„Kot & Köter“: Wie der Hund, so sein Feind

Tierliebe Wulf Beleites hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt und gibt nun ein Magazin für Hundehasser heraus. Sein Altherrenhumor ist allerdings wenig komisch
Ausgabe 16/2014

Es gibt eine journalistische Regel: Negativ-Titel sind bei Lesern so beliebt wie Hundekacke auf dem Kinderspielplatz. Deshalb gibt es auch kein Magazin mit dem schönen Titel Leben mit dem Krebs oder Hilfe, der Bauernhof stirbt. Aber jetzt kommt Wulf Beleites, und der will sich durch die Medien-Wuffis keinen Maulkorb verpassen lassen. Er erteilt den kunterbunten Hundemagazinen von Dogs bis zu Der Hund eine Absage und will – erst einmal ehrenwert – die Sache vom Schwanz aufziehen.

Wulf Beleites ist Chefredakteur des neuen Magazins Kot und Köter – Die Zeitschrift für den Deutschen Hundefeind. Nachdem er vor allerhand Jahren als Hundehasser durch einige Talkshows getingelt ist und dann in Vergessenheit geriet, träumt Beleites heute von einem Satire Heft, von einem Negativ-Hunde-Magazin, von einer Titanic für Kläffer.

Zur Klarstellung: Der Autor dieser Zeilen ist kein Hundefreund, und manchmal wünscht er sich, seine Tochter auf jene Hundehalter loszulassen, deren Tiere ihn anspringen, um deren Herrchen ebenfalls abzulecken und vor ihre Haustür zu kacken. Aber das kann ich ihr nicht antun. Trotzdem bin ich unschlüssig, wen ich lieber in einen Zwinger stecken würde: Eine wirklich gefährliche Bulldogge oder den zahnlos wutsabbernden Herrn Beleites, der sein Editorial mit einem Selfie schmückt. Er trägt Wolfsbart, im Hintergrund eine Kork-Pinnwand und eine „Möbel-Roller“-Leuchte. Alles sieht aus, als würde es sich bei seinem Heft um ein Resozialisierungsprojekt der Anstalt für manische Hundehasser handeln. Oder um das Zentralorgan eines Schrebergärtnerverbands, Titel Unsere Gegend bleibt sauber – Gartenzwerge statt Wuffis!!

Auf fast jeder Seite zitiert Beleites Tucholskys Aphorismen über Satire. Was aus seiner eigenen Feder kommt, sind allerdings nur naheliegendeHunde-Hasser-Banalitäten: Er will „bissig“ sein, thematisiert die Nazis und ihre Köter, porträtiert Nuttenpudel, serviert Hunde-Rezepte und geilt sich an „Möpsen“ auf. Wer Blondinenwitze mag, steht wahrscheinlich auch auf Beleites’ Blondi-Humor. Er plappert über Hunde wie Waldi (Kein Hund!) Hartmann über Fußball. Beleites’ Witz ist so derb-deutsch wie ein Schäferhund. Titanic geht anders, und modernes Hunde-Versenken erst recht.

Kot und Köter würde am liebsten mit der Kalaschnikow durch die Wohnblocks von Neukölln jagen und hat dabei mehr Hundescheiße an den Hacken als ein Marathonläufer, der im Tiergarten trainiert. Kot und Köter will Kampfhunde verbieten und geriert sich dabei nicht minder blutrünstig und asozial als diese. Wenn Negativ-Titel an den Kiosken nicht so schlecht laufen würden, könnte Kot und Köter mich herausfordern, eine Satire-Zeitschrift gegen schlechten Humor herauszugeben. Ich bin kein Hundefreund, aber ich kann nicht anders, als diesen Hundefeinden in den Hintern zu beißen und ihnen zuzurufen: Wie die Hunde, so ihre Hasser – beide sind mir unsympathisch. Hey, Herr Beleites, lesen Sie noch mal bei Tucholsky nach, der hat nämlich auch geschrieben: „Das Ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nützen.“ Oder: „Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.“

Axel Brüggemann ist das letzte Mal vor drei Tagen in Hundekot getreten – aber seine Wut hat sich längst gelegt

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Geschrieben von

Axel Brüggemann

Journalist und Autor in Wien und Bremen.

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