Dreist gegen dreister

Dokumentarfilm Mit Chuzpe stellen die US-Aktionskünstler The Yes Men die menschenverachtenden Praktiken von Konzernen und Politik bloss. Jetzt planen sie einen neuen Film.

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The Yes Men, die aktuell unter den Pseudonymen „Andy Bichlbaum“ und „Mike Bonano“ agieren, und von vielen Gleichgesinnten unterstützt werden, machen Occypy auf ihre Weise – mit bösem Humor hart an der Grenze, aber getrieben von Humanität und einem starken Gerechtigkeitssinn. mit dem Mut der härtesten investigativen Journalist/innen, aber mit viel Spaß dabei. Jetzt planen sie einen neuen Dokumentarfilm, in dem sie wieder mit falschen Identitäten die Welt der Mächtigen zum Narren halten und Korruption anprangern - The Yes Men Are Revolting.*

Vor gut zwei Jahren hatten sie zum ersten Mal in weiteren Kreisen aufsehen erregt, als sie ihren zweiten Film nach The Yes Men (2003), The Yes Men Fix the World veröffentlichten (hier zu sehen, auf der Sharing-Plattform Vodo runterzuladen).

Im ersten Film hatten sie sich als Vertreter der WHO ausgegeben, jetzt spannen sie die Idee mit unglaublicher Dreistigkeit und ebenso unglaublichem Erfolg weiter und schleusten sie sich in Konzerne, große Medienhäuser und hohe Regierungsstellen ein, um Korruption und Menschenverachtung bloßzustellen. Sie gaben sich u.a. als Vertreter dieser Organisationen aus und teilten auf Veranstaltungen und vor den Medien mit, wie Dinge ihrer Meinung nach im Sinne einer gerechteren Welt laufen sollten. So traten sie in der BBC als Sprecher des US-Chemiekonzerns Union Carbide / Dow Chemical auf, um zu verkünden, dass die Opfer des von ihnen verursachten schweren Unglücks im indischen Bhopal 1984 endlich die Kompensation bekommen würden, die ihnen zustehe, oder boten auf einer Messe als vermeintliche Vertreter des US-Konzerns Haliburton, der als extrem rücksichtslos gilt, Überlebensbälle an, mit denen man sich keine Gedanken mehr um Umweltverschmutzung und Klimawandel machen müsse.

Seitdem haben sie sich nach eigenen Angaben auf ihr Yes Lab konzentriert, wo sie andere Leute anstiften, politisch relevanten Unfug zu treiben, um eine neue Generation politischer Aktionskünstler/innen heranzuziehen. Ganz sicher gab es auch den einen oder anderen nicht unerheblichen Rechtsstreit durchzustehen, u.a. mit der US-Handelskammer, deren Machenschaften sie im Visier hatten. Auch im neuen Film The Yes Men Are Revolting soll es wieder darum gehen zu zeigen, “warum wir unsere System, in dem die Konzerne vorrang haben, verändern müssen, und was passiert, wenn wir das nicht tun.” Diesmal soll u.a. die Tatsache im Mittelpunkt stehen, dass große US-Konzerne dem Staatssäckel Milliarden an Steuern vorenthalten, in den USA gerade ein heiß diskutiertes Thema. Zudem wollen die Protagonisten auch eine Anleitung zum Handeln geben, mit der jede/r die Welt retten und auch noch Spaß dabei haben kann. Das erste gute Werk kann man tun, indem man hilft, den Film über Kickstarter zu finanzieren, und / oder einfach weiter auf das Projekt aufmerksam macht.

* Wortspiel aus "revolting" (=abstoßend) und "to revolt" (=auf die Barrikaden gehen)


Yes Men Website
Seite bei Kickstarter (English)

Zuerst veröffentlicht auf Popkontext.de

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Popkontext

Journalistin, Bloggerin, DJ, Fotografin - Kultur, Medien, Politik, Sprache // Websites: popkontext.de / wortbetrieb.de

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