Wo ist der neue Schlossprediger?

Desperate Despoten: Schwabenfresser am Prenzlberg

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Oh nein.... schon wieder muss der Berliner Despot Wow I. große Peinlichkeiten in der Morgenpresse lesen:

„Ich habe gegen das Schwäbische und Bayerische nichts, das soll da gesprochen werden, wo sie wohnen, hier in Berlin möchte ich gerne, dass das Berlinerische noch eine Chance hat“, so stümpert sich der Alte Schlossprediger Wolfgang Schwabenfresser gnadenlos durch sämtliche Fettnäpfchen des Lokalkolorits..... es ist zum Alle-Haare-einzeln-ausraufen-und-öffentlich-verbrennen!

„Warum hat die StaSi diese ganzen Zonis bloß freigelassen?“ grollt der Despot wütend und fühlt sich für einen kurzen Moment sehr, sehr müde, denn er weiß, dass er den Alten Schlossprediger nicht einfach enthaupten kann... nein, Wolfgang sitzt noch im Rat der Grauen Frau.

Ein lackierter Lakai dienert sich unter dem Türblatt hindurch, kriecht mit vielfältigen wirren Entschuldigungen durch den Raum, windet sich über die flauschigen Teppiche zum überladenen Frühstückstisch des Despoten und reicht ihm auf einem funkelnden Silbertablett das Diensthandy hoch: „Kretsch, der Schwoabefürscht ischt dra!“ säuselt der Livrierte.... verdammt, hat der Schwabenfresser etwa recht? Haben Berliner keine Chance mehr? Ist das Handy auch schon infiziert.... aus kleinen roten Augen argwöhnt der Frühstücksdespot Übelstes und ist für einen verlockend kreativen Moment versucht, den fürstlichen Anrufer in der Kaffeekanne zu versenken.

Aber die Neugier siegt, Wow zieht den halbseidenen Fehdehandschuh über, greift das blinkende Importprodukt und eröffnet das Gespräch mit einem launigen: „Wie geht’s, alter Schwabe, endlich fertsch mit S21?“

Aber er hat den Anrufer unterschätzt..... wüste, selbstredend vollkommen unverständliche Beschimpfungen dringen wie giftiger Bauschaum aus der Membran und verkleistern umgehend Ohr und Sinn des Despoten.... ob die StaSi die Leitungen nach Schwaben und Bayern nicht besser wieder kappen sollte, denkt Wow angeekelt, wer sagt eigentlich, dass die dazugehören dürfen? Und wo ist eigentlich mein Dolmetscher, überlegt er und seine Gedanken schweifen ab in eine leuchtende, Groß-Berliner Zukunft, in der die Goldbedampfte Alabasterpyramide im Spreebogen den ewigen Ruhm des Hauses PreußischWow künden wird und seine Kinder und Kindeskinder herrlich und in Freuden das wieder aufgebaute Berliner Schloss bevölkern sollen..... da hat es plötzlich „Klick“ gemacht in der Leitung: Das Handy ist jäh verstummt.

Kurz kreischt das kleine Stück auf, durchzuckt von einem gelben Lichtreflex: Schwabenfürst Kretsch hat noch eine SMS abgesetzt: WIR GEBEN KEINEN CENT MEHR FÜR DEIN SCHLOSS!

Sieh an, schreiben kann er deutsch.... denkt Wow ärgerlich, aber auf diese letzte, eindeutige Nachricht muss er jetzt durchreagieren, er ruft SIE an: Die Chefin! Ihren Namen darf ein Sterblicher nicht aussprechen, so mächtig ist ihre Zauberkraft, so geheim ihr Wirkungskreis, wer von ihr sprechen will, flüstert leise von der Grauen Frau.... aber er dringt nicht durch, sondern sein Anruf verendet in den weitläufigen Vorzimmern ihrer unendlichen Macht.

„Schicken Sie IHR eine SMS,“ hochnäselt ein gnädiger E-Sekretär, „aber nicht vergessen: kleine Despoten dürfen maximal 25 Zeichen!“ Für die letzte Bemerkung werde ich ihn eines Tages blutig vierteilen, denkt Wow noch bitter und tippt aber schon eifrig:

KRETSCH KÜNDIGT NATIONAL!

Dann übt er sich in Geduld, er weiß ja, dass die Graue Frau ständig mit allen finsteren Mächten der Welt konferiert, es wird eine Weile dauern, bis sie zurückruft.....

Die Sonne neigt sich schon bedenklich rot in die Horizonte der Spree, als IHRE Nummer auf dem Display erblinkt.

Fluchhafen schon fertsch?“ eröffnet SIE das Gespräch, und Wow sackt das Herz in die Pluderhose.... hat SIE etwa schon mit Kretsch geredet?

