Inzwischen ist Thomas Pikettys Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ auch in deutscher Übersetzung erschienen und im Buchhandel zu erwerben. Pikettys Buch hat einen wahren Hype ausgelöst. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman nannte es „eine Erleuchtung“. Er spricht gar von einer Piketty-Revolution. Krugman ist sich sicher, das Buch werde die Art, wie wir über unsere Gesellschaft denken sowie die Wirtschaftswissenschaften verändern. Der Papst („Diese Wirtschaft tötet“), wird gemunkelt, ist gerade dabei Pikettys „Capital“ zu lesen. Was ist dran an diesem Piketty?
Dieser Frage u.a. ging Professor Heinz-J. Bontrup von der Westfälischen Hochschule Recklinghausen gestern auf einer Veranstaltung von Attac Dortmund und dem Nachdenktreff in der Auslandsgesellschaft Dortmund nach. Der Saal platze beinahe aus den Nähten. Zusätzliche Stühle mussten gestellt werden.
Die Formel r > g
Thomas Piketty hat – wie es bis jetzt keiner der tonangebenden Ökonomen getan hat – mit seinem Buch die langfristige Entwicklung von Einkommen und Vermögen in den westlichen Ländern untersucht. Und zu diesem Behufe ist er tief in die Geschichte zurückgegangen und hat wohl gewiss viel Aktenstaub gefressen. Herausgekommen ist eine umfangreiche Datensammlung. Mit der weist er nach: wenn Profite und Einkommen größer sind als das Wachstum der Wirtschaft, verstärkt sich die gesellschaftliche Ungleichheit. Konkret wird das durch die Formel r > g abgebildet:
„Sobald die Kapitalrendite („r“) größer als das Wirtschaftswachstum („g“) seien, also „r > g“, trete diese Entwicklung ein. In der Geschichte sei r in der Regel größer gewesen als g, im 19. Jahrhundert sei dann erstmals g > r gewesen. Allerdings hätten Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Zeit des Ersten Weltkriegs die Kapitaleinkünfte gegenüber dem Wirtschaftswachstum stark zugenommen. Die starke Ungleichheit dieser (in Europa Belle Époque und in den USA Gilded Age genannten) Ära sei dann durch den Ersten Weltkrieg vorerst beendet worden. Dieser sowie die Great Depression und der Zweite Weltkrieg hätten zu einem Abbau der Vermögenskonzentration geführt und somit dazu, dass das Wirtschaftswachstum größer als die Kapitaleinkünfte gewesen sei (g > r). Diese Entwicklung habe Ende des 20. Jahrhunderts aufgehört.“ (Quelle: Wikipedia)“
Dem Kapitalismus sorgt immanent für Ungleichheit
Eingangs seines Referats wies Bontrup daraufhin, dass der Kapitalismus immanent für Ungleichheit sorgt. Piketty, So Professor Bontrup, warne davor, „dass der Kapitalismus sich womöglich selbst immanent zerstört“. Der französische Ökonom sei „ein Kapitalismusfreund“ - wie sich Piketty selbst in einem Interview bezeichnet habe. Ähnlich also wie der Brite John Maynard Keynes. Piketty mache deutlich, dass ein unregulierter Kapitalismus unweigerlich zu steigender Vermögenskonzentration führt. Starke Vermögenskonzentration führe nicht nur zu einer stagnierenden Wirtschaft, sondern sei eine Bedrohung für die Demokratie. Piketty kritisiert den ausufernden Kapitalismus heftig, will ihn aber wieder mittels Leitplanken unter Kontrolle bringen, damit die Demokratie nicht unter die Räder kommt. Vulgo: Piketty will den Kapitalismus vor sich selber retten, damit der nicht den Ast, auf dem er sitzt, absägt.
Piketty mache einfach deutlich, dass der Kapitalismus, dem Krisen immanent sind, die Ungleichheit fördert. Empirische Studien belegten, „dass das kapitalistische System immer mehr aus den Fugen gerät“ und „dass das Einkommen und das Vermögen sich immer mehr (meint bei Wenigen; d. A.) konzentriert“. Die Schere zwischen Arm und Reich spreizt sich immer mehr. Wie es „ja immer mehr Menschen – auch in der Bundesrepublik Deutschland – in Summe eines der reichsten Länder der Erde (Bontrup)“ - spürten. „Der berühmte Mittelstand, der Mittelstandsbauch“, werde „immer mehr von den Rändern her angefressen und zerstört. Heinz-J.Bontrup: „Dann wird natürlich eine Gesellschaft nervös. Vor allen der deutsche Mittelstand wird nervös, fühlt sich immer mehr bedroht … von dieser Entwicklung der Ungleichheit“.
Der Mensch, der nicht nachgefragt wird, hat unter kapitalistischen Bedingungen keinen Wert
Dann referierte Bontrup an einer Tafel weiter. Notierte oben den BPW (Bruttoproduktionswert), minus „Vorleistungen“ ist gleich „Wertschöpfung“. Bontrup gab zu bedenken: „Ohne Menschen gibt es kein Neuwert, keinen Mehrwert, gibt es kein Überschussprodukt.“ Nun kam der Professor zur Verteilungsfrage. „Wer erhält von der Wirtschaft und wie viel? Alle wollten natürlich partizipieren.“ Bontrup zitierte den Moralphilosophen Adam Smith aus dem Jahre 1776 sinngemäß: Was der eine bekommt, könne der andere nicht mehr haben. „Der immanente Widerspruch einer kapitalistischen Ordnung“, so der Referent. „Steigt der Profit, gibt es weniger Lohn; das ist das Gesetz, aber gleichzeitig das Paradoxon.“ Der Mensch, der nicht nachgefragt werde, habe unter kapitalistischen Bedingungen keinen Wert. Deshalb könne eben auch „der Arbeitslose jederzeit diskreditiert und als faul bezeichnet werden“.
