Ältere unter uns werden sich noch an den Contergan-Skandal erinnern. Dabei handelte es um den „aufsehenerregendsten Arzneimittelskandale in der Bundesrepublik Deutschland“. Dieser „wurde in den Jahren 1961 und 1962 aufgedeckt“ (Quelle: Wikipedia). Weiter ist dort zu erfahren:
„Das millionenfach verkaufte Beruhigungsmedikament Contergan, das den Wirkstoff Thalidomid enthielt, konnte bei der Einnahme in der frühen Schwangerschaft Schädigungen in der Wachstumsentwicklung der Föten hervorrufen. Contergan half unter anderem auch gegen die typische morgendliche Schwangerschaftsübelkeit in der frühen Schwangerschaftsphase und galt im Hinblick auf Nebenwirkungen als besonders sicher.
Die Opfer dieses Medikaments leben unter den sich mit zunehmendem Alter verschlechternden gesundheitlichen Folgen in mehreren europäischen Ländern und den USA.
Nach dem Spielfilm „Contergan“ von Adolf Winkelmann sollte nun eine WDR-Dokumentation zum Thema ins Fernsehen kommen. Sie wurde zunächst abgesetzt. Angeblich aus technischen Gründen
Vor einiger Zeit lief ein Spielfilm des Dortmunder Regisseurs Adolf Winkelmann mit dem Titel „Contergan“ in der ARD, der sich mit der Thematik befasste. Zunächst versuchte die Herstellerfirma sowie ein Anwalt die Ausstrahlung des Films verhindern.
Schließlich konnte „Contergan“ aber doch im Fernsehen laufen: „Die ARD verpflichtete sich, in dem Vor- und Abspann klarzustellen, dass der Spielfilm weitgehend fiktional sei, insbesondere was private und berufliche Personen und Handlungen betraf“, ist bei Wikipedia vermerkt.
Für den 18.5.2016 war vom WDR in der Reihe „die story“ die Ausstrahlung eines Films zum Thema geplant. Die Dokumentation trägt den Titel: "Contergan: Der geheime Deal und die betrogenen Opfer" von James Pastouna. Der Film wurde vom WDR kurzfristig abgesetzt. Zunächst lief er noch kurz in der Mediathek. Dann wurde er auch dort herausgenommen.
Gab es eine unrechtmäßige Kooperation von Bundesregierung und Landesregierung zum Nachteil der Contergan-Opfer?
In der Dokumentation geht es u.a. auch um die dubiose Rolle des NRW-Justizministers Josef Neuberger (SPD) und seine Einflussnahme auf die Aachener Staatsanwaltschaft. Neuberger war vor seiner Ministertätigkeit nämlich als Rechtsanwalt und Verteidiger des Grünenthal-Geschäftsführers Wirtz tätig. Eindeutig ein Interessenkonflikt! Wie konnte das seinerzeit durchgehen?
Im Sommer 2015 fand in der Deutschen Botschaft in London ein vertrauliches Gespräch statt. Rechtsanwälte einer internationalen Kanzlei konfrontierten die angereiste Vertreterin des Bundesfamilienministeriums mit bisher unbekannten Unterlagen. Archivfunde sollen belegen, dass die Contergan-Opfer durch unrechtmäßige Kooperation von Bundesregierung und Landesregierung NRW mit der Herstellerfirma Grünenthal betrogen wurden. Die Dokumente erzählen davon, wie die Herstellerfirma aus der Verantwortung entlassen wurde.
Studie der Uni Münster
Die NRW-Landesregierung präsentierte kürzlich eine an der Uni Münster erarbeitete Studie. Sie trägt den Titel: „Die Haltung des Landes NRW zum Contergan-Skandal und seinen Folgen (1956-1972)“. Von der dürfte nichts Erhellendes zum Thema zu erwarten sein. So war aus Kreisen der Piratenfraktion zu erfahren, der besagter WDR-Film zugespielt worden war. Es werde wohl wieder von schicksalhaften Geschehnissen die Rede sein und alle sind entschuldigt wegen Überforderung. Das erkläre aber nicht die Verflechtung von Justiz, Politik und wohl auch Geld. NRW-Gesundheitsministerin Steffens entschuldigte sich unterdessen bei den Betroffenen Contergan-Opfern. Die Ministerin äußerte sich zur Studie im WDR.
