Tjerk Ridder sucht nach Spuren der Freiheit

Kulturprojekt "Anhängerkupplung gesucht!" war ein tolles Projekt, das in einer multimedialen Theatershow gipfelte. Nun geht der Holländer mit A Slow Ride -Sporen van Vrijheid auf Tour

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Tjerk Ridder aus Utrecht ist Theaterkünstler und Musiker. Sein Projekt „Anhängerkupplung gesucht!“ machte ihn auch in Deutschland bekannt. Die Metapher dazu lautete: Man braucht andere, um voranzukommen. Mit seinem Teckel Dachs und einem Wohnwagen (das Holländer-Klischee hierzulande!) brach er – ohne Zugfahrzeug – in Anfang 2010 in Utrecht auf, um in der Kulturhauptstadt Istanbul anzukommen. Notwendigerweise war Tjerk auf „Anhaaker“ (Leute, die seinen Wohnwagen an ihren Wagen hakten und ein Stück des Weges zogen) angewiesen. Und diese Menschen fanden sich tatsächlich! Wenn es auch manchmal einige Zeit dauerte. Tjerk Ridder – später begleitet vom Journalisten Peter Bijl – kam an den Bosporus und auch wieder zurück.

Und was er unterwegs nicht alles erlebte! Man sagt: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und ob Ridder etwas zu erzählen hatte! Was Tjerk Ridder und Co-Autor Bijldann auch taten: Sie schrieben gemeinsam ein Buch zur Reise. Dazu erschien eine DVD, die ihm beigelegt ist. Die Erlebnisse on the road, die zahlreichen kleinen und große Abenteuer, die vielen – überwiegend herzlichen – Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen in den Transitländern wurden darin verarbeitet. Tjerk Ridder schrieb eine Reihe Lieder dazu. All dies floss nicht nur in das Buch ein, sondern wurde auch Bestandteil einer begeisternden multimedialen Theatervorstellung. Diese erlebte gefeierte Premieren in Holland (Utrecht) und Deutschland (Zeche Zollverein in Essen). Zu all dem hier, hier und hier mehr.

Auf dem Weg zu sich selbst

Fünf Jahre nach dem Start von „Anhängerkupplung gesucht!“ ist sich Tjerk Ridder treu geblieben. Weiter spürt er – so könnte man es vielleicht sehen - dem Sinn des Lebens nach. Und versucht sich auf diese Weise ein Bild von Alltagssorgen, Vorstellungen von Leuten zu machen, sowie Kunde über deren ganz persönliche Lebenserfahrungen zu erlangen. Tjerks Herangehensweise ist in gewisser Weise auch eine journalistische. Ridder kommt damit sozusagen sicher auch auf einem langen Weg Schritt für Schritt weiter voran: nämlich auch zu sich selbst. Eine – dass ist so sicher wie das Amen in der Kirche - für uns alle nie endende, weil lebenslängliche Aufgabe. Vielleicht nach Pindar: „Lerne zu werden, der du bist, und sei danach.“

Nun tritt Tjerk Ridder, der sympathisch-bescheidene Künstlers aus Utrecht ein weiteres Mal mit einem interessanten Projekt auf den Plan. Es trägt den Titel: „A Slow Ride - Spuren der Freiheit“. Man darf sehr darauf gespannt sein. Ridder arbeitet bereits eine Zeitlang daran. Im Verlaufe des Jahres gesellte sich zum treuen Begleiter, Hundchen Dachs, Elvi, ein Zugpferd aus Belgien. Alle drei haben sich offenbar schon ein wenig aneinander gewöhnt. Das Ross ist es, was der Künstler diesmal braucht, um voranzukommen. Elvi soll auch Rhythmus Tempo der Reise bestimmen.

Um was geht es genau? Tjerk Ridder beschreibt es:

A Slow Ride - Spuren der Freiheit“

Was bedeutet Freiheit und Befreiung für Dich? Was kannst Du tun, um etwas von Dir zu befreien? Was ist die Bedeutung von Freiheit im Jahr 2015 und wie können wir unsere Erfahrung von Freiheit weiterentwickeln?“

Mit diesen Fragen mache ich mich auf den Weg. Im kommenden Sommer mache ich eine Reise durch Europa. „A Slow Ride - Spuren der Freiheit“ ist eine symbolische und poetische Reise über Freiheit und Befreiung. Mein Ziel ist es, Dich und alle unterwegs Beteiligten auf die Suche nach ihrer persönlichen Bedeutung von Freiheit zu befragen, um anschließend das eigene Erleben von Freiheit weiter zu entwickeln.

Warum diese Reise und warum jetzt?

Reisen ist ein Symbol für Neugier und das Versetzen von Grenzen. Und ist eine Metapher für Freiheit und Entwicklung. Wir leben in einer freien Gesellschaft, glücklicherweise. Unsere Freiheit wird allerdings auf vielen Gebieten beeinflusst: enormen Medien-Input, Datenschutz, internationale Spannungen, Leistungsdruck, eine größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Auch existieren viele Missverständnisse bezüglich Freiheit.

Ich möchte untersuchen wie Menschen hiermit umgehen und möchte nah heranzoomen an persönliche Geschichten über das Erleben von Freiheit. Auf diese Weise hoffe ich, mich selbst und Menschen um mich herum zu inspirieren, persönliche Freiheit zu entdecken und Talent zu entfalten.

Wie gehe ich auf die Reise?

Ich mache mich auf den Weg mit meinem belgischen Zugpferd Elvi. Am 19. Juni breche ich mit Elvi und meinem Dackel Dachs vom Theaterfestival Oerol auf Terschelling auf. Drei Monate lang geht es durch die ersten fünf Schengen-Staaten, in Richtung der Kulturhauptstadt Europas 2015, Mons in Belgien. Unterwegs suche ich das Gespräch mit Menschen über ihre Erfahrungen mit Freiheit und Befreiung und besuche Stätten der Freiheit und Unfreiheit, wie zum Beispiel Kulturfestivals und –Veranstaltungen, Asylbewerberzentren, Schulen, eine psychiatrische Klinik und relevante historische Orte.

Der „Slow Ride“ geht langsam in Elvis Tempo, wodurch wir die Ruhe haben um uns in Gespräche zu vertiefen, etwas, was in der heutigen Welt stets seltsamer zu werden scheint. Die Gespräche werden gefilmt und fließen in eine neue multimediale Theatervorstellung ein. Selbstverständlich ist die Reise auch über die Website, Facebook und Twitter zu verfolgen.

Dreh Dich zur Sonne hin

Sonnenblumen besitzen die Fähigkeit, sich zur Sonne hin zu drehen. Diese Gegebenheit inspiriert dazu, dasselbe zu tun und sich zu dem Ort auszurichten, an dem Energie ist. Die sprichwörtlichen Blumen, die bei meinen Gäste blühen werden, bekommen physische Form in einer Spur von Sonnenblumen, die während der Reise gepflanzt werden. Und auch Du kannst Teil dieser stets breiter werdenden, durch fünf europäische Länder führenden Spur sein. Bei fast jeder Spende bekommst Du eine spezielle „Dreh Dich zur Sonne“-Box: eine Box mit Sonnenblumensamen, Erde und einem bisschen Mist von Elvi, um diese in Deinen Garten zu pflanzen.

Multimediale Theatervorstellung

Nach der „Slow Ride“-Reise mache ich aus den Erfahrungen von unterwegs eine multimediale Theatervorstellung: eine Kombination aus Film, Songs und Erzählungen. Die Premierenwoche findet vom 2. bis 6. Dezember 2015 in der Paardenkathedraal in Utrecht statt. Bei einer Reihe von Spenden bekommst Du hierfür Tickets und sogar ein Spezial-Slow Ride & Slow Food-Dinner im Restaurant Goesting, das neben dem Theater liegt!

Nach der Premiere wird die Vorstellung auf nationalen und internationalen Kulturfestivals zu sehen sein und auch bei Veranstaltungen von Organisationen, Schulen und Universitäten.

Um „A Slow Ride“ möglich zu machen, hatte Tjerk Ridder eine Crowdfunding-Kampagne auf der niederländischen Plattform voordekunst gestartet. Sie war erfolgreich. 19 092 Euro sind zusammengekommen!

Am 19. Juni 2015 geht Tjerk Ridder von Terschelling aus auf die Reise

Bleibt abzuwarten, ob das neue Projekt des holländischen Künstlers Tjerk Ridder aus Utrecht, „A Slow Ride – Sporen van Vrijheid“ an den Erfolg von „Anhängerkupplung gesucht!“ quasi wird ankoppeln können. Am Freitag, den 19 Juni 2015 geht Tjerk Ridder jedenfalls mit Elvi und Dachs von Terschelling aus auf Tour – viel Glück und Erfolg dafür! Ich werde weiter darüber informieren.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

asansörpress35

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