Heinz-J.Bontrup: Natürlich wolle aber der Lohnabhängige seinen Anteil an der Wertschöpfung. Werde dieser Anspruch bei Tarifverhandlungen angemeldet und halbwegs in einer Lohnerhöhung umgesetzt, dann sei die oft die Tinte unterm Tarifvertrag noch nicht trocken und der Zugewinn dahin. Weil das Paradoxon, der Widerspruch schon wieder da sei.
Shareholder-Value schlug wie eine Bombe ein
Nach der Wertschöpfungsart „Lohn“, kommen der „Zins“, „Miete“ und „Pacht“, sowie der „Gewinn“. Davon hätten Lohn, Zins und Pacht stets einen „Doppelcharakter“. Zum Beispiel der Lohn: Der Arbeiter sieht darin ein Einkommen, für den Unternehmer aber ist der Lohn ein Kostenfaktor. Beim Zins: Für den, der den Zins erhält, ist dieser Einkommen, für den Kreditnehmer sind es Kosten. Ebenso gelte das für Miete und Pacht: Doppelcharakter. Ausschließlich der Gewinn habe keinen Doppelcharakter. Er sollte eine Restgröße sein. Beim Unternehmer könne eben am Ende ein Gewinn oder ein Verlust stehen. Das „unternehmerische Risiko“ ist zu tragen. Nun aber am Bontrup zum Knackpunkt: „Diese normale kapitalistische Logik ist spätestens durchbrochen worden, Mitte, einige sagen, Anfang der Neunziger Jahre … beigetragen von Alfred Rappaport 1986 in den USA verlegt worden unter – völlig langweiliger Titel“: „Shareholder-Value“. Zunächst habe das Buch gar keine Verbreitung gefunden. Doch nachdem es ein Journalist der „New York Times“ mal richtig gelesen hatte, sei es weltweit „wie eine Bombe“ eingeschlagen.
Wieso ist der Gewinn in der kapitalistischen Logik eine Restgröße?
„Da steht nämlich drin“, erklärte Heinz-J. Bontrup: „Wieso ist der Gewinn in der kapitalistischen Logik eine Restgröße? Wieso werden kontraktbestimmte Einkommen vorher vergütet? Wir drehen das Ganze um. Wir machen die drei (Lohn, Zins, Miete/Pacht; d. A.) zur Restgröße und der Gewinn wird vorab bestimmt.“ Erinnern wir uns an den „berühmten Satz von Ex-Deutsch-Bank-Sprecher Josef Ackermann: Ab sofort beträgt die Rendite der Deutschen Bank 25 Prozent.“? Bontrup: Das ist die Umkehrung der kapitalistischen Logik, die Restgröße Gewinn vorab zur determinierten Größe zu machen. Und alle andern drei zur Restgröße zu machen.“ Miete- Zins-, und Pachtempfänger aber hätten das nicht mit sich machen lassen. „Dann haben sich die drei verbündet und haben alle dahin geguckt“ - Professor Bontrup zeigt auf die Tafel. Und da steht Lohn. Die drei hätten gesagt: Die Position machen wir zur Restgröße.
Piketty zeige dies sehr gut an seinen empirischen Daten: „Das ist Mitte der Siebziger Jahre“, als in den hochentwickelten kapitalistischen Ländern durchaus eine Umverteilung von oben nach unten stattgefunden habe. Das Kapital aber habe das ab Mitte der 1970er Jahre nicht mehr akzeptiert. Man drehte, so Bontrup, „an dieser Verteilungsschraube“. Das kapitalistische System wurde sozusagen umgeschwenkt auf die Straße des Neoliberalismus (ein Begriff, der eigentlich falsch sei, aber sich eingebürgert habe). Heinz-J. Bontrup nennt es „die Umkehr der kapitalistischen Logik“. Beobachten können man das auch an „der Prekarisierung der Arbeitsmärkte“. Was „nur unter der Bedingung von Massenarbeitslosigkeit“ habe ins Werk gesetzt werden können. Hinzu sei die Schwäche der Gewerkschaften gekommen.
All das führte „zu eine Aufspaltung der Gesellschaft“. Bontrup: „Die neoliberale – ich nenne sie jetzt auch mal so – Umkehr war voll erfolgreich.“ Im Sinne des Kapitals, versteht sich: „Sie wollten die Umverteilung von unten nach oben. Und das haben sie geschafft.“
Ist Verknappung eine Lösung?
Solange die Wertschöpfung halbwegs gerecht funktioniere, sei „alles gut“. Was knapp werde, werde teuer. „Wen der Faktor Arbeit knapp wäre“, so Bontrup, „dann würde natürlich aus der Wertschöpfung hier (und er zeigt auf „Lohn“ auch viel ankommen. „Faktor Arbeit ist aber nicht knapp.“ In den Siebziger Jahren habe es geheißen: „Arbeit wird so billig wie Dreck.“ Gerade erlebe man, griff Heinz-J. Bontrup die jüngsten Streiks der Lokführer und der Piloten auf, dass Arbeit, die man auch – hier über Streik – verknappen könne zu Lohnerhöhungen führen könne. Und an dieser Stelle – wer will es dem Professor aus Recklinghausen verübeln? - kam Bontrup geschickt auf seine gemeinsame Arbeit „mit dem Kollegen Mohssen Massarrat“, zu sprechen: „Arbeitszeitverkürzung jetzt! 30-Stundenwoche fordern!“, erschienen im pad-Verlag.
Nebenbei bemerkt: Wenn aber Professor Bontrup den Gewerkschaften und damit den Arbeitnehmern zuruft „Verknappt euch!“ und meint, damit sei alles gut, dann hält das ein anderer Professor, nämlich der Ex-Chefvolkswirt der UNCTAD, Heiner Flassbeck, schlichtweg für „Unsinn“ (siehe hier). Im Moment befinden sich beide Professoren im Disput über das Thema Arbeitszeitverkürzung.
