Wie werden wir bauen?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Unter dem Titel Die Inseln der Zukunft erschien im Freitag vom 07.01.2010 eine Würdigung der IBA Stadtumbau 2010, der Internationalen Bauausstellung 2010. Während sich die Hansestadt Hamburg danach den Luxus einer weitgehend marktkonformen, richtungsfreien IBA Hamburg als subventionierte Vermarktungsplattform leistet, müssen wir heute endlich einen Blick in die nächste Dekade wagen: IBA Berlin 2020!

Als letztes aktuelles Ereignis im IBA-Studio vermeldet die Website das Sommerfest 2011, auch wenn die Echtzeit inzwischen eine neue Jahreszahl in den Kalender prägt.... ist der IBA 2020 bereits im Jahr 2011 die Luft ausgegangen? Die letzte Station auf dem Weg zur IBA 2020 endet mit einer Danksagung als Ausblick....

Unter dem möglicherweise semi-ironisch hinterlegten Claim Stadtkapital finden wir immerhin eine Absichtserklärung:

Die IBA Berlin 2020 entwickelt eine städtebauliche Strategie für die Stadt der Zukunft: mehr Qualität, Ausstrahlung und Schönheit, für mehr Chancengleichheit, mehr Energieeffizienz und mehr Beteiligung, das sind Ziele eines nachhaltigen Wachstums in Berlin. Die IBA Berlin 2020 soll dafür zugleich Motor und Versuchslabor sein.

Drei Viren setzte das Versuchslabor bisher in die Welt, die aber nur wenig Ansteckungsgefahr bewiesen: Raumstadt, Hauptstadt, Sofortstadt.

Nicht angesprochen werden die wichtigsten Konfliktfelder des 21. Jahrhunderts: Verteilung des Reichtums, Zerstörung der natürlichen Ressourcen, Konflikte der Generationen, der Ethnien und der Geschlechter.

Abzusehen ist, dass sich die Berliner Gesellschaft exemplarisch für andere Stadtgesellschaften auch weiterhin polarisierend diversifiziert. Neben den überwiegend berufstätigen Erwerbsexistenzen und den unabhängigen, vermögenden Schichten etabliert sich ein soziales Milieu der Urbanen Selbstversorger, die zwar wenig Vermögen einsetzen können, aber über Kreativität und Zeit verfügen, ihre Vorstellungen zu artikulieren und in die städtische Gesamtgesellschaft einzubringen. Möglicherweise erleben wir die Installation eines neuen Drei-Stände-Systems:

Die haben ohne zu arbeiten

Die arbeiten um zu haben

Die nichts haben ohne zu arbeiten

Wie stets in der Geschichte der Stadt kann der soziale Erfolg nur darin liegen, die oft gegensätzlichen Ansprüche an den urbanen Lebensraum zur Klärung der gemeinsamen Ziele zu nutzen.

Mit der Streitschrift In welchem Style sollen wir bauen? kritisierte der Architekt und Architekturlehrer Heinrich Hübsch im Jahr 1828 den erstarrten Klassizismus und warf die Frage in den Ring, die im weiteren 19. Jahrhundert noch viele kluge Geister umtrieb.

Die IBA 2020 muss den Mut haben die Frage zu stellen:

Für wen sollen wir bauen?



Hier endet der 244. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.


Zum Thema auch:

Wie sollen wir bauen?



Next

Back

Klick zum Gästebuch

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

archinaut

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden