Perverse Liebe

Oper Katharina Wagner schraubt in Bayreuth am Mythos von „Tristan und Isolde“. Das Festspielhaus wird diesen Sommer endlich wieder zur Prüfwerkstatt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2015

Sich ein Leben lang mit Richard Wagner beschäftigen zu müssen, ist auch kein Spaß. Katharina Wagner hat diesen Job in die Wiege gelegt bekommen: aufgewachsen im Festspielhaus, am Mittagstisch mit den großen Wagner-Regisseuren und -Dirigenten, umzingelt vom Familienwahn. Logisch, dass so jemand sich nicht lange mit dem platten Mythos einer Oper wie Tristan und Isolde aufhält. Kein Liebeskitsch, keine orgiastische Todessehnsucht. Sie reduziert ihre Bühnensprache bis zum Maximum: Dunkelheit, Dreieckskonstellation – ein düsterer Abgesang, ein fünfstündiger Liebesqual-Tod. Eine Inszenierung wie ein iPhone: kein Knopf zu viel. Und damit auch ein Gegenentwurf zu ihren Bayreuther Meistersingern, in denen sie noch 2007 eine schrille Revue um Alt-68