Recherchen bis zurück ins 18. Jahrhundert
Zurück zu Piketty: Der ist für sein Buch mit seinen Recherchen bis zurück ins 18. Jahrhundert gegangen. "Dafür" lobt Bontrup, „müssen wir ihm dankbar sein“. Schließlich hätte allen Ökonomen vor Thomas Piketty dieses Datenmaterial nicht zur Verfügung gestanden. Smith, Ricardo oder Karl Marx, „die hatten ja kein Datenmaterial.“ Sie hatten nur ihre Intuition, die reine Theorie „ohne jegliche Beweisführung“. Piketty aber fraß Akten, machte wie er selbst sagte, eine „Schweinearbeit“, um die Daten empirisch zusammenzustellen. Professor Bontrup zitierte Piketty betreffs des derzeitigen Agierens des real existierenden Kapitalismus: „Das kann so nicht fortgeschrieben werden.“ Heinz-J. Bontrup hat bereits eine Rezension („Pikettys Kapitalismus-Analyse. Warum die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden“); neben anderen Texten hier) zu Pikettys vielbeachtetem Werk veröffentlicht.
Die Staaten verstanden Botschaft des Kapitals
Und der Staat, die Staaten? Ja, sagte Bontrup, die hätten dem Kapital versichert: „Wir haben eure Botschaft verstanden.“ Hieß auf der Kapitalseite, „Ja, ihr habt die Botschaft verstanden. Dann handelt bitte auch danach.“ Und alle Parteien – die Sozialdemokratie mit einbezogen (Bontrup: „Ich hätte das ja nicht für möglich gehalten.“, Stichwort: Gerhard Schröder) – hätten gehorcht. In unserem Land liefe „eine Volksverdummung“. Mit sozialer Marktwirtschaft habe das ja alles nichts mehr zu tun. Benötigt werde „eine adäquate Steuer- und Abgabenpolitik“. Die heutige Politikergeneration habe den Begriff der sozialen Marktwirtschaft „auf den Kopf gestellt“. Sie hätten so die Gesellschaft unsozialer und ungleicher gemacht.
Piketty: Einst gab es eine Politikerklasse, die anders dachte
Piketty erinnere nun aber daran, dass wir nach dem Zweiten Weltkrieg einmal eine andere Politikerklasse gehabt. „Die haben anders gedacht. Das sind dann solche Begriffe entstanden, wie Rheinischer Kapitalismus (Leben und leben lassen). Davon hat man sich verabschiedet. Professor Bontrup: „Darum hat es ja auch noch einmal eine Abspaltung von der SPD gegeben!“ Eine Partei wie die SPD könne das auch gar nicht aushalten. Bontrup: „Man müsse kein großer Prophet sein. Nach dieser Periode der Großen Koalition kriegt sie noch 15 Prozent.“ Immer mehr Splitterparteien hätte das zur Folge. Auch die CDU sei davon betroffen (AfD!).
„Der deutsche Michel denkt so“, stellt Heinz-J. Bontrup resigniert fest. „Kleinkariert. Spießig. Die Mittelschichten hier in Deutschland denken so. Sie fühlen sich bedroht.“ Wir bekämen es nicht hin, die eigentliche Ursache für diese Umverteilung von unten nach oben zu beseitigen: „Die Massenarbeitslosigkeit.“ Keiner rede mehr darüber. Stattdessen höre man, dem deutschen Arbeitsmarkt sei es noch nie so gut gegangen wie heute. „Das ist eine blanke Lüge!“ Bontrup: „In Deutschland fehlen 10 Milliarden Arbeitsstunden. Bei einem Volumen von 56 Milliarden!“
Niemand will Steuern erhöhen
Gerade im öffentlichen Sektor sei Luft nach oben. Aber niemand wolle die Steuern erhöhen, was nötig wäre. Nach dem Desaster bei den letzten Wahl redeten nun auch die Grünen nicht mehr von Steuererhöhungen. Obwohl sie „ein vernünftiges Steuerkonzept“ vorgelegt hatten. Aber da sei eben der deutsche Michel vor.
Der Arbeitsplatzabbau, prophezeite Bontrup, werde massiv voranschreiten, weil die Robotertechnik „bis in den tertiären Bereich vordringen werde“. Ingenieure redeten bereits von „der Fabrik 4.0“. Roboterfabrik. „Da ist nichts mehr zu erwarten.“ Oswald von Nell-Breuning habe, und Professor Bontrup wendet sich an den anwesenden Peter Rath-Sanghakorn (pad-Verlag), einst zu diesem gesagt: „Mein junger Freund“, als man damals über die 40-Stundenwoche diskutierte, „fünf Stunden reichten eigentlich heute schon.“
Heinz-J. Bontrup: „Die Verdummung läuft auf Hochtouren“
Je mehr sich die Kapitalisten nähmen (und den anderen dabei wegnehmen), desto mehr sägten sie an ihrem eigenen Ast. Den Verzicht übenden Leuten würde dann erzählt, dafür entstünden Arbeitsplätze. „Die Verdummung läuft auf Hochtouren“, meint Bontrup: „Und die Medien haben große Schuld auf sich geladen.“ Sie hätten das nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ in die Köpfe der Menschen gehämmert.
„Wir müssen endlich zur Besinnung kommen!“
Sonst befürchte er, Bontrup, wie Piketty oder andere Ökonomen abseits des Mainstreams, das uns „ansonsten das ganze Ding um die Ohren fliegen“ wird. „Und“, denkt der Professor, „das wird auch nicht mehr lange dauern.“ Nichts sei seit der Finanzkrise gelöst. Wieder hätte das Kapital die Politik geknebelt: „Ihr werdet die ganze Last der Finanzkrise aufs Konto Staatsverschuldung buchen!“ So machten man aus einer Bankenkrise eine Staatsschuldenkrise. Daraus folgte die Austeritätspolitik. „Ein Bastard-Keynesianismus.“ Nun fehle das Wachstum.