„Inzwischen ist das Projekt doch in den Graben gefahren,“ hört Wow I. sich sagen, „die Leute fliegen aus ihren Wohnungen, weil die Mieten durch die Deckel gehen, aber das geht ohne Jumbo und Airbus!“ Was rede ich da, denkt der Despot entsetzt, ich muss mir einen schrecklichen Wahrheitsvirus eingefangen haben.... und der kalte Schweiß kriecht leise stinkend unter seinem wohlsituierten Haaransatz hervor. Die Stimme der Grauen Frau uffzt ganz leise hinter dem Display, die despotierlichen Worte haben SIE offensichtlich schwer überrascht. Und Wow setzt noch einen drauf: „Fliegen ist saumäßig schlecht fürs Klima,“ wo habe ich das nur gehört, denkt der Despot, ich rede mich hier um Kopf und Kragen (er zittert innerlich schon in der Herzgegend), „Wir werden nicht nur ein Nachtflugverbot erlassen, sondern auch ein Tagflugverbot! Wir bündeln jetzt alle Kapazitäten für das Schloss! Im Mai geht’s los!“

„Was bedeutet diese SMS mit Kretsch, die Ihr mir geschickt habt?“ wechselt die Graue Frau jetzt schnell das Thema, und der Berliner Despot erklärt IHR kurz, dass Schwabenfürst Kretsch offensichtlich keinen Beitrag mehr für das Berliner Schloss leisten will, weil Wolfgang Schwabenfresser abfällige Äußerungen über die schwäbischen Landeskinder (und Landesherren) in der Hauptstadtpresse platziert hat.

„Der Wolfgang sitzt in EUREM Rat, Hochwohlgeboren,“ säuselt der Despot, „und so oft hat er alle Stämme der Nation in West und Ost aufgerufen, für das Berliner Schloss zu spenden, für die wichtigste nationale Aufgabe der Republik! Wolfgang ist der tüchtigste Schlossprediger, der hier in unserer Stadt wirkt..... vielleicht könnt IHR mit ihm reden, wenn IHR Kretsch wieder gleichgeschaltet habt?“

„Mit Oetti wär das nicht passiert,“ murmelt die Graue Frau ärgerlich, „Kretsch gehört nicht zu meinen Leuten...“

„Außerdem ich habe Euch längst den neuen Schlossprediger geschickt!“ weist die Graue Frau den Despot jetzt streng zurecht, „den Gauckel Jochen... der ist über Weihnachten noch bei den Heidenkindern in Afghanistan unterwegs, kommt aber bald zurück nach Schloss SchönerBlick! Der soll Euch die Millionen eintreiben, das ist sein neuer Job!“

Wow I. mag den Wolfgang eigentlich ganz gern, die Schwabenfresserei ist zwar eine schlechte lokalpatriotische Angewohnheit, aber sein Bart riecht so schön schmalzig nach Bär.... und so fragt er: „Wolfgang will auch in das Schloss ziehen, wenn es fertig ist, dafür hat er immer gekämpft.... muss ich dann zwei Schlossprediger durchfüttern?“

„Nein, nein, die Lehre von der Wahren Mitte kann nur einer verkünden!“ beruhigt ihn die Chefin, „Gauckel Jochen duldet keinen anderen Prediger neben sich.... der Schwabenfresser ist doch einer von Euren Leuten, lasst Euch was einfallen.... vielleicht hat er Ambitionen auf Kanzlerdurchfallkandidat?“

Wows korruptes Despotenherz macht einen mächtigen Sprung: Seit Jahren bringt er sich selbst zu jedem Walkampf unverdrossen als Kanzlerkandidat ins Gespräch, wenn auch bisher erfolglos: „Kanzler?“ entfährt es ihm ungewollt.

„Bist Du bereit?“ fragt die Graue Frau, IHRE Stimme reibt ganz leise wie trockenes, gelbes Sandpapier..... „Eure Flachpfeifen habe ich bisher noch alle erledigt.“




Nachtrag zum 278. Eintrag vom 08.03.2012:Im Blog archinaut: treibt seit Monaten ein regierungsmüder Despot sein listenreiches Unwesen: Wow I. sehnt sich nach dem neuen Schloss, um mit seiner Herzdame endlich das Haus PreußischWow! in das güldene Buch der Geschichte Berlins einzuschreiben, aber der Schlossbau bleibt von Folge zu Folge chronisch unterfinanziert....

Link zur aktuellen Tagespresse:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/prenzlauer-berg-thierse-verteidigt-sein-gelaester-ueber-schwaben/7573938.html

http://www.sueddeutsche.de/leben/lokalpatriotismus-in-berlin-geschlossene-gesellschaft-1.1563604?null

http://www.tagesspiegel.de/berlin/grossbaustelle-schoenefeld-ber-probleme-nichts-wissen-nichts-sagen/7575362.html

Hier die Chronik der Peinlichkeiten:

Prolog: Kannibal Sarrazin

Hetär der Hedonisten Teil 1

Hetär der Hedonisten Teil 2

Hetär der Hedonisten Teil 3

Hetär der Hedonisten Teil 4

Hetär der Hedonisten Teil 5

Christlicher Wolff sucht neues Rudel

Die Graue Frau kehrt zurück

Der schwäbische Saubermann

Fluch der weißen Frau

Der neue Schlossprediger

Tresor ohne Schlüssel

Die Graue Frau und das Eis

Pompa übt Fluchhafen

Delicious Martin stellt den Despot zur Rede

Wo ist der Neue Schlossprediger?

Zeit für den Rücktritt?

Takeoff Wow I.

Wow I. sehnt sich nach dem neuen Schloss, um mit seiner Herzdame endlich das Haus PreußischWow! in das güldene Buch der Geschichte Berlins einzuschreiben, aber der Schlossbau bleibt von Folge zu Folge chronisch unterfinanziert....

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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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