Wie weiter? Die Zeit drängt
Auf einer Fraktionssitzung der Landtagsfraktion sollte entschieden werden, ob und wie die Piraten das Thema aufgreifen wollen. Die Zeit drängt: Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die Piraten nach den kommenden Landtagswahlen noch im Düsseldorfer Parlament vertreten sein werden. Erst recht drängt die Zeit für die Contergan-Opfer. Sie haben ein Recht darauf, dass endlich alle Zusammenhänge auf den Tisch kommen.
Kommentare 8
...."schicksalhaften Geschehnissen die Rede sein und alle sind entschuldigt wegen Überforderung."
....aber bestens (mit) "SteuerGeld-Versorgt"! ...und wen hat der "Rest" zu interessieren?!
Völliges VERSAGEN der STAATS-Struktur
Die neue Studie zum Conterganskandal wird sicherlich zahlreiche Contergangeschädigte sehr betroffen machen, weil sie entscheidende Fragen tabuisiert. Zwei davon sind: Wieso haben das Land NRW und die Bundesregierung nicht spätestens gehandelt als das Medikament in den USA verboten wurde und warum durfte Grünenthal in Deutschland Contergan trotz dieses Verbots weiterhin mit Sprüchen wie "Contergan - So harmlos wie ein Zuckerplätzchen" bewerben?
Die neue Studie zum Conterganskandal wird sicherlich zahlreiche Contergangeschädigte sehr betroffen machen, weil sie entscheidende Fragen tabuisiert. Zwei davon sind: Wieso haben das Land NRW und die Bundesregierung nicht spätestens gehandelt als das Medikament in den USA verboten wurde und warum durfte Grünenthal in Deutschland Contergan trotz dieses Verbots weiterhin mit Sprüchen wie "Contergan - So harmlos wie ein Zuckerplätzchen" bewerben?
Die neue Studie zum Conterganskandal wird sicherlich zahlreiche Contergangeschädigte sehr betroffen machen, weil sie entscheidende Fragen tabuisiert. Zwei davon sind: Wieso haben das Land NRW und die Bundesregierung nicht spätestens gehandelt als das Medikament in den USA verboten wurde und warum durfte Grünenthal in Deutschland Contergan trotz dieses Verbots weiterhin mit Sprüchen wie "Contergan - So harmlos wie ein Zuckerplätzchen" bewerben?
Die neue Studie zum Conterganskandal wird sicherlich zahlreiche Contergangeschädigte sehr betroffen machen, weil sie entscheidende Fragen tabuisiert. Zwei davon sind: Wieso haben das Land NRW und die Bundesregierung nicht spätestens gehandelt als das Medikament in den USA verboten wurde und warum durfte Grünenthal in Deutschland Contergan trotz dieses Verbots weiterhin mit Sprüchen wie "Contergan - So harmlos wie ein Zuckerplätzchen" bewerben?
Die neue Studie zum Conterganskandal wird sicherlich zahlreiche Contergangeschädigte sehr betroffen machen, weil sie entscheidende Fragen tabuisiert. Zwei davon sind: Wieso haben das Land NRW und die Bundesregierung nicht spätestens gehandelt als das Medikament in den USA verboten wurde und warum durfte Grünenthal in Deutschland Contergan trotz dieses Verbots weiterhin mit Sprüchen wie "Contergan - So harmlos wie ein Zuckerplätzchen" bewerben?
Könnte sich heute Ähnliches wie im Conterganfall zutragen ?
