Es wird das gedruckte Buch verdrängen, unken die Pessimisten. Es wird sich nicht durchsetzen, weil ihm die Sinnlichkeit fehlt, ätzen die Ästheten. Sein Nutzwert wird letztlich die Lesekultur stärken, frohlocken die Optimisten. Fakt ist: Auch nach zehn Jahren Debatte ist das E-Book noch weit davon entfernt, eine marktverändernde Wirkung zu entfalten. Gerade mal ein halbes Prozent vom gesamten US-Bücherumsatz (immerhin 113 Millionen Dollar) entfielen 2008 auf elektronische Bücher.
Aber der Markt für E-Books wächst – und damit auch der für elektronische Lesegeräte. Wurden 2008 weltweit eine Million Reader verkauft, rechnet die Branche für dieses Jahr mit bis zu 5 Millionen verkauften Geräten. Allein 800.000 davon möchte der Online-Buchhändler Amazon los werden, der derzeit mit Konkurrent Sony zusammen 95 Prozent des Reader-Markts beherrscht. Das Bohei um den Amazon-Reader Kindle – den es nun auch hierzulande geben soll – verschleiert aber, dass es über ein Dutzend Alternativen gibt. Wie zum Beispiel den linuxbasierten Txtr der deutschen Firma Wizpac, die mit einer eigenen Online-Community am Start ist: Die Nutzer können untereinander digitale Inhalte tauschen und diese auf den Txtr oder andere Geräte laden. Das Lesegerät wird auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt und soll ab Dezember auf dem Markt sein. Es unterstützt sowohl den offenen E-Book-Standard EPUB als auch die gängigen Formate PDF, TXT und andere. Auch eine Öko-Variante für die Loha-Gemeinde soll es bald geben. Der koreanische Elektronikkonzern LG, bislang eher für Haushaltsgeräte bekannt, möchte auch ins E-Buch-Geschäft einsteigen und kündigt einen solarbetriebenen Reader an.
Das nächste große Ding scheinen freilich „vooks“ zu sein – so nennt die New York Times Versuche, digitalisierte Texte mit Videos und Webfeatures für die Generation I-Pod aufzuhübschen. Nach einem deutschen Wort für diese hybriden Bücher wird noch gesucht. Wie wär’s mit Web + Bücher = Wücher? Die Times sieht das E-Book dennoch in der „Napster-Falle“ – gibt es doch die Mehrzahl der zum Kauf angebotenen Bücher auch als Raubkopien. Höchste Zeit also, dass Verlage und Gerätehersteller ein einfaches, nutzerfreundliches „I-Tunes für Texte“ entwickeln. Wie man es auch machen kann, zeigt der Contumax-Verlag aus Berlin. Sein Buch zum Erfolg der Piratenpartei kann man kostenlos als PDF downloaden, aber auch in altmodischer Papierform für 19,90 Euro beim Buchhändler erwerben.
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