Mail an F. J. Wagner

BILD und Snowden Franz Josef Wagner, Schmierfink der BILD, entscheidet sich "immer für Amerika". Und "weil wir Amerika sind", erklärt Wagner Edward Snowden, bekommt der hier kein Asyl.

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Liebe Leserinnen und Leser, ich will Ihnen nicht zu nahe treten. Aber kennen Sie die BILD-Zeitung? Wenn ja, dann ist Ihnen sicherlich auch die Kolumne "Post von Wagner" ein Begriff. Die BILD ist ein Schmierenblatt vorm Herrn. Und Franz Josef Wagner ist jemand, der in Abständen zum Erguss kommt und diese klebrigen Ergüsse in Textform unter der Überschrift "Post von Wagner" in die BILD schmieren läßt.

Dieser Tage war es wieder einmal so weit. F J. Wagner richtete seine Zeilen diesmal an Edward Snowden:

Warnung! Der folgende Brief kann bei sensiblen Leserinnen und Lesern allergische Reaktionen hervorrufen!

Lieber Edward Snowden,

Darf ich Ihnen erklären, warum Sie kein Asyl in Deutschland bekommen.

Sie bekommen kein Asyl, weil wir Amerika sind. Wir sind es, seit Amerika uns vor den Nazis befreit hat.

Ja, vielleicht sind Sie der Gandhi des Internet, der Lech Walesa des Netzes.

Aber ich liebe Amerika.
Die Musicals.
Elvis.
Miami, New York.

Ich entscheide mich immer für Amerika. Amerika war meine Heimat, mein Dach.

Amerika ist mir lieber als Putin. Armer Mensch im Niemandsland. Ich hoffe, dass Sie jemand da rausholt. Die UNO, die Menschenrechtsorganisationen. Für Amerika ist Snowden ein Verräter, für uns ist er ein Held.

Wie schön wäre es, wenn der Whistleblower glücklich in einem Bauernhaus lebt mit einer Freundin, die vielleicht schwanger wird. Und sie ein Kätzchen haben und alles gut wird.

Herzlichst,

F. J. Wagner

Da Franz Josef Wagner nicht nur selbst gern Post via BILD versendet, sondern wohl auch selbst gerne welche empfängt, schrieb - mailte - ich ihm auch etwas:

Guten Tag, Herr Wagner,

eben geriet mir Ihr Brief an Edward Snowden unter die Augen.

Au Backe! Nun, ich weiß die BILD - die ja nebenbei bemerkt eigentlich keine wirkliche Zeitung ist, jedenfalls nach Meinung von Dr. Wolfgang Storz "gar keinen Journalismus" macht - einzuschätzen und darin Veröffentlichtes dementsprechend einzuordnen. Für mich wirkt dieses Kampagneorgan nur als Brechmittel. Aber ich muss es ja auch nicht lesen. Dass BILD von Millionen gelesen wird ist kein Argument, das für dieses Blatt spricht. Unabhängig und überparteilich ist die BILD mit Sicherheit nicht. Aber lassen wir das ...

Ihr Brief an Herr Snowden ist m. E. an Einfältigkeit und Naivität kaum noch zu übertreffen. Pardon: Unerträgliches Gesülze. Der Inhalt zeigt, dass Sie als Journalist nicht in der Lage sind dieses "Amerika" unvoreingenommen zu betrachten.

Unbestritten hat Deutschland den USA einiges zu verdanken. Aber das trifft auch auf Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion zu.

Natürlich können sie die USA, die Musicals, Elvis, Miami und New York lieben. Das tun viele andere Menschen auch. Auch kann man die Menschen dort lieben.

Aber kann man für eine USA von ganzem Herzen Partei ergreifen, welche als Staat die Menschenrechte missachtet und nicht selten politisch agierend einem gefährlichen Schwarz-Weiß-Denken verhaftet sind? Von einem "Amerika" schwärmen, das von einem "Friedensnobelpreisträger" Obama regiert wird, der Menschen anderswo feige mit Drohnen töten läßt? Die USA handeln geradezu paranoid.

Sie führen einen "Krieg gegen den Terror", den sie doch letztlich oft genug (durch die Unterstützung bestimmter Gruppen in der Welt in ihrem, kurzsichtigen Interesse)gewissermaßen selbst erst hervorgerufen haben. Diese Paranoia geht soweit, dass die USA meinen die ganze Welt, Millionen von Menschen abhören und beobachten zu müssen.
Ein gefährliches Land. Ein Land, das letztlich gegen die eigne Bevölkerung und den Grundsätzen von Freiheit und Menschenrechte zuwider handelt. Dank Edward Snowden wissen wir um die Gefahren, die vom Handeln der USA für Demokratie und Freiheit ausgehen.

"Ich entscheide mich immer für Amerika", schreiben Sie. Immer? Auch, wenn die USA gegen Menschenrechte verstossen und Kriege vom Zaune brechen? Sie sehen das wohl allzu unkritisch und naiv. Dieses Bild mag zur BILD passen - mir missfällt es zutiefst.

Ach, würden Sie doch in einem schönen Häuschen mit Garten sitzen, eine zufrieden schnurrende Katze zu Ihren Füssen und den Ruhestand genießen! Bloß verschonen Sie die Leser mit ihren naiven Ergüssen.

Mit freundlichen Grüßen

Claus-Dieter Stille, Bürgerjournalist

Wie bereits erwähnt, ich wollte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser wirklich nicht zu nahe treten. Aber diesen Wagnerschen Erguss wollte ich dann doch nicht unerwähnt und unkommentiert lassen. Vielleicht wollen ja auch Sie Franz Josef Wagner schreiben? E-Mail: fjwagner@bild.de

Einen schönen Tag noch, wenn ich Ihnen den nicht schon vergällt habe ...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

asansörpress35

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