Takt der Arbeit

Relativ Seit Einführung des Mindestlohns versuchen die Arbeitgeber, in 60 Minuten immer mehr reinzupacken. Wir müssen neu definieren, was Arbeitszeit ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2015
Arbeitsmarkt à la Ben Hur: Wer das Pensum nicht schafft, muss über Bord und wird ersetzt
Arbeitsmarkt à la Ben Hur: Wer das Pensum nicht schafft, muss über Bord und wird ersetzt

Foto: AGD/Imago

Das Perfide an der Zeit ist, dass sie so tut, als wäre sie eine objektive Größe. Dabei ist sie vollkommen relativ. Dass eine Stunde 60 Minuten dauert, ist für unser Zeitempfinden oft egal: Mal vergeht sie wie im Flug, mal kommt sie uns unendlich vor. Zeit ist Definitionssache. Und eine ihrer vielen Definitionen ist der Mindestlohn. Er legt eine Art Wechselkurs für 60 Arbeitsminuten fest und bestimmt, dass ihr Wert mindestens 8,50 Euro betragen muss. Doch selbst diese staatlich verordnete Objektivierung ist kein Schutz vor der Relativitätsfalle. Im Gegenteil, nie hat eine Gesellschaft so vehement um die Definition einer Stunde gerungen wie heute.

Seit Einführung des Mindestlohns beobachten wir, wie Arbeitgeber der Zeit eine weitere, qualitative Definition h