Verbrechen wirtschaftlicher Eliten 1933-1945

Wirtschaft und Nazis Ulrich Sander hat es unternommen, sich speziell mit den Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933-1945 zu befassen. Von A wie Arisierung bis Z wie Zwangsarbeit.

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Verbrechen wirtschaftlicher Eliten 1933-1945

Foto: Sean Gallup/ AFP/ Getty Images

Ulrich Sander (Jahrgang 1941), Journalist und freier Autor, Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN – BdA) hat es dankenswerterweise unternommen, sich speziell mit den Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr zu befassen. Der in Dortmund lebende Sander hat ein Buch dazu herausgegeben.

Dass der deutsche Faschismus letzlich nicht ohne Kumpanei mit oder zumindest Duldung seitens Teilen des deutschen Kapitalismus, namentlich Großindustrielle und Banken hervorgebracht werden konnte, dürfte als Tatsache gelten. Schließlich ließen sich Vertreter des deutschen Kapitals offenbar relativ schnell von deutschen Faschisten davon überzeugen, dass man vom Nationalsozialismus profitieren würde, käme er denn an die Hebel der Macht. Ein Stichwort sei hier genannt: Die Aussicht auf wichtige Rohstoffe im zu erobernden Osten.

Und als diese Macht dann deutschen Faschisten tatsächlich in den Schoss fiel, wurde sie eben auch ergriffen. So herum wird nämlich ein Schuh aus der angeblich stattgefundenen “Machtergreifung” seitens der Nazis. Ein Begriff, der immer wieder gern (verharmlosend) Verwendung fand und findet. Gerade so, als habe sonst niemand mit der In-den-Sattel-Hebung der Nationalsozialisten zutun gehabt, als einzig diese braune Truppe um Hitler selbst. Es wird dabei gern übersehen, dass die Macht, um ergriffen werden zu können, ja auch erst einmal sozusagen ergreifbar gemacht werden musste.

Hitler präsentierte im Januar 1932 seine Pläne im Industrieklub Düsseldorf

Ein Jahr davor, am 26. Januar 1932, wurde eine Grundlage dazu gelegt. Und zwar im Düsseldorfer Industrieclub, als Adolf Hitler seine Pläne vor über 500 Bankern und Industriellen präsentieren durfte. So viel kann man sicherlich sagen: Der spätere Reichskanzler und Diktator stieß am Rhein auf viel Zustimmung bei den anwesenden Industriellen. Zwar sollen über das Treffen im Industrieklub Düsseldorf keine sicheren Aussagen existieren. Weshalb offenbar auch immer wieder die Behauptung von der Unwissenschaftlichkeit der Darstellung von den Ursprüngen des Faschismus im Kapitalismus noch in weiten Teilen der Gedenkstättenarbeit und in den Berichten von Verfassungsschutzämtern fröhliche Urstände feiern kann. Da wird diese angebliche “Unwissenschaftlichkeit” dann rasch zur Verfassungsfeindlichkeit. Der bayerischen Verfassungsbericht etwa kündete davon. Als “linksextremistisch” eingestufte, antifaschistische Organisationen werden aus diesem Grund bespitzelt und von Fördermitteln und Gemeinnützigkeit ausgeschlossen.

Wie auch immer: Zwischen deutschem Kapitalismus und deutschem Faschismus lässt sich manche Verbindung nachzeichnen. Und erkennen. Jedenfalls für diejenigen, welche gewillt sind, erkennen zu wollen. Bestimmte diesbezügliche Auffälligkeiten sind eben nicht wegzudiskutieren. Auch nicht durch den großen Geschichtsdarsteller Guido Knop im Zweiten Deutschen Fernsehen.

Ulrich Sander befasste sich mit den Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr

Ulrich Sander (Jahrgang 1941), Journalist und freier Autor, Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN – BdA) hat es dankenswerterweise unternommen, sich speziell mit den Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr zu befassen. Der in Dortmund lebende Sander hat ein Buch dazu herausgegeben. Es ist unter dem Titel “Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr” im PappyRossa Verlag erschienen.

Aus der Buchankündigung des Verlages:

„Zum Beispiel Krupp. Der Konzern habe sich stets um einen humanen Kapitalismus bemüht, berichtete das Fernsehen zum 200jährigen Firmenjubiläum. Ob da auch an die zwölf Jahre nach 1933 gedacht war? Das letzte Tabu sei gebrochen, hatte es mit Blick auf die verdienstvolle Ausstellung “Die Verbrechen der Wehrmacht” geheißen. Aber “blinde” Flecken blieben trotzdem. So in einem Bereich, der weniger lautstark diskutiert wird, jedoch mindestens ebenso wichtig war für die Funktionsweise der faschistischen Herrschaft in Deutschland wie die Wehrmacht: Die Rolle von Wirtschaftsführern und Unternehmen bei faschistischen Planungen für Krieg und Massenmord, als Akteure und insbesondere als Profiteure. Das Buch stützt sich auf selbstrecherchiertes Material von Geschichtswerkstätten und VVN-BdA, um an Verbrechen der wirtschaftlichen Eliten an Rhein und Ruhr zu erinnern: Von Abs bis Zangen, von Flick bis Quandt, von IG Farben bis Oetker-Pudding, von Arisierung bis Zwangsarbeit. Und auch Krupp wird nicht vergessen.“

Ulrich Sander (Hrsg.): “Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr”, PapyRossa Verlag, 348 Seiten, 16,90 €

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asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

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