Schilling ruft an..... er klingt lebhafter als sonst:
Hast Du schon gehört, die Wohnanlage in Thale wird genehmigt.... Mann, das wird ein richtig großer Auftrag für uns, der Arbeiterbund kann über den Bundesverband richtig viel Geld organisieren, hat mir Herr Wohlthat verraten.... und die Bürgermeisterin ist zufrieden, wenn sie den alten Kindergarten endlich los wird! Ihr müsst jetzt sofort den Bauantrag vorbereiten.... das heißt, hast Du denn überhaupt noch jemanden zum Zeichen?
Keine Sorge, erwidert der Architekt, ist alles gut vorbereitet, kriegen wir hin, Maik Peters fragt fast jeden Tag nach, Frau Müller kommt stundenweise, die Bauzeichnerin.... außerdem ist das Büro nicht insolvent..... oha, denkt er sofort, da muss ich jetzt schnell was nachschieben.... wobei eine Insolvenz ja nicht hinderlich sein muss, sieht man ja bei Euch, bei der BauUnion.....
Schilling schnauft.... ist scheiße genug, glaub’s mir, grummelt er misslaunig, wir hoffen, dass wir in diesem Jahr rauskommen... das Turmzimmer musst Du aber weglassen, das versteht keiner hier.... Thale liegt doch nicht am Meer, für einen Leuchtturm gibt keiner Geld!
Ist doch erstmal nur ein bisschen Farbe, ich werde den Entwurf der Bügermeisterin und dem Geschäftsführer des Arbeiterbunds noch einmal erläutern, bietet der Architekt an...
Wie Du meinst, beendet Freund Schilling das Telefonat etwas schmallippig, Ihr habt drei Wochen Zeit, den Bauantrag fertig zu stellen, sagt Herr Wohlthat... Der Auftrag geht heute oder morgen an Dich raus, mit Terminstellung!
Es klickt in der Leitung.
Der Architekt lässt den Hörer sinken, sein Blick wandert aus dem Fenster in das junge Jahr, über die weißbestäubte Wiese zur Wilden Bode hinüber, winzige Schneestäubchen kreuzen nahezu unsichtbar durch die klare Januarluft, dahinter blinken eilige Eisschollen im Lauf der Bode, oben im Harz schmilzt der Winter schon.... was mag das neue Jahr wohl bringen....? denkt er noch.
Was wollte Schilling denn? fragt Kristin Radomsky, sie jongliert gerade die Zahlenkolonnen für den Jahresabschluss.... das Arbeitsamt hat noch keinen neuen Job für sie.
Wir sollen den Bauantrag für das Seniorenwohnheim in Thale fertig machen, antwortet er langsam.
Na endlich, freut sich Kristin Radomsky, dann geht es ja weiter mit der Bauprojekt! Sie schaut kurz vom Bildschirm zu ihm, und muss lachen: Nein, nein, keine Angst, für mich ist das Kapitel Bauprojekt vorbei... Ihr braucht hier keine Buchhalterin, mit drei, vier Architekten ist das Gehalt für eine Buchhaltung gar nicht zu erwirtschaften.... das weiß ich doch.
Betont fröhlich wendet sie sich wieder zum Bildschirm an die verflixten Zahlen, das letzte Jahr hat tiefe Spuren in den Büchern hinterlassen.... die Unterlagen müssen zum Steuerberater für die Aufstellung der Bilanz.... am liebsten würde sie jetzt laut pfeifen....
In diesem Moment ruft Maik Peters wieder an.
Hier endet der 356. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
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Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
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Kommentare 15
Thale liegt nicht am Meer. Das ist auch, was mit hier
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/82/N%C3%BCrnberg_panorama.jpg/320px-N%C3%BCrnberg_panorama.jpg?uselang=de
am meisten fehlt. Es gibt die Fränkische Schweiz in der Umgebung, aber keine
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a1/Henne_Strand_bei_Sonnenuntergang.jpg/320px-Henne_Strand_bei_Sonnenuntergang.jpg
Küste. Aber, was will ich machen.
Schön, dass es wieder Hoffnung gibt.
beste Grüße, hd.
Oooh, lieber hardob,
Du entzückst mich:
ein Kommentar mit zwei Bildern...
was will man Meer ;-))
Schön, dass Du vorbeigeschaut hast!
Herzlichst
archie
PS.: Bist Du sicher,dass Thale nicht am Meer liegt....?
https://www.freitag.de/autoren/archinaut/leuchtfeuer-von-thale
Da werden Erinnerungen wach. Mühsam durch den Nebel nach oben und dann als Belohnung das:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1c/Nebelmeer_Mittelland.jpg
Ich wünsch Dir einen herausragend schönen Tag mit vollem Überblich.
Beste Grüße, hd
Böhmen liegt am Meer
Sind hierorts Häuser grün, tret ich noch in ein Haus.
Sind hier die Brücken heil, geh ich auf gutem Grund.
Ist Liebesmüh in alle Zeit verloren, verlier ich sie hier gern.