1) Da es heute immer noch keine wirksamen, neutralen, staatlichen Kontrollen gibt, ist nicht ausgeschlossen, dass Medikamente oder ungeeignete Medizinprodukte auf den Markt geraten. Einerseits gibt es heutezutage einerseits zwar mehr Öffentlichkeit, andererseits sind die Märkte global und unübersichtlich.
2) Trotz der von Däubler-Gmelin seinerzeit eingeführten Beweislastumkehr in Schadenersatzprozessen wg. Medikamentenschäden, ist es auch heute immer noch in Deitschland praktisch kaum möglich, als Bürger/Verbraucher sein Recht zu bekommen.
1. müssen Verbraucher erfolgsunabhängig Rechtsanwalt und Gebühren bezahlen, ohne Klagegemeinschaften bilden oder auf Erfolgsbasis klagen zu können.
2.das o.g. Vorgehen führt zu einem krassen Mißverhältnis und bindet zudem auch noch viel Richterkapazität, was unweigerlich viel Zeit bindet und Verfahren unerträglich in die Länge zieht.
3. es hat sich eingebürgert, dass grosse Firmen günstiger fahren, wenn sie verschleppen und Schuld abstreiten. Unser Rechtssystem unterstützt dieses. Durch die Verschleppung von Verfahren, soll der Verbraucher mürbe gemacht werden.
4. da es immer noch kein Unternehmensstrafrecht in Deutschland (im Gegensatz zu anderen zivilisierten Ländern!)gibt, gibt es noch nicht einmal eine faire Chance, eine rechtliche Basis für Schadenersatz zu erlangen. Das ist politisch als "industrieförderung" , insbes. von Konversativen ao gewollt.
5. da das Strafrecht (s.o.) mangels Unternehmensstrafrecht oft nicht greift, wirkt sich ein Schuldeingeständnis auch nicht strafmindernd aus, was zu weiterer Verzögerung führt.
6. bis heute ist die Haftung mach dem AMG aud 120 Millionen € beschränkt, das ist ja Nichts im Vergleich z.B. zu Strafen bei Wettbewerbsverstössen. Warum gibt es Rabatte, wenn man Menschen schädigt, warum ist die Schadenssumme begrenzt ?
7. im Gesundheitsbereich stehen Geschädigte unweigerlich unter zeitlichem und gesundheitlichem Druck, der sich auch automatisch finanziell auswirkt. Und das bei oftmals höheren Bedarfen als Gesunde.
Hier muss ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden.
Insgesamt müssen die Rechte der Verbraucher deutlich gestärkt werden, im Sinne einer "Waffengleichheit" in und Beschleunigung von Verfahren.
Menschen müssen VOR Vermögen(serhalt) gehen !!!
Opferschutz VOR Täterschutz !!!
Auch die Verjährungsfristen müssen verbraucherorientiert gestaltet werden und der Staat sollte im Bedarfsfall nicht immer die Lasten auf den Steuerzahler und die Opfer abwälzen, sondern dafür sorgen, dass die Verursacher den Schaden zahlen, ggf. durch langfristige Vereinbarungen.
Was hat die Politik aus dem NRW Bericht gelernt ?
Was wird NRW rechtlich auf Bundesebene in die Wege leiten ?
Hier meine Stichpunkte an die Politik:
- Unternehmensstrafrecht
- Sammelklagerecht, kollektiver
Rechtsschutz
- (längere!) Verjährungsfristen
- Strafminderung bei frühzeitigem
Schuldanerkenntnis (s. VW), sonst
Strafverschärfung
- Schutz des menschlichen Lebens VOR
Vermögensschutz (bisher mehr Schutz
der Vermögen(den) als der Menschen,
siehe auch derzeitige Erbschaftssteuer-
reform)
- Opferschutz VOR Täterschutz
- keine "Mengen-Rabatte" bei
Entschädigung grosser Opferzahlen
- keine Limitierung in der
Medikamentenhaftung auf 120 Mio
(https://www.gesetze-im-internet.de/
amg_1976/__88.html)
- Rechte und schnelle Regelung von
Schadenersatz durch Verursacher (nicht
wieder wie bei Contis und den Blutern:
http://www.zeit.de/1995/15/Loesung_der_billigen_Art)
- mehr Compliance
...."keine wirksamen, neutralen, staatlichen Kontrollen gibt"...."im Gegensatz zu anderen zivilisierten Ländern!"
