das sandige, windzerfahrene Feld, dann lässt er seine Sänfte neben Pompas Jaguar-Rikscha abstellen, um auf den obersten Bausekretär zu warten.

Nach einer guten Stunde kehrt Pompa vom Rundgang zurück und stutzt kurz, als er die brokatgeschlossene Sänfte erkennt. Mit letzter Kraft wirft er sich in seine Rikscha und schläft sofort ein.

Wow lässt ihn von seinen Sänftenschauklern wecken, weil er ihm ein paar sehr unangenehme Fragen zu stellen hat:

„Wo ist der Fluchhafen, Bausekretär Pompa?“ Wortlos weist Pompa mit seinen Armen wild flügelnd in alle Richtungen: „...sss noch nich ganz feattig, feeehln nochn paaa Betonnnwännnde.... paaa Glaaswännnde, Rollltreppn, Branschutttzklappn, die Kloooos, aaaber man kann alllles schonnn gannnz guuut erkenn, grandiooos, eine gantzze Schtatt füa Fluchtuuuristen!“

„Wollt Ihr damit sagen, dass die Milliarden Golddukaten der Grauen Frau nur für ein paar Glastüren gereicht haben?“ Im Gesicht des Despoten ist deutlich zu erkennen, dass er die Befragung gerne der essiggetränkten Nilpferdpeitsche überlassen würde: „Fasse Er sich endlich!“

Der Befehlston mit leicht blutrünstigem Unterton ernüchtert den Bausekretär schlagartig... jetzt redet er um sein Leben:

„Für Euer Schloss üben wir hier, Hochwohlvergorener Despot Wow!“ bricht es aus ihm hervor; „wie bewegt man sich durch ein virtuelles Gebäude, wenn das Budget nicht gereicht hat.... diese Party ist unsere große Chance, Chef! Wir können ausprobieren, ob das Blendwerk funzt!“

„Woher sind die Livrierten? Ich kenne die Livrees nicht!“

„Die habe ich ausgeliehen von der Bunten Agentur, zwei neue Berufsbilder haben wir entwickelt, Türsteher und Türdreher!“

„Was ist mit den Milliarden passiert, Bausekretär?“

„Nichts ist verloren, großer Despot, alles ist noch da, Ihr wisst doch, dass die Mittel für Verkehrsprojekte reichhaltig ausgekehrt werden... das Geld habe ich einfach im Schlosstresor gesichert! Das bin ich meinem Spitznamen schuldig... nennt man mich doch den Großen Pumpa*!“

* pumpen: Berliner Ausdruck für „leihen“


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Hier endet der 310. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

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