Vor der Schwarzen Mühle

Ostharz: .... still und friedlich unter der Sonne - ein Roman in Fragmenten

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Rechts weite Ackerflächen, links etwas wie Gehölze, vielleicht ein Wald. Bisher ist er an der Einmündung immer achtlos vorbei gefahren: Hotel Schwarze Mühle 300 m steht auf einem verbeulten Blechschild, diesmal biegt er von der Bundesstraße nach links ab, folgt dem asphaltierten Weg, an einer scharfen Linkskurve liegt ein verkommenes Gehöft, direkt dahinter führt der Asphaltweg über den Bach, der in lockeren Gruppierungen von Bäumen und Gehölzen gesäumt wird. Die Ränder des kurzen Damms sind kniehoch mit einer Mauer eingefasst, damit man bei Dunkelheit nicht versehentlich in den Bach manövriert, die beiden Mauerköpfe sind mit einer rostigen Kette verbunden: Privat! Kein Durchgang!

Sie müssen vorsichtig sein, erinnert er sich: vor dem Bach liegt ein Hof, da züchten die Nachbarn große Hunde... und der Mann ist als Jäger registriert, er hat ein Gewehr....

Alles liegt still und friedlich unter der Sonne, wie ausgestorben... denkt er. Ob Frau Schwarzmüller noch in der umgebauten Mühle wohnt? Über dem Vorplatz liegt ein feiner grüner Schleier, Unkraut ist aus den Pflasterfugen aufgeschossen.... die rostige Kette ist lange nicht mehr bewegt worden.... an der Turmkante grüßen senkrecht fünf große Lettern H-O-T-E-L weit in das flache, grüne Land, aber das H ganz oben hat der Wind schon zur Seite gedrückt.... verschossen das Schild Zimmer frei hinter einem kleinen Fenster.... Hier wohnt keiner mehr, denkt er, der Landkreis wird das Geld nie zurückbekommen.

Die Hotelzufahrt war durch das Bachbett geschüttet worden breit wie eine Straße, für das Wasser hat der verblichene Hotelbesitzer vier Rohre gezogen, die zu eng sind, wenn der Schnee oben im Harz schmilzt. In den letzten Wochen hat Bauleiter Grau die Kostenschätzung überprüft. Im Büro haben sie auch nach einer Alternative gesucht, eine einfache, schmale Brücke entwickelt, aber die Baukosten wären noch höher geworden.

In seiner Tasche klingelt das Mobiltelefon, Kristin Radomsky ist dran:

Aus Wernigerode ist ein Fax gekommen! meldet sie aufgeregt, wegen der Schulsanierung! Das Büro soll sich in zwei Wochen vorstellen! Wir haben noch nie einen Auftrag in Wernigerode bekommen!

Herzlichen Glückwunsch, sagt er in das Telefon, dann weißt Du jetzt, warum Du Dich seit Monaten mit den Bewerbungsunterlagen herumärgern musstest...

Fast fünfzig Bewerbungen haben wir bis jetzt rausgeschickt! beschwert sie sich..... wird aber auch Zeit, dass wir dadurch mal einen neuen Auftrag kriegen!

Es wird überhaupt dringend Zeit, dass wir einen neuen Auftrag kriegen,denkt er, das Honorar für diesen kleinen Damm hier reicht keinen Monat, wir arbeiten aber bestimmt vier Monate dran... und er überlegt schon, wer dran arbeiten soll.... bei diesem kleinen Projekt können wir Planung, Ausschreibung und Bauleitung nicht trennen, am besten muss ein Mitarbeiter das Vorhaben durch alle Leistungsphasen bearbeiten denkt er.

In der Regel werden im VOF-Verfahren drei Büros eingeladen, Kristin, sagt er laut in das Gerät, wir müssen das Team präsentieren und einen ersten Entwurfsansatz.... also liegt noch eine Woche unbezahlte Arbeit für die Akquise vor uns.... Stell mich jetzt bitte mal durch zu Herrn Grau, ich will ihn fragen, ob er sich in den nächsten Wochen um Planung und Ausschreibung der Hotelzufahrt kümmern kann.....

Grau? fragt sie, als habe sie sich verhört.... aber der ist doch kein Planer!

Der Neue soll ihm helfen, Maik Peters....

Wie, gar keiner von den anderen? fragt Kristin Radomsky überrascht.

Kannst Du mich jetzt bitte durchstellen?


Hier endet der 329. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

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