....und in Wirklichkeit "leben"Wir "hier"!
Diktatur der Angst und Einschüchterung
@ Martin Franz
(...) "und wen hat der 'Rest' zu interessieren?!"
Die gesamte deutsche Bevölkerung war von dem Conterganskandal und dem damit verbundenen Behördenversagen betroffen, denn es hätte wirklich jede in Deutschland lebende Familie treffen können, weil es Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre noch keine Schwangerschaftstests gab und die Mütter zudem nicht wissen konnten, dass Contergan hochgiftig war, denn das wurde der ahnungslosen Bevölkerung ja verschwiegen. Deshalb ist es auch für jeden Bürger von aktuellem Interesse zu erfahren, wie auf der einen Seite heute mit den Überlebenden umgegangen wird und auf der anderen Seite das unglaubliche Versagen der Aufsichtsbehörden aufgeklärt wird.
Eine andere Frage interessiert mich ebenfalls: Wieso hatten die Medien damals nicht darüber berichtet, dass seit 1958 unfassbar viele Babys mit ungewöhnlichen Behinderungen zur Welt kamen? Erst 1961 wurde die Bevölkerung gewarnt. Falls hier die NRW-Landesregierung sowie die Bundesregierung Einfluss auf die Redaktionen von Fernsehsendern und Tageszeitungen genommen haben, könnte das in vergleichbaren Fällen heute immer wieder geschehen, denn der Einfluss der Pharmaindustrie auf politische Entscheidungsträger scheint dann zur Zeit des Conterganskandals sehr viel größer gewesen zu sein, als so mancher heute denken mag.
1. Hat sich die Firma Grünenthal meines Wissens lediglich für 50 Jahre schweigen und ignorieren gegenüber ihren Geschädigten entschuldigt, jedoch nicht für die Tat!
2. Hat die Firma Grünenthal meines Erachtens das Medikament Contergan erst vom Markt genommen als die Presse im großen Stil reagiert hat. Bis dahin ging es den Eigentümern Familie Wirtz lediglich um viel Geld zu machen. Und dies auf Kosten ihrer Opfer!
3. Wurde ein Verteidiger der Firma Grünenthal nach meiner Erinnerung während des laufenden Verfahrens zum Justizminister von NRW ernannt. Er war also plötzlich Dienstherr der Staatsanwaltschaft die die Klage gegen Firma Grünenthal anführte. Ein Schelm wer hier böses denkt!
4. Die Eltern der Geschädigten wurden somit mit einer kleinen Rente über den Tisch gezogen wovon die Opfer 50 Jahre lang leben mussten.
Ich kenne 2 Conterganopfer gut und musste oft mit ansehen wie sie unter Ihren seelischen und körperlichen Schäden leiden mussten.
Und ja ich halte es für eine Schande wie die Familie Wirtz, deren Firma Grünenthal, das Land NRW, die Justiz und auch der Staat bisher mit ihrer Schuld und Verantwortung umgegangen sind!!!
Die Medien haben ja heute noch Schwierigkeiten darüber zu berichten und sind, was die Printmedien angeht, auch in den Händen weniger. Einen Harry Evans von den Sunday Times haben wir hier leider nicht. Jemand, der wirklich bis zuletzt am Ball bleibt.
Ja, in Deutschland ist die letzten Jahre in den Printmedien besonders schwer. Früher hat der Spiegel regelmässig, sachkundig und häufig berichtet. Heute sind es oft nur noch Homestories einiger weniger Betroffener.
Auch Augstein jun. hält sich mit dem FREITAG zum Thema auffällig zurück, da bringt die Partnerzeitung "guardian" die letzten Jahre mehr über unsere Probleme mit der dt. Conterganstiftung.
Schade !