Streiflichter vom UZ-Pressefest in Dortmund

Fest der Linken Einmal mehr fand am vergangenen Wochenende das Pressefest der DPK-Zeitung "Unsere Zeit" in Dortmund-Wischlingen als großes Volksfest der Linken statt. Ein Bericht

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Vom 1. bis zum 3. Juli 2016 veranstaltete die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) ein weiteres Mal das Pressefest ihrer Zeitung, „Unsere Zeit“ in Dortmunder Revierpark Wischlingen. Zur gleichermaßen als Volksfest konzipierten Wochenendveranstaltung waren befreundete kommunistische Parteien aus nah und fern gekommen, sowie diverse einheimische Organisationen mit eignen Ständen vertreten. Auf mehreren Bühnen und in Zelten lief ein umfangreiches Programm laufen: Konzerte, Talkrunden, Referate wurden gehalten und zahlreiche Künstler traten auf. Neben Kabarett war auch Theater zu erleben.

Vertreterinnen und Vertreter von kommunistischen, sozialistischen und linken Parteien aus Belgien, Britanniens, Dänemarks, Griechenlands, Guyanas, Irlands, dem Irak, Kuba, Laos, dem Libanon, der Niederlande, Pakistans, Palästinas, Polens, Portugals, Rumäniens, Tschechiens, der Türkei, Vietnams und Zyperns waren auf dem Fest zugegen.

Antikriegsmeeting auf der Hauptbühne

Am Samstagabend fand auf der Hauptbühne in internationales Antikriegsmeeting statt. Genossen aus Syrien und Palästina sprachen über die Situation ihrer von Krieg und Terror gebeutelten Länder und versprachen weiter für ihre Ziele und vor allem für Frieden in ihren Heimatländern zu kämpfen. Der palästinensische Vertreter forderte Freiheit für Ibrahim Georges Abdallah. Der Libanese, der für die palästinensische Sache steht, ist seit fast 32 Jahren in Frankreich inhaftiert. 1984 wurde der militante Kommunist in Lyon verhaftet und wegen seiner Zugehörigkeit zur F.A.R.L. (Bewaffnete revolutionäre Gruppierung im Libanon) zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt (dazu hier mehr). Offiziell ist dessen Haftzeit bereits seit 1999 beendet, doch auf Druck von USA wird die Freilassung des antiimperialistischen Widerstandskämpfers seit jeher von den französischen Behörden verhindert. Zu einem Podiumsgespräch am Sonntagnachmittag sind Gäste aus Frankreich gekommen. Von den französischen Kommunisten. Auch der Bürgermeister einer 7000-Einwohnergemeinde, der den Mut bewies, Ibrahim Georges Abdallah zum Ehrenbürger seiner Stadt zu machen. Vielleicht ein Glücksfall, der Bewegung in den Fall bringt: ein anwesendes Amnesty-International-Mitglied versprach spontan die Organisation auf den Fall aufmerksam zu machen.

Vertreter der Friedensbewegung, der DKP-Vorsitztende Patrik Köbele sprach. Er machte sich stark für Frieden sowie gegen Neofaschismus und NATO- und Bundeswehrhochrüstung. Und er sprach seine Partei werde die Profiteure von Krieg, Flucht und Armut ins politische Visier nehmen. Die Microphone Mafia trat auf und riss die Massen mit.

Solidarität mit der fortschrittlichen Türkei. Grup-Yorum-Auftritt gestaltete sich zu einem einmalig emotional mitreißendem Ereignis

Die Solidarität mit der fortschrittlichen Türkei war ein großes Thema. Die linke, in der Heimat oft vom Staat attackierte und mit Konzertverboten belegte, türkische Band Grup Yorum stand am Samstag auf der Hauptbühne des Pressefestes. Das Solidaritätskonzert gestaltete sich als ein einmaliges, emotional mitreißendes Ereignis. Man solidarisierte sich mit in der Türkei inhaftierten oder verfolgten Genossen. Und erinnerte an die Gruppenmitglieder, die keine Ausreiseerlaubnis von den türkischen Behörden erhalten hatte. Konzertbesucher fassten einander spontan die Hände, sangen die Lieder mit und tanzten traditionell nach türkischer Art. Immer wieder skandierten die Menschen „Hoch die internationale Solidarität!“

Kunst und Kultur

Auf dem selbst erklärtem Fest der revolutionären Kunst und Kultur standt auch Bertolt Brecht auf dem Programm. Musiker und Theatergruppen spielten Lieder und Stücke des Dichters; Schriftsteller, Wissenschaftler und Aktivisten diskutieren darüber, wie aktuell Brecht heute ist.

Auf den rund 15 großen und kleine Bühnen traten Bands, Liedermacher, Chöre und Kabarettisten aus In- und dem Ausland auf.

Austausch, lernen und zusammen diskutieren

„Die Veranstaltung ist für die MacherInnen ein Fest des Austauschs, des Lernens und des Kampfes“, hatte es im Vorfeld des Festes geheißen. Und so war es dann auch.GewerkschafterInnen und Aktive aus Bewegungen diskutierten, wie der Kampf für die Rechte der arbeitenden Menschen erfolgreich sein kann; AutorInnen, WissenschaftlerInnen und JournalistInnen lieferten aktuelle marxistische Analysen.

Solidarisches Arbeiten und Feiern

Beim UZ-Pressefest drehte sich alles um solidarisches Arbeiten und Feiern. Einige hundert ehrenamtliche HelferInnen machten die Veranstaltung erst möglich. Kulinarische Happen internationaler Küche sorgten für das leibliche Wohl. Das Volksfest wurde zum Teil aus Spenden finanziert. Es kam ohne Konzernwerbung, Sponsoren und Kommerz aus.

Zum UZ-Pressefest wurde traditionell kein Eintritt erhoben. Zur Finanzierung wurden jedoch diejenigen gebeten, welche es sich leisten können, Fest-Buttons für 5,- bzw. 10,- Euro Solidaritäts-Beitrag zu kaufen.

Absolute musikalische Höhepunkte am Abschlusstag: Klaus der Geiger mit dem KunstSalonOrchester und die Microphone Mafia mit der energiegeladenen und politisch hoch engagierten Esther Bejarano

Klaus der Geiger (Klaus von Wrochem) zusammen mit KunstSalonOrchester wurde zu einem der musikalischen Höhepunkte des UZ-Presse- und Volksfestes am Sonntagnachmittag. Hoch qualifizierte Instrumentalisten unter Leitung von Klaus dem Geiger begeisterten die Zuhörerinnen und Zuhörer trotz einiger Regenschauer zwischendurch. Zugaben!

Wegen des aufgeweichten Bodens vor der Hauptbühne im Revierpark Wischlingen in die Eissporthalle verlegt, heizte die Microphone Mafia zusammen mit der hinreißenden 92-Jährigen Auschwitz-Überlebenden, dem einstigen Mitglied des Auschwitz-Mädchenorchesters, Esther Bejarono ihrem Publikum ein. Begeistert und hin- und mitgerissen sang das Publikum mit und klatschte was das Zeug hielt. " Dass sie sich heute so engagiert, ist Bejaranos Rache an den Nazis. Auch den Neonazis von heute gibt sie zu bedenken: „Wir leben trotzdem, wir sind da". Um die 200 Konzerte hat die Bejarano mit den Jungs von Microphone Mafia inzwischen bereits absolviert!

Von Eissporthallen-Temparaturen keine Spur an diesem letzten Tag des UZ-Pressefestes. Die Herzen der Anwesenden waren erwärmt. Es war vielen Menschen förmlich anzumerken, wie sie von der Energie versprühende 92-jährigen Esther Bejarano Kraft tankten. Von dieser Energie profitieren seit Jahres gewiss auch die beiden Mic-Mafia-Protagonisten. Kutlu Yurtseven am Sonntag in Dortmund: „Esther hat uns längst eingeenkelt – vielleicht findet dieses Wort Eingang in den Duden irgendwann.“ Bejarano-Sohn Joram hat eh die Energie der Mutter im Blut. Zum Schluss dankte und herzte DKP-Vorsitzender Patrik Köbele die älteste Rapperin der Welt. Und das Publikum dankte für das Konzert mit stehenden Ovationen.

Das größte Fest der Linken in Deutschland war gut besucht und bot trotz einiger Wetterkapriolen eine tolle Atmosphäre, die junge und ältere Semester auf vielerlei Weise politisch und menschlich zusammenführte.

Hinweis: Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und ist somit gewissermaßen als ein Streiflicht zu betrachten.

Bebildert (Fotos: C.-D. Stille) kann mein Bericht hier abgerufen werden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

asansörpress35

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden