Schlossfreiheit III - Auf der Suche

Vom Bauen: Wir müssen die Steine zum Reden bringen

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Dieser Blog kommt aus der Zukunft. 30.08.20?? „Ganz offen muss dieser Ort werden, ein ruhendes Haus wie ein leeres Gefäß, ein Luftschloss für den maßlosen Atem der Ewigkeit, ein Bau um die Voids, so haben wir es im Jüdischen Museum genannt, gebaut aus den blinden Stellen der Berliner Geschichte, unsere Gedanken bei jenen Unerreichbaren, die in den Tod gehen mussten, in das Vergessen, ein Memorial für die Verlorenen, für die Opfer und für den Mut, sich immer wieder zu erheben!“ Daniel Libeskind ist auf die Schlossfreiheit gekommen, die Architekten stehen auf dem erhöhten Plateau und kommentieren die Baustelle.... auch am Sonntag pulsiert Lärm über den Schlossplatz.

Rem Koolhaas widerspricht: „Ein Fusionsreaktor sollte es werden, dicht gestopft wie eine schwarze Sonne, Kernschmelze des preußischen Kaiserreichs, aber auch ein glühendes Herdfeuer der sozialistischen Utopie, Tempel der tausend Archive, ein Labyrinth der deutschen Seelen mit ihren Folterkammern und Himmelsweiden, mit allen Versen, allen Dramen, allen Klängen, allen Bildern, allen Schätzen der Welt, ein deutsches Jerusalem komprimiert und verdichtet in einem SUPERSTADTKLOTZ!“ Rem hat ein feines Gespür für die durchschlagende Wirkung der deutschen Sprache. Sein Thema culture of congestionerobert er mit dem BLITZKRIEG der dialektischen Montage: there is nothing left between chaos and celebration!

Auch Oswald Mathias Ungers wird auf der Schlossfreiheit begrüßt, der strenge Deutschmeister der modernen, rationalistischen Architektur. „Ein Haus ohne Eigenschaften.....eine Agora der cartesianischen Geometrie...“ murmelt er „das Quadrat als Antwort auf die letzten Fragen!“ „Damit habt ihr vor langer Zeit die Menschen aus euren kalten Hallen vertrieben, und heute fragt niemand mehr nach eurer Meinung...“ ermahnt Jünger mit leisem Spott.

„Wenn die Deutschen sich nur selbst und ihre Ideen ein wenig wichtiger nähmen und nicht so fürchterlich vorsichtig wären,“ wirft Rem jetzt ein, „lieber OMU, erinnerst Du Dich noch daran, wie wir mit Hans Kollhoff ein grünes Städtearchipel für Berlin vorgeschlagen haben, das Projekt hieß „Stadt in der Stadt“... Damals verflüchtigte sich die Bevölkerung von West-Berlin, der Wald sollte die Westberliner Insel in einen Schwarm von Stadtschollen verwandeln, mit den einprägsamsten historischen Monumenten und Strukturen als Katalysatoren verteilt über die Fläche der Mauerstadt!“

„Ihr schaut in die Vergangenheit, liebe Freunde, „ formuliert Mies behutsam einen neuen Pfad, „dort finden wir Fragen, die auch heute noch nicht beantwortet sind: Wir haben über Küchen und Bäder gesprochen, aber haben wir jemals oder durften wir jemals über ein Äquivalent für das Brandenburger Tor reden? fragte Colin Rowe 1981 bei einem IBA-Hearing im Reichstag...... Wie kann es Gerechtigkeit geben, wenn nicht alle mitreden? Wie kann der Bau geordnet werden, dass alle teilhaben können?“

„Der moderne Architekt ist Organisator der Wahrnehmung des Raumes und der Raumformen, so haben wir in der Moskauer Schule unseren Auftrag definiert,“ wirft El Lissitzky in die Debatte.

„Wir müssen die Steine zum Reden bringen!“ zieht Mies seine Schlussfolgerung, „dieser Ort muss den Menschen etwas ganz eigenes erzählen, was sie nur an dieser Stelle finden möchten!“

„Lasst die Steine träumen!“ fordert El Lissitzky ungeduldig.

Peggy ist gerade vom archinaut: herübergekommen, um zu sehen, ob die Achinauten eine Lösung gefunden haben: „Diskutiert ihr wieder über die geheimnisvolle Beziehung zwischen Menschen und ihren Häusern? Denkt ihr immer noch über ein anderes Schloss nach?“

Berlin ist gar keine Stadt, sondern Berlin gibt bloß den Ort dazu her, wo sich eine Menge Menschen, und zwar darunter viele von Geist, versammeln, denen der Ort ganz gleichgültig ist; diese bilden das geistige Berlin...so heißt es bei Heine, chère Madame,“ zitiert Jünger den fernen Freund aus früheren Tagen.

Die Zwergkaninchen Happy und Nele toben ausgelassen über den Rasen und durchwühlen die Erde an verschiedenen Stellen. Mies wird aufmerksam und beobachtet die beiden jetzt etwas genauer..... er folgt ihnen sogar und prüft ihr Werk, schließlich fängt er an zu graben, wo die Kaninchen gerade gescharrt haben. Als er zurückkommt, zeigt er, was er gefunden hat: „Erstaunlich....sie haben etwas von einer anderen Spezies gelernt, unsere Kaninchen vergraben Nüsse wie die Eichhörnchen! Das bedeutet ganz gewiss: ein harter Winter steht vor der Tür!“



Hier endet der 33. Eintrag: Dieser Blog ist fiktiv und getrieben von automatischer Niederschrift. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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