Bin ich's nicht, ist es einer, der ist so gut wie ich.
Grenz hier ein Wort an mich, so laß ich's grenzen.
Liegt Böhmen am Meer, glaub ich den Meeren wieder.
Und glaub ich noch ans Meer, so hoffe ich auf Land....
Das ist der Beginn von "Böhmen liegt am Meer" von Ingeborg Bachmann.
Der Rest ist hier zu finden. Es gibt viele Interpretationen, aber die ganze Thale-Turm- und Leuchtfeuergeschichte, sofern ich sie verfolgt habe, hat auch was von diesem wunderbaren Gedicht.
Es geht weiter, juchu!
Schön ! Da sind ja wirklich Inseln! ;O)
Lieber ARCHIE,
was der Maik Peters nur will? Es bleibt spannend beider Bauprojekt! Vielen Dank für den schönen Roman! Vielleicht ist das auch ein Zeichen der Hoffnung für Arbeitslose, die Hoffnung nichaufzugeben?
Herzliche Grüße
por
Lieber Hardob,
was für eine einzigartige Gipfelstimmung...
wo mag das Bild nur aufgenommen sein...?
Vielen Dank für den herausragenden Überblick!
Herzlichst
archie
Vielen, herzlichen Dank, kluge Magda,
für diesen Hinweis bin ich sehr dankbar.
Nicht nur wegen
Liegt Böhmen am Meer, glaub ich den Meeren wieder.
Und glaub ich noch ans Meer, so hoffe ich auf Land.
das ist schon klasse,
nein, der Wikipedia Link hat mich gleich in eine andere Welt entführt
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmen_am_Meer
ja sogar in fiktive Universen.....
http://de.wikipedia.org/wiki/Fiktiver_Ort
In der Kreuzberger Bergmannstrasse gibt es ein
Kaffee am Meer
http://www.kaffeeammeer.de/location.htm
bestimmt wurde es von böhmischen Matrosen gegründet...;-))
Allerherzlichste Grüße
archie
Liebe S. Steinebach,
freue mich sehr über Deinen/Ihren Besuch hier!
Herzlichst
archie
Lieber por,
Spannung ist das halbe Leben
(könnte vom weisen Konfuzius sein, oder ?-))
... hilft bestimmt auch gegen Hoffnungslosigkeit!
Herzlichst
archie
Ja, nicht wahr? Das ist wirklich ein Wahnsinnsgedicht. ?
"bestimmt wurde es von böhmischen Matrosen gegründet...;-))"
Klar, immerhin ist "Ahoi" in Böhmen der Alltagsgruß wie im Norden "Moin, moin".
Gruß allerherzlichst
von Magda
Ja, das Gedicht ist toll,
wenn auch in mancher Wendung dunkel....
dich hab ich sie bestanden, ein um das andre Mal
habe ich zum Beispiel nicht verstanden,
was mag es wohl bedeuten in diesem Zusammenhang:
Und die zum Weinen sind. Und irrt euch hundertmal,
wie ich mich irrte und Proben nie bestand,
dich hab ich sie bestanden, ein um das andre Mal.
Wie Böhmen sie bestand und eines schönen Tags
ans Meer begandigt wurde und jetzt am Wasser liegt.
In der letzten Zeile liegt vielleicht ein Druckfehler vor,
gewiss wurde Böhmen von der Bachmann begnadigt...?
rätselt archie
und grüßt Dich herzlich!
PS.: und vielen Dank, liebe Magda,
dass Du mich mit mit Deinem Kommentar auf eine neue Fährte gebracht hast:
Wie das Ahoj nach Böhmen kam
Tatsächlich geht die Verbreitung des Grußes auf die zwanziger Jahre zurück, als das Kanufahren unter tschechischen Jugendlichen und Studenten enorm populär war. Die Kanuten, die in Ferien und Freizeiten auf den südmährischen und böhmischen Flüssen unterwegs waren, bildeten eine Art Wandervogelbewegung. Sie kochten an Lagerfeuern und übernachteten in Indianerzelten; manche nannten sich sogar „trempi", Tramps. „Ahoj" - gesprochen mit lang gezogener zweiter Silbe: „A-hoooooj!" - war ihre identitätsstiftende Anrede.
So wird die Geschichte des „Ahoj" zur Sozialgeschichte. Mit ihrem Sport bildeten die Kanuten eine romantische Opposition gegen das spießige tschechische Bürgertum, vor allem aber gegen die verzankten Prager Politiker. Die regierten seit dem Zusammenbruch der k. u. k. Monarchie selbst; über ihre Propaganda für eine Rückbesinnung auf tschechische Traditionen gerieten sie schnell in einen dumpfen Antimodernismus. Der passte so gar nicht zur Aufbruchstimmung der Jugendlichen - die prompt einen als „international" und schick empfundenen Gruß kultivierten.
http://www.mare.de/index.php?article_id=2624
Klingt irgendwie "piratig"....;-))
http://www.youtube.com/watch?v=2jR5bQ_Q10o
Liebe Grüße
archie