Über das Kopfsteinpflaster klappern die Absätze der wildledernen Westernstiefeletten, der blonde Zopf wippt eifrig, wendet sich rechts wie links, lebhaft wie eine muntere Wassermühle hüpft der geübte Redefluss der klaren Stimme, eine kleine Gruppe hat sich den tanzenden Damenstiefeln angeschlossen, mit voller Aufmerksamkeit bemüht, den Ausführungen der beweglichen Fremdenführerin zu folgen, die Augenpaare springen zwischen farbfrohen Fachwerkschnitzereien und holprigem Kopfsteinpflaster, um den Tritt nicht zu verlieren: Durch die Hölle! ruft sie, hinter uns die Pölle.... und ist schon weiter: Vor uns der Stieg!
Aber sie biegt ab, verschwindet in einen geduckten Tordurchgang, dahinter schläft ein schmaler, langgestreckter Hof zwischen niedrigen Häuschen: Der Schuhhof.... rechts und links wächst Fachwerkspalier, durch die Fenstersprossen blickt man in Küchen und Stuben... von Tür zu Tür wechseln Motive und Farben der alten Handwerkergasse wie eine verspielte Melodie und bilden dichte Nachbarschaft. Sie weist auf die Holzkonstruktion unter den Fenstern: Auf diesen Klappläden haben die Schuster früher ihre Stücke angeboten.... rasch durchqueren die Westernstiefeletten die gestreckte Passage, am anderen Ende ein weiterer Durchgang, hinaus auf die Gasse zum Markt: Gegenüber ragt dunkel eine mächtige, nahezu vollständig geschlossene Wand des Rathauses, weiter oben leuchten die bunten Gläser des Ratssaales.
Jeder Gasse, jeder Windung, fast jedem Haus hat sie ein paar Worte gegönnt, weil nur die Wiederholung aller Erzählungen den silbernen Faden spinnt, der diese Häuschen in der Gegenwart hält wie ein Anker gegen die Zeit, gegen Schimmel, gegen Erosion und gegen den schleichenden Tod, der alles befällt, was Menschen geschaffen haben.
Man spürt, dass die junge Frau ihre Stadt liebt, sie möchte den Gästen gerne das Einzigartige vermitteln.... jedem Pflasterstein der Gasse würde sie am liebsten einen eigenen Namen geben!
Zwischen reich geschnitzten Ladenfronten öffnet sich der Blick auf den verträumten Marktplatz der alten Fachwerkstadt.
Die Westernstiefel sind am Ziel, die blonde Fremdenführerin entlässt ihre Gäste vor dem Tourismusbüro in den sonnigen Tag: Es fehlt nur das Meer, dann wäre Quedlinburg die schönste Stadt der Welt!
Hier endet der 279. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
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