Krieg und Terror überwinden

Terroranschläge von Paris Die deutsche Bundesregierung darf nach den Terroranschlägen von Paris Gewalt nicht mit Gegengewalt und der Einschränkung von Grundrechten beantworten.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW ist zutiefst schockiert und empört über den mörderischen Hass der Attentäter von Paris. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Angesichts des Terrors in Europa gedenken wir auch der Opfer in Beirut, beim Airbus-Absturz über dem Sinai und in Ankara sowie den unzähligen Toten und Verletzten in Syrien, im Irak, im Jemen oder Libyen. Wir appellieren nach den Terroranschlägen von Paris an die deutsche Bundesregierung, Gewalt nicht mit Gegengewalt und der Einschränkung von Grundrechten zu beantworten.

Trotz unserer Trauer dürfen wir uns vom sogenannten "Islamischen Staat" (IS) nicht provozieren lassen. Den IS militärisch besiegen zu wollen, ist eine Illusion. Wir rufen stattdessen dazu auf, Demokratie, Rechtsstaat sowie eine Kultur der Toleranz zu stärken. Diese Werte können nur durch gewaltfreie und präventive Handlungen geschützt werden. Die Reaktion der NorwegerInnen auf das Breivik-Attentat 2012 war nicht "mehr Hass, sondern mehr Liebe, mehr Offenheit und mehr Demokratie".

Eine wichtige Prävention islamistischen Terrors ist eine Willkommenskultur für Geflüchtete, die vor eben diesem Terror und vor dem Krieg aus ihren Heimatländern zu uns geflohen sind. Wenn wir diese Menschen aktiv und solidarisch in unsere Gesellschaft integrieren, können wir dem Extremismus den Nährboden entziehen. Dazu gehört auch Hilfe für die großen Flüchtlingslager im Nahen und Mittleren Osten. Wenn wir unsere europäischen Werte wie Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Toleranz und Gleichheit aber auf dem Altar von Sicherheit und Terrorbekämpfung opfern, haben die Extremisten am Ende triumphiert.

Wir lehnen militärische Interventionen ab, die Millionen Menschen das Leben kosten, ganze Regionen destabilisieren, zu weiteren Flüchtlingsbewegungen führen werden und dem IS gute Rekrutierungsbedingungen schaffen. Wir setzen uns ein für Frieden im Nahen und Mittleren Osten durch Verhandlungen und Waffenstillstände und fordern den Stopp von Waffenlieferungen in die Region. Wer den Terror überwinden will, muss der Spaltung zwischen Arm und Reich und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen entgegentreten, Kriege beenden und der Kriegslogik endlich eine Friedenslogik entgegenstellen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen, Friedensreferentin der IPPNW

Angelika Wilmen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden