Ein "Ohrenkuss" voller Wunder

Zum Down-Syndrom-Tag “Ohrenkuss” ist die einzige von Menschen mit Down-Syndrom gemachte deutsche Pressepublikation. In diesem Jahr feiert “Ohrenkuss” sein fünfzehnjähriges Bestehen.

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Thema des neuen "Ohrenkuss": Wunder

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Die Ohrenkuss Models (von links nach rechts: Johanna von Schönfeld, Marc Lohmann, Verena Günnel und Christiane Grieb) fotografiert von Swetlana Gasetzki.

Frühlingsanfang. Nur dem Kalender nach? Zwar kämpft der Winter in einigen Regionen Deutschlands noch hartnäckig gegen sein nahendes Ende. Darf ich jedoch meinen Facebook-Freund Roger Burk – der Mann mit dem Hut – aus Mittelhessen glauben schenken, dann ist der Frühling aber nicht mehr weit. Rogers Hündin Perla wirft nämlich fleißig Fell ab. Ein Zeichen für den bald knospenden Frühling? Hoffentlich! Aber nicht nur der Frühling kommt, sondern auch der neue “Ohrenkuss”! Und zwar mit Sicherheit. Passt nicht so ein Ohrenkuss – in der Übersetzung von Autoren des einzigen von Menschen mit Down-Syndrom gemachten deutschen Magazins gleichen Namens wundervoll romantisch derart beschrieben: “…da rein, da raus”- so recht zum von uns mit Sehnsucht erwarteten Frühling?

Fünfzehn Jahre “Ohrenkuss”

“Ohrenkuss”, das Heft, welches ausschließlich Texte veröffentlicht, die von Menschen mit Down-Syndrom verfasst worden sind, erscheint zweimal jährlich. Nun bereits im fünfzehnten Jahr!

Am Samstag, 6. Juli 2013 soll das fünfzehnjährige Bestehen von “Ohrenkuss” in der Bonner Rheinlust zünftig und mit einem großen Fest gefeiert werden. Zunächst jedoch erscheint übermorgen erst einmal das 30. Heft im 15. “Ohrenkuss” – Jahr. Ob dann schon der Frühling lacht? Wie auch immer: das 30. Heft erreichte seine Leserinnen und Leser punktgenau zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März.

Der “Ohrenkuss” als Wundertüte

In einer Pressemitteilung verspricht die Redaktion “eine prall gefüllte Wundertüte mit witzigen, geistreichen, zauberhaften und zu Herzen gehenden Texten”. Der Clou dieser Ausgabe: Sie kommt erstmalig zweisprachig heraus. In deutscher und englischer Sprache. Wieder einmal hat die Berliner Fotografin Swetlana Gasetski, “die auch schon für die Ausgabe Weil ich es kann den Schafscher-Workshop in Szene setzte” eindrucksvolle Bilder zum Heft beigetragen. Das Ohrenkuss-Team um Chefredakteurin Dr. Katja de Bragança kündigt betreffs des neuen Heftes “eine prall gefüllte Wundertüte mit Werwölfen, Liebespaaren, Zwergen, einem Phoenix aus der Asche und sogar Heino” an.

Von Wundern, Wundertüten, Wunderkindern und zauberhaft zaubernden Feen

Einmal mehr haben Journalisten mit Down-Syndrom akribisch recherchiert, diktiert, geschrieben und gedichtet. “Ohrenkuss”-Autor Michael Hägers empfindet das Folgende als programmatisch für das 30. Heft: „Wundertüte. Da drin sein, das heißt Ohrenkuss!“ / „Goodybag, to be inside: That means Ohrenkuss!“ Kollege Björn Langenfeld ergänzt: „Wunder ist: Vogel, die sprechen kann“ oder „Mutter ist Wunder, Liebe auch“.

Paul Spitzeck definiert „Wunderkind“ so schlicht und schön, wie es nur wenige Autoren können: „Wenn man plötzlich ein Kind kriegt, nicht gewusst.“ Der “Wunderkind“-Status bezieht sich auch auf die Journalisten mit Down-Syndrom selbst. Angela Fritzen wird in der Pressemeldung des “Ohrenkuss” so zitiert: „Ich bin ein Wunder. Aber ein Wunderkind. Weil ich was Besonderes bin.“ Angela Fritzen ist Gründungsmitglied der Bonner Redaktion.

Ein „Wunder“, so hat Angela Fritzen recherchiert, ist „ein außerordentlicher, Staunen erregender, der Erfahrung oder den Naturgesetzen zuwider laufender Vorgang.“

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Cover des aktuellen Ohrenkuss-Heftes No. 30 / WUNDER
Ohrenkuss-Konzeption und Gestaltung Maya Hässig, Köln, www.lux72.de

Die Journalisten mit Down-Syndrom haben immer wieder interessante Themen aufgegriffen. Ihre Texte bringen Leserinnen und Leser interessante Betrachtungsweisen nahe und verhelfen nicht selten zu außergewöhnlichen Durch- und Draufblicken die Dinge des Lebens betreffend. Die 20 Bonner Redakteurinnen und Redakteure treffen sich alle zwei Wochen zur Redaktionssitzung. Neben deren Texten kommen regelmäßig auch Beiträge von mittlerweile 30 Außenkorrespondenten und Korrespondenten des “Ohrenkuss” zusammen.

Jeanne Marie Mohn hat die von Wundern kündende Illustrationen zum aktuellen Thema angefertigt. Die Künstlerin mit Down-Syndrom gehört seit Herbst 2012 zum Ohrenkuss-Team und arbeitet im Atelier der Raw Art Foundation in Frankfurt am Main.

Dass abermals Fotos von Swetlana Gasetski den “Ohrenkuss” bereichern ist ein wirklicher Glücksfall. “Ohrenkuss”: “Ihre bildgewaltige Inszenierung der Schönheit führt dem Betrachter Wunderkinder und Engelsflügel vor, Blumenkronenträger und Seifenblasenträume. Christiane Grieb schreibt dazu passend: „Die Fee soll zaubern, dass mein Leben schön kann.“ Das Heft zeigt: Die Fee kann es.

Die Hündin Perla wirft Fell ab. Der Frühling kommt mit etwas Glück, schließt daraus "der Mann mit dem Hut" – mein Facebook-Freund Roger – in Mittelhessen. Endlich! Was aber auf jeden Fall kommt, ist der “Ohrenkuss”. Wer noch das mitreißend-auf-, er und anregend inszenierte Heft zum Thema “Skandal” in Erinnerung hat, dürfte diesmal nicht minder, aber eben wieder auf ganz andere Weise, begeistert sein vom “Ohrenkuss”, der nun als wahres Wunder in unsere Hände und vor unser aller Augen kommt. Die Ausgabe erscheint erstmalig zweisprachig, in deutscher und englischer Sprache.

Fotos mit freundlicher Genehmigung via “Ohrenkuss”

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Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

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