Mythische Zeichen

Castor Keine Bewegung ­produziert so wirkungsvolle Bilder wie die der Anti-Atom-­Proteste. Ihre Ikonographie gehört längst zum festen Zeicheninventar der Republik
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Wenn es so etwas wie ein Wesen der Atomenergie gäbe, von der Gewinnung bis zur Endlagerung des Mülls, läge das in ihrer Unsichtbarkeit. Die zivile Kernspaltung ist nicht zu sehen, nicht zu riechen, nicht zu schmecken. Störfälle in Reaktoren werden so gut wie möglich vertuscht. Der Atommüll rollt in nächtlicher Dunkelheit durch Deutschland. Ziel der Atomlobby ist, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Genau das wollen die Atom-Gegner ändern. Ihnen geht es darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen, oder, wie man in der Protestsprache sagt, ein Zeichen zu setzen. Die Semiotik würde präzisieren: ein ikonografisches Zeichen. So wie wir uns die Sonne als Kreis mit strahlenförmigen Linien ausmalen, denken wir uns die Atomenergie als ein Dreie