Lasst uns mehr Neiddebatten führen!

Verteidigung Der Neid hat einen schlechten Ruf. Das ist ungerecht – tatsächlich ist er eine wesentliche Triebkraft der Gesellschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2016
Neid ist kein Fehler der Schöpfung, sondern eine Notwendigkeit der Evolution
Neid ist kein Fehler der Schöpfung, sondern eine Notwendigkeit der Evolution

Foto: Martin/Fox Photos/Getty Images

Der Neid ist unsagbar hässlich. Ihm wächst eine Schlange aus dem Maul, die sich so lange windet, bis sie ihm ins Auge schauen kann. Sein Ohr ist so groß, dass kein Klatsch ihm entgeht, seine Haut angefressen. Der Neid trägt einen Beutel Geld in der Hand und steht auf lodernden Flammen. So hat ihn Giotto bereits im Jahr 1300 illustriert: ehrgeizig, unsympathisch, widerlich. Eine Hauptsünde der Menschheit, ein Übel der göttlichen Kreatur, des sich schon bei Kain und Abel offenbarte. Die Amerikaner nennen ihn the green eyed monster, das grünaugige Monster, in der Kunstgeschichte wird er wahlweise durch eine Schlange oder eine Kröte dargestellt. Er gilt als emotionaler Urfehler des Menschen, wird gesellschaftlich geächtet und kulturell geschm