Bontrup erinnert sich noch gut an die Finanzkrise und das Auftreten der leichenblassen Kanzlerin Merkel und ihres Finanzministers Steinbrück: „Ihre Ersparnisse sind sicher.“ Das waren sie ohnehin. Jetzt merkten sie, dass „diese Rechnung des Bastards nicht aufgeht. Oder nur kurzfristig. „Nun sind sie wieder am Ende.“ Restgrößen (Lohn, Soziales) würden wieder mehr unterdrückt. Es werde gekürzt und noch Flexibilisierung gefordert. Aber welcher Unternehmer wolle denn investieren? – sein Gewinn ist ohnehin gestiegen. „Unternehmerische Freiheit - niemand kann den Unternehmer zwingen irgendeinen Arbeitsmarkt nachzufragen.“
Pikettys brutale Lösung
„Wo ist die Lösung? „Piketty hat 'ne brutale: drastische Besteuerung der Reichen und Vermögenden.“ Da aber sage die SPD nein und auch die Grünen würden mit einem Nein abwinken. Die CDU/CSU und auch die FDP sage nein. Einzig die Linkspartei sage ja. Doch die bleibe marginal. Nein, keiner wolle etwas ändern und lieber „sehenden Auges in den Abgrund laufen“. Weitere Segmentierung und auch Verelendung der Gesellschaft werden die Folge sein. Bontrup: „Wo das endet? Ich weiß es nicht. Die Menschen werden ja weiter da sein.“ Abschließend meinte der Referent: „Eins ist mal klar. Natürlich ist in der Ökonomie immer nicht der absolute Begriff der entscheidende, sondern der relative. Freilich ginge es uns „relativ besser“ als den europäischen Krisenstaaten.
Über unsere Verhältnisse gelebt? Von wegen!
Eine Arbeitslosigkeit wie in Spanien oder Griechenland mag sich Bontrup hier nicht vorstellen. Wie würde da der deutsche Michel reagieren? Und stellte fest: „Wir leben auf Kosten der anderen Länder. Wir exportieren, obwohl wir Massenarbeitslosigkeit selbst im Land haben!“ Und exportierten damit die Arbeitslosigkeit. Eine Gesellschaft, die mehr exportiert als importiert, lebt unter ihren Verhältnissen. Bei den Griechen sei es umgekehrt gewesen: das Land lebte über seine Verhältnisse. Und Merkel betone, wir hätten über unsere Verhältnisse gelebt! Wir konnten mehr exportieren als importieren. Bontrup: „Der Saldo ist null.“
Wir würfen den Griechen ihre Fehler vor. Bontrup: „Was wäre denn gewesen, wenn die gesamten Volkswirtschaften nicht mehr importiert als exportiert hätten? Dann hätten wir auch nicht mehr exportieren als importieren können.“ Hier wäre massiv Nachfrage ausgefallen. „Dann hätten wir nicht fünf bis sechs Millionen Unterbeschäftigte im Land gehabt, sondern zehn Millionen. Dann bin ich mal auf die Antwort von den Dumpfbacken gespannt, was dann in diesen Land in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren passiert wäre!“
Das Ausland hat sich verschuldet. Was wäre, wenn es sich nicht verschuldet hätte?
In diesen Jahren seien riesige Vermögenszuwächse in der BRD zu verzeichnen gewesen. Uns geht’s gut, sagt Merkel. Soll doch einmal jeder von uns gucken, wo sein Anteil daran geblieben ist! Auf der einen Seite Verfall, Niedergang, Massenarbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und die Reichen werden trotzdem eklatant reicher. Angesichts dessen könne man eine Aussage, wonach wir Deutschen über unsere Verhältnisse gelebt hätten, einfach nicht mehr fassen, schüttelt Bontrup den Kopf. „Aber diese Aussage verfängt in den Massen. Wir müssen alle ins Büßergewand. Weil: wir haben über unsere Verhältnisse gelebt. Bei einem Zuwachs des Vermögens, des Reichtums von 2,2 Billionen Euro!“ Und: „Die Hälfte der Haushalte hat nichts. Wenn sie sterben, ist der Haushalt in zwei Stunden abgewickelt.“
Das Ausland hat sich verschuldet. Was wäre, wenn es sich nicht verschuldet hätte?
Bontrup beendete sein Referat mit Shakespeares Kaufmann von Venedig, der „von dem erbärmlichen Schuldner die Schulden einfordert. Der Richter sagt: 'Schuldner, begleiche deine Schuld'. Der Schulder sagt: 'Ich kann sie nicht begleichen'. Der Kaufmann sagt: 'Dann soll man ihm ein Kilo aus dem lebendigen Körper schneiden, damit er seine Schuld begleicht, dieser erbärmliche Schuldner'. Der Richter sagt: 'Ja, du hast Recht. Aber er schuldet dir nicht auch noch sein Blut:.' Und Professor Bontrup fragt in die Runde: „Was tun wir zur Zeit in Griechenland? Wir fordern mehr als Blut.“
Heinz-J . Bontrups Fazit
„... nach seinem Buch (Pikettys Buch, d. A.) und der
auf Fakten beruhenden langfristigen empirischen Beweisführung (kann) endgültig niemand mehr behaupten, der Kapitalismus sei ein auf Leistung basierendes gerechtes Wirtschaftssystem. Die Linken wussten schon
immer, dass dies falsch ist. Hoffentlich akzeptieren dies jetzt endlich auch die Rechten und die Liberalen, um wirklich eine bessere Welt für alle zu schaffen.“
Ob das augenblicklich einen wahren Hype auslösende Buch von Thomas Piketty diese Akzeptanz bewirkt, ist indes fraglich. Zu wünschen wäre es. Denn die Wand, auf die wir zu rasen kommt täglich näher.
Piketty, Thomas
Das Kapital im 21. Jahrhundert
2014. 816 S.: mit 97 Grafiken und 18 Tabellen. Gebunden
ISBN 978-3-406-67131-9
Auch als E-Book lieferbar.
Von Thomas Piketty. Aus dem Französischen von Ilse Utz und Stefan Lorenzer
Erschienen: 07.10.2014, sofort lieferbar!
29,95 € inkl. MwSt.
Dazu:
Heinz-J. Bontrup: Pikettys Kapitalismus-Analyse. Warum die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. pad-Verlag, Bergkamen, 61 Seiten, 5.-- Euro
Bezug: pad-verlag@gmx.net
Kommentare 29
Lese auch gerade Piketty und finde ihn beinahe zu glatt und elegant. Was wohl eine Wirtschaftszeitung ähnlich sah:
http://666kb.com/i/csvqtj8feyfe6cmot.jpg
"Die Linken wussten schon immer, dass dies falsch ist. Hoffentlich akzeptieren dies jetzt endlich auch die Rechten und die Liberalen, um wirklich eine bessere Welt für alle zu schaffen.“
Ein solcherlei schmal- bis schwachbrüstiges Fazit tut mehr als weh! Wir wissen es jetzt, ok! Allmählich wird es jedoch Zeit, mal "Butter bei Fiche" zu liefern, Ideen zu präsentieren, wie dieses "marode System" der galoppierenden Schwindsucht kurz vor dem finalen Blutsturz nicht nur palliativ sondern kurativ einer Therapiel zugeführt werden kann und sollte, müsste.
Zwischen der ein oder anderen Zeile hier im Beitrag und auch beim Parallel-Beitrag von JP (obwohl teilweise bis stark gegenläufig?) tauchen einige Hinweise in diese Richtung auf. Zu allererst muß/müßte im politischen Bereich ein tangentialer Anstoß erfolgen, obwohl dort der "point of no return" mir längst überschritten zu sein scheint. Vielleicht wäre es evtl. doch noch möglich, den flächendeckenden Tiefschlaf zu beenden. Ein Gedanke: es ist längst nach zwölf Uhr mit der Sozialdemokratie. Also raus aus dieser kastrierten, amputierten Pseudo-Partei, jedes Mitglied tritt aus dieser Partei aus, genauso wie aus diesen Pseudo-Gewerkschaften. Dann wollen wir doch mal sehen, wie lange dieses künstliche Koma bei diesen "Schwachmaten" noch anhält. Nur "action bringt satisfaction"!
Die Themen Mittelschicht, kalte Steuerprogression, Rentenniveau, Erbschaftsteuer wie auch das Thema Steueroasen müssten m.E. endlich einmal im größeren Zusammenhang diskutiert werden. Dass die Ungleichheit bzw. soziale Spaltung bzw. wie auch immer man das benennen mag ("Die Armen werden immer ärmer, dir Reichen werden immer reicher") seit Jahren zunimmt, dürfte wohl nicht strittig sein. Trotzdem wird von Vertretern beider Seiten immer wieder gegenteilig argumentiert. Und dass jetzt die Rentenanpassungs- und Mindestlohngegner wieder aus ihren Löchrrn kommen, war absehbar. Zu diskutieren wäre aber, wer hier tatsächlich wen oder was verfrühstückt. Die Grundfrage ist: wohin steuert eigentlich unsere Gesellschaft in der Frage einer gerechten und angemessenen Einkommens- und Vermögensverteilung? Wer hat wann beschlossen, dass wir heute in Bezug auf Einkommens- und Vermögensverteilung genau da stehen, wo wir stehen? Wer legt heute fest, wo wir morgen stehen wollen? Mit welchen Maßnahmen? Um diese Grundfragen drückt sich unsere Politik herum und beschließt bzw. unterlässt Maßnahmen, die letztlich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen, obwohl das kein Politiker so benennt und zugibt. Jetzt wollen wir wenigstens mal hoffen, dass das Bundesverfassungsgericht auch bei der Erbschaftsteuer mal wieder eine verfassungskonforme Wegweisung gibt. Ansonsten: wo bleiben die vollmundig angekündigten Maßnahmen gegen Steuerbetrug und Steueroasen? Wenn Gabriel und die SPD und neuerdings auch Wirtschafts-und Arbeitnehmerflügel der CDU in diesem Sinne das Thema kalte Steuerprogression aufgreifen sollten, wäre das wirklich ein längst überfälliger Meilenstein. Dass sich jetzt auch die Deutsche Bank arbeitnehmerfreundlich gibt, klingt ja fast nach einer Sensation. Mein Tip: Hören Sie mal an, was Sigismund Ruestig dazu auf YouTube gesagt bzw. gesungen hat (nach der Wahl ist vor der Wahl): http://youtu.be/0zSclA_zqK4 Viel Spaß beim Anhören! Singer Songwriter Sigismund Ruestig
Erstmal sehr herzlichen Dank für den klasse Bericht.
Es ist nicht alles ganz neu, aber prima zusammengefasst zu Kernsätzen, die ich mir gleich rauskopiert habe.
Diese Formel mit der Rendite und dem Wirtschaftswachstum.
Und die Geschichte mit den "Restgrößen".
Was aber herrlich ist: Der ungebrochene Zorn des Professors wird auch mit transportiert.
Und - das stimmt leider- die Schlussfolgerung ist ein bisschen dünn.
Egal trotzdem: Ist schon spannend, wie das Buch hier erläutert und nahegebracht wird.
Nochmal Danke
Magda
Für Lesefaule gibt es gerade dienstags auf Arte die Serie "Der Kapitalismus" . Derzeit abrufbar die Dolgen 3 (Ricardo & Malthus) und 4 (Marx):
http://www.arte.tv/guide/de/044979-003/der-kapitalismus-3-6?autoplay=1?autoplay=1
Die Folgen 1 & 2 (Adam Smith) hier:
https://www.youtube.com/watch?v=yaLCD6XlIEY
@Sigismundruestig: Vielen Dank für den Kommentar und den Liedbeitrag. Dem wünsche ich weitere Verbreitung. Passt in die Zeit. Und zum Thema.
Herzliche Grüße
ansansörpress35
@MAGDA Danke für die freundliche Resonanz!
Herzliche Grüße
asanoerpress35
Guter Kommentar - danke.
Ich sah Piketty am 4. Juli in der AK-Wien. Sehr sympathisch und auch in etlichen Passagen sehr erhellend - wie z.B. "alles was die Ökonomen nicht ... wissen - setzen sie als "Konstante" ... an" - das hört man sonst wohl von keinem "Experten" ;-)
Hier ein Link zu ein paar Passage - https://www.youtube.com/results?search_query=aerbeiterkammerwien%2Bpiketty
Was mir bei ihm fehlte (teilweise auch in Bontrups Kommentar, ist ganz einfach:
Mein Vermögenszuwachs = Dein Schuldzuwachs..., d.h. was Piketty vermissen liess - ist ganz einfach die andere Seite der Bilanz . . . Bontrup weiß dies natürlich.
Auch den Zins - der ja ein wesentlicher Umverteilungsfaktor ist - 80-90% der Menschen sind ja Zinszahler und nicht -empfänger . . . - ließ Piketty vermissen.
Und wieso er - obwohl durch die Bank of England als auch Martin Wolf (FT-News York) konkret angesprochen - das 100%ige Schuldgeldsystem überhaupt nicht mal erwähnte (Thomas Mayer, ex Hedgefondsmanager und ex-Chefökonom der DB schrieb gerade auch ... ein Buch - und turnt durch die Mainstream-Gazetten ?!) . . . bleibt mir ein Rätsel.
Zumindest das Letztere ... hat Piketty mit den ganz normalen Ökonomen gleich - den Bofinger vom SV-Ratr wies schon 2009 darauf hin, dass der Finanzsektor in k e i n e m (!) ... ökonomischen Model vorkomme ...
Zwischen ca. 1914-2014 soll das Wachstum größer als die Rendite gewesen sein - moniert Bofinger in derZEIT - und bewies einmal mehr, dass er nicht mal das Buch gelesen hatte: denn es ist ja immer der Gewinn (Rendite) v o r Steuern entscheidend - und nie nach Steuern . . .
der
Habe die Folgen 3 und 4 gesehen... Prädikat : besonders empfehlenswert.
ich habe leider nicht sehr viel Marx und Engels gelesen.
einige vorträge nach 1991 von Kutschinski.
Pikettys schreibt da nichts besonderes neues, es ist schon den alten klassikern vorbehalten den kapitalismus in seinen bis heute bestehenden entwicklungsformen zu beschreiben . ganz einfach
der kapitalist produziert den strick an dem man ihn aufhängt.
Piketty ist ein phantast wenn er denkt kapitalismuß kann man regulieren. dann ist es kein kapitalismuß mehr. er ist ein kapitalistischer sozialspinner.
ich kenne einen reichen idioten der 3 monate durch die alpen eanderte, als alibi . zum wohl der völker . da werden sich aber die hungernden in indien freuen dass ei reiches arschloch aus amerike für solch eine wanderung opfert. so wie Piketty der gute kapitalistenfreund
Wir müssen das Kapital endlich von einer anderen Seite betrachten. Es ist im kulturellen Gedächtnis als ein Schweigegelübte verankert. Das Individuum versucht sich von unliebsamen Erinnerungen und Gefühlen abzuspalten und vereinbart schon in der Kindererziehung , dass daran auch nichts gerüttelt wird. Was übrig bleibt ist dann ein abstrakter Geldanlage Rest. Wenn die Gesellschaft dieses Tabu abbauen kann, dann wird auch das Geld weg sein. Wir vernachlässigen wie die Waren entstehen oder woher jemand sein Geld bekommt. Und lustigerweise ist der fairtrade Kaffee so verbreitet (Koffein vertreibt Mitgefühl) . Vielleicht muss ja das Mitgefühl so punktuell sein, dass alle die darauf verzichten mögen dann davon ausgeschlossen sind. m.E. ist das Geld die Erinnerungsspur von Meteoriten (der Drache der die Sonne verschluckt hat, die golden Kugel die dann gesucht wurde) und wird mit der Notwendigkeit dies zu erinnern ohne es wissen zu dürfen im Einschlag des Geldes im Kollektiv weiter gereicht. In der Abstraktion kann da nichts erreicht werden, weil das Trauma in seinem nicht gewußten, weil abgespaltenen Gefühl zuerst erreicht werden muss. Mitgefühl schaffen anstatt nur im Verstand nach Verständnis rufen ist meine Devise.
Danke! Guter Artikel.
Ich sehe keine Chance was zu ändern. Wir können lediglich versuchen, wenigstens das Wissen um die Verhältnisse in die normale Bevölkerung zu tragen. JEDER sollte mal was davon gehört haben.
Selbst alternative politische Parteien gibt es nicht wirklich, die AfD ist eine "neoliberale" Besitzstandswahrerpartei, die Linke ist zwar sozial, aber momentan zu internationalistisch fixiert um das Problem wenigstens national anzugehen (und international werden sie nichts ausrichten können). Bei sonstigen rechten Parteien fehlt imho das KnowHow und der Fokus ist auf sekundäre Probleme ausgerichtet (Zuwanderung etc.)
Es wird gewalttätig eskalieren, davon gehe ich mittlerweile aus. Immerhin ging es den D bis zum Schluß noch relativ gut...
