Die Ränder der Geschichte

TRAVESTIE ODER KOMMENTAR Jewgeni Popow und Vladimir Sorokin bewältigen die Vergangenheit mit unterschiedlichen Verfahren
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Die Geschichte machte in den letzten Jahren viel von sich reden. Trotz proklamierten Endes vervielfältigte sie sich geradezu und nahm verschiedenste Gestalt an. So tauchte ihr Mantel auf (der gespensterhaft vorbeistreifte), es wurden ihre Treppenwitze erzählt (die spätes, leicht hämisches Lachen hervorriefen) und nicht zuletzt kamen auch die Fußnoten der Geschichte zur Sprache. Nun ist es mit den Fußnoten so eine Sache: Sie gehören zur Sorte Nebentext, und das bedeutet für die Subjekte, die darin abgehandelt werden, dass sie sich im buchstäblichen Sinne an den Rand gedrängt sehen.

Als Beschreibung eines Lebensgefühls dürfte das den mittleren Osteuropäer ziemlich genau treffen: Sein Alltagsleben ist zur Fußnote neben gro