Danke, dass Sie mir die Bewertung abgenommen haben! Ich habe es mal offengelassen, schließe mich aber an. Und finde die ersten beiden Folgen auch sehenswert und ausgesprochen informativ.
Zuerst: das mit der Badewanne war eine Spontanreaktion. Ansonsten habe ich mich in den Ausführungen sehr wohl weiter gefunden.
Es wird gewalttätig eskalieren, davon gehe ich mittlerweile aus. Immerhin ging es den D bis zum Schluß noch relativ gut...
Kein Widerspruch, allerdings erhebliche Zweifel! Denn dieser Eskalation wird längst mit allen Mitteln entgegen gewirkt. Da muß man nur den verkrampften Unterkiefer des ein oder anderen Innenministers zur Kenntnis nehmen. Der Unterkiefer kann das Losprusten bei so manch einer Aussage, die den Lippen entschlüpft, kaum noch zurückhalten.
All denjenigen, die sich mit solcherlei Überlegungen (Eskalation etc.) auseinandersetzen, empfehle ich immer wieder gerne die Lektüre des Buches "Super sad... " von Gary Shteyngart. Es reichen die letzten 100 Seiten.
Youtube Video-Auswahl zum Thema (ungeprüft!):
1. Piketty (englische Videos, es gibt auch welche auf Französisch):
Capital in the Twenty-First Century [Slides+Audio]
https://www.youtube.com/watch?v=oXYIYDnuSXo
Thomas Piketty: Capital in the Twenty-First Century
https://www.youtube.com/watch?v=Ldeie7GMj_c
Inequality and Capitalism in the Long Run (November 3, 2011)
https://www.youtube.com/watch?v=qjKmbTBecGU
Inequality and Capitalism in the Long Run (November 3, 2011)
https://www.youtube.com/watch?v=smoN1MFKOps
The Huffington Post Live - Elizabeth Warren & Thomas Piketty Discuss Nature & Income Inequality.
https://www.youtube.com/watch?v=uEYAS5U5Wuk
2. Zu Piketty:
Michael Hudson: Situation worse than Piketty describes
https://www.youtube.com/watch?v=uv6kEd9C9CM
3. Zur ARTE-Serie:
The Economist as Philosopher: Adam Smith and John Maynard Keynes on human nature, social progress... von London School of Economics and Political Science (LSE)
https://www.youtube.com/watch?v=kraBLXWrE2Y
Wer Marx umfassend studieren mächte, kann es hier tun:Reading Marx's Capital with David Harvey
https://www.youtube.com/user/readingcapital
Kürzer geht es vermutlich hier:
The 17 Contradictions of Capitalism
https://www.youtube.com/watch?v=AULJlwoI3TI
Oder hier:
23 Things They Don't Tell You About Capitalism von London School of Economics and Political Science (LSE)
"Pikettys schreibt da nichts besonderes neues, es ist schon den alten klassikern vorbehalten den kapitalismus in seinen bis heute bestehenden entwicklungsformen zu beschreiben . ganz einfach"
Offenbar belegt er es aber empirisch über einen langen Zeitraum, das scheint in der Qualität neu zu sein und hebt das Ganze auf ein neues Level, jenseits vermeintlich plausibler Überlegungen.
"Piketty ist ein phantast wenn er denkt kapitalismuß kann man regulieren. dann ist es kein kapitalismuß mehr."
Nur eine Frage der Definition. Leider ist es so, dass alle alternativen Gesellschaftsentwürfe schwächer waren, von der Leistungsfähigkeit her, vom Umweltschutz her und auch von der Demokratie her.
Der Versuch einen stabilen demokratischen "Kapitalismus" (oder wie immer du das dann nennen willst) hinzubiegen, ist daher naheliegend.
"dass der Finanzsektor in k e i n e m (!) ... ökonomischen Model vorkomme ... "
Yup, bisher. Kennst du als Interessierter vielleicht schon, falls nicht, sei hier nochmal darauf verwiesen: der Quereinsteiger Heribert Genreith versucht diesen Missstand mit seiner makroökonomischen Feldtheorie zu beseitigen. Was auch sehr vernünftig und mathematisch umfangreich fundiert daherkommt (ich habe das Buch, aber bisher leider nur die Hälfte verstanden :-) Einen unglücklicherweise sehr gehetzten Vortrag des Themas gibts kostenlos bei youtube.
"Zwischen ca. 1914-2014 soll das Wachstum größer als die Rendite gewesen sein - moniert Bofinger in derZEIT"
Wer weiß, das ist so eine Sache, wenn man ständig an den Statistiken herumfingert. Das Wachstum wird ja aus dem inflationsbereinigten BIP berechnet und wie da herummanipuliert wird, ist ja bekannt (hedonische Berechnung usw.).
"- und bewies einmal mehr, dass er nicht mal das Buch gelesen hatte: denn es ist ja immer der Gewinn (Rendite) v o r Steuern entscheidend - und nie nach Steuern . ."
Wieso? Die Steuern stellen doch eine Art Umverteilung dar.
Verstehe ich von der Logik her nicht, ist das im Buch näher ausgeführt (ich habe es noch nicht gelesen)?
Ich schätze die Eskalation wird nicht als geordneter Umsturz kommen, sondern in Form von Verzweiflungstaten. Beantwortet mit der ganzen Härte der Herrschenden.
..dann fang doch mal an zu lesen - nicht nur Marx und Engels, dann bringst Du vielleicht bessere Erkenntnisse hier zu Tage!?
danke für die kritische anmerkung.
zum langem zeitraum möchte ich anmerken. bisher haben sich grundsätzlich die philosophischen als auch die ökonomischen entwicklungsformen des kapitalismus von marx und engels
bis heute bewahrheitet . langer beobachtungszeitraum hin oder her. es sind gesetzte . verläßt der das kapitalistische system diese nach immer mehr zu streben geht er unter.
das system kommunismus oder sozialismus ist in seiner durchsetzung viel komplizierter wenn überhaupt möglich . da selbst bei " gleichmacherei " es immer menschen geben wird die sich über andere menschen erheben werden.
der sozialismus ist bestimmt viel schwächer in seiner ökonomischen kraft. aber ist so viel wegwerfwirtschaft ökomomisch, geschweige ökologisch. die beschreibt marx schon in einen seiner werke. die vergeudung von umwelt und material.
nun bin ich kein studierter marxist , aber ich gehe schon mit offenen und kritischen augen durch die welt und habe auch beide systeme miterlebt . viele meiner überlegungen mußte ich schon in frage stellen.
vielen dank nochmals für die aufmerksamkeit
danke für den netten hinweis . was bitte soll ich lesen ?
die steuerschnörkelei . sie wird nichts ändern .
es ist interessant wohl sehr . aber ändern wird sich nichts .
die aktuelle weltpolitik zeigt dies ganz deutlich .
die köpfe werden sich die menschen einschlagen und einschlagen lassen. einlagen werden diejenigen , die dafür bezahlt werden . so ist es heute schon.
ich versuche schon viel zu lesen . viel erlese ich mir hier . dafür bedanke ich mich auch bei allen , die hie mitmachen.
Danke - nein, Genreith kenne ich noch nicht - aber gute Mathematiker zerpflücken eh auf 1 Seite (fast) alles, was hier so an ökonom. Theorien - insbes. der Zins - herumschwirrt. Schaue ich mir an.
ad) Bofinger - hier der Link zum Spiegel - in der Zeit wurde er gleich "zerlegt" ... weil er das Buch nicht mal gelesen hatte . . . Piketty`s Zahlenreihen über ca. 2 Jhdt. sind schon korrekt - es gab einen kurzen aber hefitigen Disput mit einen Journalisten der FT-GB , dessen Fehler dann Piketty wieder "zerriss" - also BIP-inflationsbereinigt - ehr klar. Und Fehler/Manipulation? Bei Piketty wohl kaum - weil er genau wusste, wie sein Buch in den Medien aufgenommen - und en detail "geprüft" werden würde - er hat auch alle Datenreihen online gestellt . . . d a s tut ja niemand vom Sachverständigenrat usw. Ja, hedonistisches BIP . . . gibts d o l l e aufgezirkelt von den Statistikern der USA.
Gewinn v o r Steuern:
was Bofinger monierte war eben der Gewinn nach Steuern - der lag in einigen Jahren zw. 1914-2013 unter der Wachstumsrate - aber es gab auch 2 Weltkriege + 1 grosse Rezession, ergo dessen eher nicht so vergleichbar mit den Jahren vor 1913.
Nein - vwl. und bwl. ist ausschliesslich der Gewinn vor Steuern relevant - international eben das EBIT (Earnings befor interest + taxes). Der Grund liegt darin - und ist auch korrekt - dass man bei internat. Vergleichen die unterschiedliche Steuersätze/-struktur neutralisieren will - und zjm 2. darin, dass natürlich der Gewinn vor Steuer DER erwirtschaftete Gewinn (bevor dann eben die KÖst usw. abezogen wird) ist. Das ist schon korrekt so.
Ergänzung: Bofinger - Spiegel http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/bofinger-wirft-piketty-schwere-fehler-vor-a-972643.html
Das hat schon was Abstossendes - zumal gerade Bofinger nicht wirklich ein Ökonom ist, der so "allwissend" und kompetent daherkommt ... ;-)
Danke - Genreith erwähnt es ja vollkommen korrekt:
- Bofinger sprach auch in einem Zeitungsinterview von "Mickey-Mouse-Modellen" ... die er aber selbst im SV-Rat in den Wachstumsprognosen anwendet - 2006 Prognose 1 % / real dann 3.6 %.
- Genreith macht das, was man auf bwl. Ebene in jeder PimperlgmbH hat: das Zusammenspiel von Bilanz + G/V + Casjflow-Statement . . . und wenn eben der ganze Finanzsektor = die Verschuldung aller Wirtschaftssektoren in den Modellen Bofingers... und der EZB fehlt . . . dann ist das nicht mal eine rechnerische Turnübung: Genreith schein dies ordentlich und korrekt anzugehen.
Merci
Falls hier noch nicht erwähnt:
Zur Politik und Ökonomie der Ungleichheit
http://verteilungsfrage.org/piketty/
Zunächst einmal vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.
Warum die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer, liegt daran, dass Kapital weltweit dort investiert werden kann, wo es die höchste Rendite abwirft. Die Arbeit des Einzelnen ist jedoch lokal gebunden und damit begrenzt und wird zudem permanent wegautomatisiert. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung rasant.
Die derzeit lokal begrenzten Konflikte werden zunehmen und wir steuern auf eine weitere Radikalisierung zu, die im Übrigen in Deutschland von rechts ausgehen wird. Die ersten Vorboten haben wir schon, wenn man beispielsweise nach Köln blickt.
Auch wenn unsere Politiker vehement zu vermeiden versuchen, dass wir weltwirtschaftlich gesprochen in eine vergleichbare Situation zu 1929 geraten steuern wir geradewegs darauf zu. Die Deflation greift um sich. Die Nullzinspolitik der Notenbanken hat sich erschöpft. Die deutsche Politik hat geglaubt, dass die von ihr praktizierte Austeritätspolitik im Inland keine Folgen haben wird. Eine Insel der Glückseligkeit mit Vollbeschäftigung wurde uns vorgegaukelt.
Wenn die nächste Finanzkrise kommt, dann wird mächtig scheppern im Karton. Meine Befürchtung ist nur, dass es wiederum das Prekariat ausbaden wird.
Danke.
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